EditorialProf. Dr.med. Drs.h.c. Hans-Jürgen Möller, München

Neue Nomenklatur für Psychopharmaka

EditorialProf. Dr. Dr. h.c. Peter Riederer für den Vorstand von GESENT e.V.

 

„Psychopharmakotherapie“ Publikationsorgan von GESENT e.V.

(Deutsche Gesellschaft für experimentelle und klinische Neuro-Psychopharmako-Therapie e.V.)

ÜbersichtTillmann H. C. Krüger, Hannover

Antidepressive Behandlung und sexuelle Funktionen: Stellenwert des neuen Antidepressivums …

Depressive Störungen sind von erheblicher gesundheitlicher, sozialer und ökonomischer Relevanz. Die Lebenszeitprävalenz ist mit mindestens 16% sehr hoch. Neben gedrückter Stimmung und Antriebsmangel können sich insbesondere Interessensverlust und Freudlosigkeit (Anhedonie) auch in Form einer sexuellen Lustlosigkeit (sexuelle Anhedonie) und anderer sexueller Funktionsstörungen bemerkbar machen. Je nach Studie und Schweregrad der depressiven Erkrankung sind sexuelle Dysfunktionen in 50 bis 70% der Fälle zu beobachten. Durch eine erfolgreiche Behandlung einer Depression ist prinzipiell auch eine Verbesserung eventuell gestörter sexueller Funktionen zu erwarten. In vielen Fällen trifft dies jedoch nicht zu und neben morbogen verursachten sexuellen Problemen können unerwünschte Effekte einer antidepressiven Behandlung auftreten. Diese werden von Patienten häufig als störend empfunden und führen oft zu mangelnder Adhärenz. Sexuelle Probleme gilt es feinfühlig und sorgsam zu eruieren. Zudem sollte besonderes Augenmerk auf die Wahl einer geeigneten Pharmakotherapie gelegt werden, da Antidepressiva auf sehr unterschiedliche Weise sexuelle Funktionen beeinflussen können. Vor allem Agonisten am 5HT2C-Rezeptor, anticholinerge und alpha-1-antagonistische Effekte haben sich bezüglich der sexuellen Funktion als nebenwirkungsträchtig erwiesen. Einige der neuen Antidepressiva umgehen diesen Wirkungsmechanismus, indem sie beispielsweise primär auf das noradrenerge und dopaminerge Transmittersystem wirken. Auch das kürzlich zugelassene multimodale Antidepressivum Vortioxetin mit wiederum sehr differenziellen Effekten auf das serotonerge System zeigt in ersten klinischen Studien ein günstiges Profil in Bezug auf sexuelle Funktionen.
Schlüsselwörter: Vortioxetin, Antidepressiva, Sexualität, sexuelle Dysfunktion
Psychopharmakotherapie 2015;22:118–26.

FlaggeEnglish abstract

Antidepressant treatment and sexual functions: The role of the novel antidepressant Vortioxetin

Depressive disorders are of considerable health, social, and economic relevance. The lifetime prevalence of these disorders is at least 16%. Often noticed beside loss of interest and motivation is the loss of interest in sexual activities and disturbed sexual functions. Depending on the study and severity of depressive disorder assessed, between 50–70% of cases also present with associated sexual disorders. An improvement in associated sexual dysfunction can be expected through successful treatment of the overlying depressive disorder. In many cases however this does not occur and treatment with antidepressants can cause further difficulties in sexual function. These difficulties are often experienced as disturbing by the patients and result in treatment non-compliance. Sexual disorders are of a sensitive nature and are often challenging to discuss. To that effect, special attention should be paid to an appropriate and personal antidepressant therapy, as antidepressants can affect sexual function in patients differently. Agonists on the 5HT2C-receptors, and anticholinergic and α1-antogonistic effects were proven to have negative side effects on sexual functioning. Several new antidepressants avoid these side effects by functioning through the dopaminergic and noradrenergic transmitter systems. Recently the new multimodal antidepressant Vortioxetine was introduced on the market. It has differential serotonergic properties with agonistic and antagonistic effects as well as serotonine reuptake inhibition and shows beneficial properties with regard to sexual functions.

Key words: Vortioxetine, antidepressants, sexuality, sexual dysfunction

ÜbersichtHans-Peter Volz, Werneck

Lurasidon – ein neues atypisches Antipsychotikum

Lurasidon ist ein starker Antagonist des Dopamin-D2- und des Serotonin-5-HT2A-Rezeptors. Daneben interagiert die Substanz mit dem 5-HT1A- und dem 5-HT7-Rezeptor, was antidepressive und prokognitive Effekte auslösen kann. Die Substanz wird deutlich über CYP3A4 metabolisiert, sodass sich Interaktionen mit Hemmern und Induktoren dieses Enzyms ergeben. Die Effektivität gegenüber Placebo ist eindeutig gezeigt, auch zeigte sich in Akutstudien eine vergleichbare Effektivität wie für Quetiapin und Olanzapin, allerdings praktisch ohne Veränderung metabolischer Parameter. In einer Langzeitstudie war Lurasidon effektiver als Quetiapin. Die Substanz weist im Vergleich zu zahlreichen anderen Atypika ein günstiges Nebenwirkungsprofil auf.
Schlüsselwörter: Lurasidon, D2-Antagonist, 5-HT2A-Antagonist, CPY3A4, Nebenwirkungen
Psychopharmakotherapie 2015;22:127–35.

FlaggeEnglish abstract

Lurasidone

Lurasidone is a strong inhibitor of the dopaminergic D2- and the serotonergic 5-HT2A-receptor. The compound also interacts with the 5-HT1A- and the 5-HT7-receptor, these properties might be responsible for the antidepressive and procognitive effects. The compound is heavily metabolized via CYP3A4 thus causing interactions with inhibitors and inducers of this enzyme. The efficacy compared to placebo is well proven, in acute trials a comparable efficacy to quetiapine and olanzapine could be demonstrated. In contrast to these compounds, lurasidone practically caused no changes in metabolic parameters. In a long-term study lurasidone was more effective than quetiapine. Overall, the compound showed a preferable side-effect profile compared to other atypical antipsychotics.

Key words: Lurasidone, D2-antagonist, 5-HT2A-antagonist, CPY3A4, side-effects

OriginalarbeitGerd Laux, Haag/München, Bettina Barthel, München, Göran Hajak, Bamberg, Matthias Lemke, Hamburg, und Hans-Peter Volz, Werneck

Wirk- und Verträglichkeitsprofil des Antidepressivums Agomelatin in der täglichen Praxis

Gepoolte Analyse von vier nichtinterventionellen Studien

Agomelatin ist das erste melatonerge Antidepressivum und wurde in zahlreichen randomisierten, kontrollierten sowie in nichtinterventionellen Studien umfassend untersucht. Die vorliegende gepoolte Analyse basiert auf Daten von vier nichtinterventionellen Studien, die deutschlandweit zur Untersuchung der Effektivität und Verträglichkeit von Agomelatin (25–50 mg/Tag) unter Bedingungen der täglichen Praxis durchgeführt wurden (2009–2013). Insgesamt wurden Daten von 9601 Patienten mit der Diagnose einer Depression, die von Psychiatern und Hausärzten behandelt wurden, in die vorliegende gepoolte Auswertung eingeschlossen. Analysen erfolgten nach 3 Monaten (Gesamtpopulation), 6 und 12 Monaten (Teilpopulationen). Die Mehrzahl der Patienten (71,9%) litt an psychiatrischen Begleiterkrankungen, 60,1% waren bereits mit Antidepressiva vorbehandelt. Eine Komedikation mit anderen Antidepressiva erfolgte bei 18,9% der Patienten, mit anderen psychotropen Arzneimitteln bei 31,9%. Nach 12 Wochen erhielten 67,8% aller Patienten 25 mg Agomelatin, 31,5% nahmen zwei Tabletten (50 mg) ein. Die depressive Symptomatik verbesserte sich anhand der Clinical-Global-Impression-Skala (CGI) im Sinne einer Response bei 78,7% (CGI-I ≤2) und Remission bei 34,5% (CGI-S =1 oder 2) aller Patienten. Bei 5,32% der Patienten (n=511) traten über 12 Wochen unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auf; Kopfschmerzen (0,92%), Übelkeit (0,75%), Schwindel (0,54%) und Unruhe (0,45%) wurden am häufigsten berichtet. Bei 18 Patienten (0,19%) wurden schwerwiegende UAW (sUAW) dokumentiert. Insgesamt zeigten 49 Patienten (0,5%) der Gesamtpopulation einen klinisch relevanten Transaminasenanstieg (GPT =ALT bzw. GOT =AST >3-fach über Normwert), wovon 19 Patienten (0,2%) bereits bei Studienbeginn erhöhte Transaminasen aufwiesen. Ein Patient (0,03%) entwickelte eine Hepatitis mit Ikterus, die nach Absetzen von Agomelatin reversibel war. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Transaminasenerhöhungen traten vorwiegend zu Beginn der Behandlung auf. Unter Agomelatin-Behandlung blieben Gewicht und BMI unverändert. Die Ergebnisse der vorliegenden gepoolten Analyse belegen an einer großen Zahl nicht selektierter Patienten die gute Verträglichkeit von Agomelatin sowie die Symptomverbesserung bei heterogenen und für den Praxisalltag typischen depressiven Patienten.
Schlüsselwörter: Agomelatin, Depression, gepoolte Analyse, Effektivität, Verträglichkeitsprofil, Transaminasen
Psychopharmakotherapie 2015;22:136–47.

FlaggeEnglish abstract

Effectiveness and tolerability of the antidepressant agomelatine in daily practice – Pooled analysis of four non-interventional studies

In randomized, double-blind, placebo-controlled and head-to-head studies the melatonergic MT1-/MT2-agonist and selective 5-HT2C-antagonist agomelatine has shown antidepressant efficacy and a favorable tolerability profile. In order to provide further evidence concerning the antidepressant effect and tolerability in daily practice, a pooled analysis was performed, based on the data of four non-interventional-studies with agomelatine (25–50 mg/day) in Germany (2009–2013). In total, the data of 9,601 patients with the diagnosis of major depression, treated by psychiatrists and general practitioners, were included into the analysis. Main analysis of the total population was performed after 12 weeks, subpopulations were analyzed after 24 and 52 weeks.

71.9% of the patients had concomitant psychiatric diseases, 60.1% were already pretreated with other antidepressant drugs. 18.9% of patients had co-medication with other antidepressants, 31.9% with other psychotropic medication. 67.8% were treated with 25 mg agomelatine after 12 weeks, 31.5% received 2 tablets (50 mg). Depression improved according to Clinical Global Impression (CGI) with response in 78.7% (CGI-I ≤2) and remission in 34.5% (CGI-S =1 or 2) of patients. During 12 weeks of treatment, adverse drug-reactions (ADR) were reported in 5.32% of the patients (n=511), with headache (0.92%), nausea (0.75%), dizziness (0.54%) and restlessness (0.45%) being the most frequently reported ADR. For 18 patients (0.19%) serious adverse drug-reactions (sADR) were documented. Overall 49 patients (0.5%) of the total population showed transaminase-elevations (ASAT/ALAT >3 times upper normal value), thereof 19 patients (0.2%) already had preexisting elevations at study-start. One patient (0.03%) developed hepatitis with jaundice (week 12–24), which was reversible after discontinuation of agomelatine. ADR and liver-enzyme-elevations predominantly occurred within the first weeks of treatment. Mean weight and body mass index (BMI) remained unchanged.

The presented pooled data confirm that agomelatine is well tolerated and effective in treating a heterogeneous population of depressed patients which are representative for daily practice.

Key words: Agomelatine, major depression, pooled-analysis, effectiveness, tolerability, transaminases

OriginalarbeitMoritz Eric Wigand, Christine Hertle und Karl Bechter, Ulm/Günzburg

Kombinationstherapie Aripiprazol plus Olanzapin – eine Option bei therapieresistenten Symptomen …

Die psychopharmakologische Behandlung therapieresistenter Symptome schizophrener Psychosen stellt Behandler vor große Herausforderungen, weil ein pragmatisch-polypharmazeutisches Herangehen gängige Praxis ist, hierfür aber in den meisten Fällen keine belastbare Evidenz vorliegt. Es gibt in der Literatur Hinweise für die Sinnhaftigkeit der Kombination von Aripiprazol und Olanzapin sowohl bezüglich der Wirkung wie auch bezüglich der unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). In dieser retrospektiven klinischen Beobachtungsstudie wurden die Daten von 18 Patienten (4 weiblich, 14 männlich, Alter 19–47 Jahre, mittlere Erkrankungsdauer 6 Jahre) erhoben, die auf einer Spezialstation für jüngere Patienten mit Schizophrenie mit der Kombination Olanzapin/Aripiprazol behandelt wurden. Es zeigte sich im Vergleich vor und nach Beginn der medikamentösen Kombinationstherapie eine deutliche klinische Besserung bezüglich schizophrener Symptome.
Schlüsselwörter: Schizophrenie, Therapieresistenz, Polypharmazie, Aripiprazol, Olanzapin
Psychopharmakotherapie 2015;22:148–52.

FlaggeEnglish abstract

Combination therapy olanzapine plus aripiprazole – an option for the treatment of therapy-resistant symptoms of schizophrenia?

The psychopharmacological treatment of therapy-resistant symptoms of schizophrenia is a great challenge for psychiatrists, because this problem is usually approached with a pragmatic and polypharmaceutical medical treatment, for which evidence is lacking. There is some evidence that the combination of olanzapine and aripiprazole has advantages regarding symptom control and side effects. In this retrospective clinical case series we collected data from 18 subjects (4 female, 14 male, aged 19–47 years, mean duration of illness 6 years) who were treated on a specialized ward for younger patients with schizophrenia, receiving the combination of olanzapine and aripiprazole. Comparing schizophrenic symptoms before and after treatment, a clinical improvement could be detected.

Key words: Schizophrenia, therapy resistance, polypharmacy, aripiprazole, olanzapine

OriginalarbeitStefan Poljansky, Kerstin Sander, Sissi Artmann, Wasserburg am Inn, und Gerd Laux, Haag i. OB/München

Psychopharmakotherapie bei gerontopsychiatrischen stationären Patienten

Werden die Empfehlungen der PRISCUS-Liste umgesetzt?

Einleitung: Bedingt durch Multimorbidität und Polypharmazie verbunden mit Einschränkungen der renalen und hepatischen Funktion sind ältere Patienten anfälliger für durch Medikamente ausgelöste Nebenwirkungen. Für den deutschen Sprachraum wurde daher 2010 die sogenannte PRISCUS-Liste veröffentlicht, in der insgesamt 83 Arzneistoffe als potenziell inadäquat für ältere Patienten bewertet wurden. Ziel der vorliegenden Studie war es, für den Bereich der gerontopsychiatrischen stationären Versorgung anhand einer Stichprobe das tatsächliche Verordnungsverhalten von Psychopharmaka diagnosespezifisch abzubilden, Häufigkeiten der Verschreibung potenziell inadäquater Medikation anzugeben sowie die Empfehlungen der PRISCUS-Liste dem tatsächlichen Verordnungsverhalten gegenüberzustellen. Methoden: Es erfolgte eine Analyse mittels Auswertung von Daten der Basisdokumentation in der Psychiatrie (BADO) von gerontopsychiatrischen Patienten, die zwischen 2008 und 2012 in zwei Bezirkskrankenhäusern stationär behandelt wurden. Ergebnisse: In die Analyse gingen Daten von 8324 Patienten ein. Die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva und Antidementiva erfolgte in großer Übereinstimmung mit den Empfehlungen der PRISCUS-Liste. Hingegen fanden bei der antipsychotischen Therapie mit Haloperidol und Olanzapin auch Wirkstoffe, die in der PRISCUS-Liste als potenziell inadäquate Medikation (PIM) genannt werden, gehäuft Verwendung (Platz 3 und 4 der Verordnungshäufigkeit antipsychotischer Medikamente in der Gesamtgruppe aller Patienten). Seltener, jedoch mit einer Verordnungshäufigkeit von 1,7% in der Gesamtgruppe aller Patienten wurde auch das in der PRISCUS-Liste als PIM aufgeführte antipsychotische Reservemedikament Clozapin angewandt. Bei 91% der Patienten, die ein als PIM klassifiziertes Psychopharmakon während ihres stationären Aufenthalts erhalten hatten, war zum Entlasszeitpunkt eine Besserung ihres Zustands eingetreten. Diskussion: Aufgrund klinikspezifischer Verordnungsmuster erlaubt vorliegende Untersuchung keine Verallgemeinerung der Aussagen auf die Gesamtheit der Verordnungen in Deutschland. Inwieweit die PRISCUS-Liste für den in der Gerontopsychiatrie tätigen Arzt wirklich hilfreich ist, kann diskutiert werden. Wesentliche Bausteine der Psychopharmakotherapie wie therapeutisches Drug-Monitoring, Vermeidung von Polypharmazie sowie Beachtung von pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Grunddaten der verordneten Präparate dürfen jedoch neben der Beachtung von Medikamenten-Listen nicht außer Acht gelassen werden.
Schlüsselwörter: PRISCUS-Liste, potenziell inadäquate Medikation, Gerontopsychiatrie.
Psychopharmakotherapie 2015;22:153–64.

FlaggeEnglish abstract

Prescribing of potentially inappropriate medications in old aged psychiatric in-patients – Are the recommendations of the PRISCUS list implemented?

Introduction: Due to elevated morbidity and polypharmacy geriatric patients have a greater susceptibility to adverse drug events. In 2010 a preliminary list of drugs potentially inappropriate for elderly patients (Potentially inappropriate medications in the elderly: The PRISCUS List) had been developed specifically for use in Germany. Aim of this study was to picture the actual prescribing pattern of psychotropic drugs in old aged psychiatric in-patients and, in particular, to present the incidence of prescribing potentially inappropriate drugs.

Methods: Data were collected for all patients aged 65 years or older in a German psychiatric state hospital for a period from 2008 until 2012 using the psychiatric basis documentation system (BADO).

Results: Data of 8,324 patients were analysed. Prescribing of antidepressants and anti-dementia drugs is in good accordance to the recommendations of the PRISCUS list, whereas the situation in prescription of antipsychotic drugs is complex with haloperidol and olanzapine capturing rank three and four in frequency of prescription. Ninety-one percent of the patients that had received a psychotropic drug classified as potentially inappropriate during their hospital stay were classified as ameliorated at the time of discharge from hospital.

Discussion: Besides considering lists with potentially inappropriate drugs other strategies such as therapeutic drug monitoring, avoidance of polypharmacy and knowledge of cytochrome P 450 interactions should be noticed in the treatment of old aged psychiatric in-patients with psychotropic drugs.

Key words: PRISCUS list, potentially inappropriate medication, geriatric psychiatry

ArzneimitteltherapiesicherheitHolger Petri, Bad Wildungen*

Analyse von CYP450-Wechselwirkungen: kleiner Aufwand, große Wirkung

Das Interaktionspotenzial der Acetylcholinesterase-Hemmer (Antidementiva)

Für die Bewertung des pharmakokinetischen Interaktionspotenzials der Acetylcholinesterase-Hemmer (Antidementiva) Donepezil, Galantamin und Rivastigmin ist die Affinität zu den Cytochrom-P450(CYP)-Isoenzymen 2D6 und 3A4 von maßgeblicher Bedeutung. In der Interaktionstabelle (Tab. 1) wird das Verhalten der drei Substanzen zu den beiden Cytochrom-P450-Isoenzymen dargestellt.
Psychopharmakotherapie 2015;22:165–8.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Opioid-Abhängigkeit

Substitutionstherapie mit retardiertem Morphin

Methadon ist in Deutschland das am häufigste verwendete Ersatzpräparat bei Opioid-Abhängigkeit. Seit April steht mit retardiertem Morphin eine Alternative für die orale Substitutionstherapie zur Verfügung, die am 24. März im Rahmen einer Pressekonferenz von Mundipharma vorgestellt wurde. Die Wirksamkeit ist mit der von Methadon vergleichbar, Vorteile ergeben sich bei Verträglichkeit und verringertem Substanzverlangen. Vor allem die Haltequote scheint unter retardiertem Morphin länger als unter Methadon zu sein, sodass die Aussichten auf eine soziale und berufliche Eingliederung der Patienten weiter verbessert werden.

Referiert & kommentiertPriv.-Doz. Dr. Dieter Angersbach, Wolfratshausen

Akute Agitiertheit

Sublinguales Asenapin führt schnell zum Abklingen der Erregung

In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie erhielten Patienten mit akuter Agitiertheit, die in einer psychiatrischen Notfallstation um Hilfe baten, eine Einzeldosis sublinguales Asenapin oder Placebo, um zu untersuchen, ob Asenapin die Agitiertheit verringert. Primärer Wirksamkeitsparameter war die Änderung des Scores der Positive and Negative Syndrome Scale–Excited (PANSS-EC) vom Einschluss bis zwei Stunden nach Einnahme der Studienmedikation. Nach zwei Stunden war der PANSS-EC-Score unter Asenapin im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert (p<0,001). Bereits nach 15 Minuten war die Differenz zwischen Asenapin und Placebo signifikant (p<0,002). Während des Untersuchungszeitraums gab es keine spontanen Berichte unerwünschter Wirkungen.
Mit einem Kommentar von Priv.-Doz. Dr. Dieter Angersbach, Wolfratshausen

Referiert & kommentiertDr. Alexander Kretzschmar, München

Adhärenz als Erfolgsfaktor in der ADHS-Therapie

Naturalistische Daten aus dem deutschen Versorgungsalltag

Mit einer stabilen und guten Adhärenz kann es bei Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auch in schwierigen Phasen gelingen, dass die Betroffenen weiter von einer effektiven Pharmakotherapie profitieren. Adhärenzprobleme sind gerade bei Jugendlichen bislang kaum systematisch erforscht. Prof. Michael Huss, Mainz, stellte hierzu auf der DGKJP-Jahrestagung erste Daten aus dem deutschen Versorgungsalltag vor. In der naturalistischen Vergleichsstudie war die Adhärenz unter retardiertem Methylphenidat mit rund 76% signifikant besser als unter der zweimal täglichen Einnahme von kurzwirksamem Methylphenidat mit 44%.

Referiert & kommentiertReimund Freye, Baden-Baden

Depressionen

Lebensfreude in therapeutische Überlegungen einbeziehen

Auf einem von Servier unterstützten Symposium auf dem DGPPN-Kongress 2014 in Berlin wurde die Bedeutung der Hedonie bei depressiven Menschen diskutiert. Mangelnde Lebensfreude, die Anhedonie, ist oftmals ein Residualsymptom bei gut behandelter Depression, welche nicht nur die Lebensqualität mindert, sondern auch negativer Prädiktor für eine vollständige Remission ist. In einem anderen Beitrag wurde dem Vorwurf der Wirkungslosigkeit von Psychopharmaka begegnet. Unter Einbeziehung zahlreicher Metaanalysen haben diese Substanzen vielmehr vergleichbare Effektstärken wie viele internistisch verwendete Arzneistoffe.