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EditorialProf. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München

Eine neue Ära der PPT

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ÜbersichtAnna Grunze, Wiesloch, Emanuel Severus, Dresden, Walter E. Müller, Worms/Frankfurt, und Heinz Grunze, Schwäbisch Hall/Nürnberg

Die Lithium-Behandlung – Oldie but Goldie?

Die Lithium-Therapie affektiver Störungen ist eine der am längsten und besten etablierten Behandlungen in der Psychiatrie. Obwohl ein „Oldie“, gibt es immer noch neue Erkenntnisse zu Wirkungsmechanismus und Indikationen, sowohl den bewährten wie bipolare Störungen und unipolare Depression als auch Suizidverhütung, und zu neuroprotektiven Effekten, beispielsweise bei der Demenz. Gleichzeitig gibt es bei der Anwendung von Lithium einiges zu beachten, was gute Kenntnisse zur praktischen Handhabung und zum Nebenwirkungsspektrum voraussetzt. Diese Übersichtarbeit fasst die wichtigsten Fakten zur historischen Entwicklung der Lithium-Behandlung, Pharmakologie, traditionelle und neuere Anwendungsgebiete sowie Nebenwirkungsspektrum und praktische Handhabung zusammen. Unverändert ist Lithium ein essenzieller Bestandteil unseres psychopharmakologischen Repertoires, und eine fundierte Kenntnis in der Weiterbildung und Praxis ist unverzichtbar.
Schlüsselwörter: Lithium, bipolare Störung, Depression, Suizidalität, Nebenwirkungsspektrum
Psychopharmakotherapie 2021;28:3–20.

FlaggeEnglish abstract

Lithium therapy – oldie but goldie?

Lithium therapy of affective disorders is one of the longest and best-established treatments in psychiatry. Although an "oldie", new findings about mechanism of action and indications are still emerging, not only for established indications such as bipolar disorder or unipolar depression but also for suicide prevention and neuroprotective capabilities, e. g., in dementia. When prescribing lithium some points deserve special attention, and profound knowledge of handling and side effect profile is a prerequisite. This review summarises key facts of the historical evolution of lithium therapy, pharmacology, traditional and emerging indications, side effect profile and handling. Lithium remains to be an essential ingredient of our psychopharmacological repertoire, and profound knowledge of lithium is indispensable for professional training and practice.

Key words: lithium, bipolar disorder, depression, suicidality, side effect profile

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ÜbersichtThomas Messer und Eva Reil, Pfaffenhofen

Psychopharmakotherapie bei renalen Erkrankungen

Chronische Niereninsuffizienz betrifft etwa 11 % der bundesdeutschen Bevölkerung, wobei das Erkrankungsrisiko mit höherem Alter drastisch steigt. Nierenerkrankungen und Dialysepflicht können erhebliche Auswirkungen auf das psychische Befinden haben, wobei vor allem Depressionen und Angststörungen die individuelle Lebensqualität beeinträchtigen. Sofern aufgrund der Schwere der psychischen Symptomatik eine Psychopharmakotherapie als indiziert angesehen wird, ist bei Verordnung von Substanzen, die überwiegend renal eliminiert werden eine Dosisanpassung erforderlich. Andererseits sollten auch unerwünschte Nebenwirkungen einzelner Psychopharmaka auf die Nierenfunktion bekannt sein, um hier Schädigungen vorzubeugen. Schließlich bedarf es für eine sichere und verträgliche Pharmakotherapie der Kenntnis von pharmakologischen Interaktionsrisiken, wenn Psychopharmaka mit Medikamenten zur Behandlung renaler Erkrankungen kombiniert werden.
Schlüsselwörter: (Psycho-)Pharmakotherapie, Niereninsuffizienz, pharmakologische Wechselwirkungen/Interaktionen
Psychopharmakotherapie 2021;28:21–30.

FlaggeEnglish abstract

Psychopharmacotherapy in patients with renal disease

Chronic renal insufficiency affects around 11 % of the German population, the risk of the disease is increasing dramatically with age. Kidney disease and the need for dialysis can have a significant impact on psychological well-being, with depression and anxiety disorders in particular affecting the individual's quality of life. If psychopharmacotherapy is considered as indicated due to the severity of the psychiatric symptoms, a dose adjustment is necessary when prescribing substances that are mainly eliminated by the kidneys. On the other hand, undesirable side effects of individual psychotropic drugs on kidney function should also be known in order to prevent damage. After all, safe and tolerable pharmacotherapy requires knowledge of drug-drug-interaction risks when psychotropic drugs are combined with drugs for the treatment of renal diseases.

Key words: Psychopharmacotherapy, renal insufficiency, drug-drug interactions

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LaudatioProf. Dr. Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München

Prof. Fritz Reimer zum 90. Geburtstag

Seite 31 - 34
Arzneimittelsicherheit/AMSPJohannes Heck*, Sandy Bremersmann*, Dirk O. Stichtenoth, Sermin Toto, Stefan Bleich, Hannover, Detlef Degner, Göttingen, Renate Grohmann, München, Johanna Seifert, Hannover

Schwerwiegende Obstipation nach Einnahme von Olanzapin und Diazepam

Kasuistik aus dem Projekt „Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie“ e. V.

Anticholinerge unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) stellen einen Begleiteffekt einer Vielzahl von Psychopharmaka dar und werden über einen Antagonismus an muskarinischen Acetylcholin-Rezeptoren vermittelt. Zu den klassischen anticholinergen UAW zählen Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen des Auges, tachykarde Herzrhythmusstörungen, eine Verschlechterung kognitiver Funktionen bis hin zum Delir, Miktionsstörungen sowie Obstipation. Es darf davon ausgegangen werden, dass anticholinerge UAW weitaus häufiger auftreten, als sie von Patienten berichtet werden. Eine Obstipation als anticholinerge UAW kann für Patienten sehr belastend und, im Falle eines paralytischen Ileus, sogar lebensbedrohlich sein. In der vorliegenden Kasuistik berichten wir über eine Anfang 50-jährige Patientin, bei der unter Therapie mit Olanzapin und Diazepam eine schwerwiegende Obstipation auftrat, die zu starken abdominellen Schmerzen und einem schmerzgekrümmten Gangbild führte. Nach Absetzen von Olanzapin war die Symptomatik vollständig reversibel. Der vorliegende Fall wurde im Projekt „Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie“ (AMSP) dokumentiert. AMSP beobachtet seit 1993 systematisch das Auftreten schwerwiegender, neuer und ungewöhnlicher UAW von Psychopharmaka in der Behandlung stationärer Patienten.
Schlüsselwörter: Olanzapin, Diazepam, unerwünschte Arzneimittelwirkung, anticholinerge Wirkungen, Obstipation, AMSP
Psychopharmakotherapie 2021;28:31–4.

FlaggeEnglish abstract

Olanzapine- and diazepam-induced serious constipation

Anticholinergic adverse drug reactions (ADRs) represent a side effect of a variety of psychotropic drugs and are mediated via antagonism on muscarinic acetylcholine receptors. Classic anticholinergic ADRs include dry mouth, ocular accommodative dysfunction, tachycardic arrhythmias, cognitive impairment up to delirium, urinary dysfunction, and constipation. It can be assumed that anticholinergic ADRs occur much more frequently than is reported by patients. Constipation as an ADR can result in great distress for patients and, in case of paralytic ileus, even be life-threatening. Here, we report the case of an approximately 50-year-old female patient who experienced a serious constipation under treatment with olanzapine and diazepam, leading to excruciating abdominal pain in conjunction with a pain-related forward flexed posture. Following discontinuation of olanzapine the symptoms completely subsided. The presented case has been documented in the project "Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie" ("Drug Safety in Psychiatry"; AMSP). Since 1993, AMSP has been systematically monitoring the occurrence of serious, new, and unusual ADRs of psychotropic drugs in the treatment of psychiatric inpatients.

Key words: Olanzapine, diazepam, adverse drug reaction, anticholinergic effects, constipation, AMSP

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ArzneimitteltherapiesicherheitHolger Petri, Bad Wildungen*

Analyse von CYP450-Wechselwirkungen: kleiner Aufwand, große Wirkung

Das Interaktionspotenzial der Antiemetika

Antiemetika bilden eine heterogene Stoffgruppe von Arzneimitteln. Zu diesen zählen 5-HT3-Rezeptorantagonisten, Antagonisten des Neurokinin-1-Rezeptors, Prokinetika und Antihistaminika. Die einzelnen Wirkstoffe können Wechselwirkungen über die Phase-I-Enzyme der Biotransformation eingehen. In der Interaktionstabelle (Tab. 1) wird das Verhalten der Arzneimittel zu den Cytochrom-P450(CYP)-Isoenzymen dargestellt.
Psychopharmakotherapie 2021;28:35–9.

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Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Erster direkter Vergleich

Amisulprid besser antipsychotisch wirksam als Aripiprazol und Olanzapin

In einem direkten, Beurteiler-verblindeten, randomisierten Vergleich (mit Abwahloptionen – „semi-randomisiert“) erwies sich Amisulprid als signifikant stärker antipsychotisch wirksam als die Vergleichssubstanzen Aripiprazol und Olanzapin. Bei den Nebenwirkungen ergaben sich keine nennenswerten Unterschiede; Anstiege bei Gewicht, Lipiden und Prolactin traten unter den drei Antipsychotika mit einer vergleichbaren Häufigkeit auf.

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Referiert & kommentiertChristine Vetter, Köln

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Erfahrungen mit Methylphenidat bei erwachsenen ADHS-Patienten

Methylphenidat (MPH) ist auch bei erwachsenen ADHS-Patienten ein Mittel der Wahl. Im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts erhöht es die Erfolgschancen einer psychotherapeutischen Intervention, wie die COMPAS-Studie zeigte. Diese Daten und Ergebnisse einer aktuellen Sicherheitsanalyse der Studie wurden in einem von Medice veranstalteten virtuellen Symposium im Rahmen des DGPPN-Kongresses 2020 diskutiert.

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Referiert & kommentiertDr. Claudia Bruhn, Berlin

Narkolepsie und obstruktive Schlafapnoe

Mehr als müde: Solriamfetol hilft bei exzessiver Tagesschläfrigkeit

Für erwachsene Patienten, die von Narkolepsie oder obstruktiver Schlafapnoe betroffen sind, ist seit Mai 2020 ein neues Medikament verfügbar. Der duale Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Solriamfetol kann die Wachheit verbessern und übermäßige Schläfrigkeit reduzieren. Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) wurde der Wirkstoff bei einem von Jazz Pharmaceuticals veranstalteten Symposium vorgestellt.

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Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Multiple Sklerose

Biotin enttäuscht in Studie zur Therapie der progredienten multiplen Sklerose

Mit einem Kommentar des Autors
Eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie mit 642 Patienten zeigte, dass hochdosiertes Biotin (MD1003) die Behinderung oder die Gehgeschwindigkeit von Patienten mit progredienter multipler Sklerose (MS) nicht signifikant verbesserte. MD1003 kann daher nicht zur Behandlung der progredienten MS empfohlen werden.

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Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

Schubförmige multiple Sklerose

Ponesimod verbessert auch die Fatigue-Symptomatik

Ponesimod ist ein neuer selektiver Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-1(S1P1)-Modulator. Die Substanz hemmt die funktionelle S1P-Aktivität kurz und reversibel. Dadurch wird die Anzahl der zirkulierenden Lymphozyten reduziert. Im Rahmen der OPTIMUM-Studie wurde Ponesimod mit Teriflunomid verglichen. Im Hinblick auf die jährliche Schubrate, Kontrastmittel-aufnehmende Läsionen im MRT und Fatigue-bezogene Symptome war Ponesimod signifikant überlegen. Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines von der Firma Janssen virtuell veranstalteten Pipeline-Workshops vorgestellt.

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Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

Intrazerebrale Blutungen bei Faktor-Xa-Inhibitoren

Andexanet alfa schließt Versorgungslücke

Die gefürchtetste Komplikation bei einer oralen Antikoagulation mit einem direkten oralen Antikoagulans (DOAK) sind intrakranielle Blutungen. Eine solche Komplikation erfordert ein rasches Gerinnungsmanagement. Mit Andexanet alfa steht jetzt ein spezifisches Antidot für Faktor-Xa-Inhibitoren zur Verfügung. Die aktuelle Studienlage wurde im Rahmen eines von der Firma Portola anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) veranstalteten digitalen Symposiums diskutiert.

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Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Cluster-Kopfschmerz

Prednison zur initialen Therapie beim episodischen Cluster-Kopfschmerz

Mit einem Kommentar des Autors
In einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie in Deutschland war orales Prednison zur initialen Therapie des episodischen Cluster-Kopfschmerzes wirksam.

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Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

Nicht-dystrophe Myotonien

Mexiletin verringert die Muskelsteifigkeit

Die nicht-dystrophen Myotonien, denen eine genetisch bedingte Störung der Natrium- oder Chlorid-Kanäle zugrunde liegt, sind sehr seltene Erkrankungen, die die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig beeinträchtigen. Mit Mexiletin (Namuscla®) steht erstmals eine offiziell zugelassene medikamentöse Therapie zur Verfügung. Die Ergebnisse der Zulassungsstudie wurden im Rahmen eines von der Firma Hormosan veranstalteten Symposiums vorgestellt.