Interaktionsdatenbanken für psychotrope Substanzen

Struktur, Nutzen und Herausforderungen


Liv Ilgner, Sibylle Christine Roll und Martina Hahn, Frankfurt am Main

Die Studie vergleicht die Qualität und Aussagekraft von zwölf verschiedenen Interaktionsdatenbanken im Hinblick auf potenziell relevante Arzneimittelwechselwirkungen bei psychiatrischen Patienten. Da Psychopharmaka häufig komplexe pharmakokinetische und -dynamische Eigenschaften besitzen und psychisch erkrankte Menschen oft polypharmazeutisch behandelt werden, ist ein Interaktionscheck von besonderer Bedeutung für die Arzneimitteltherapiesicherheit. Im Rahmen der FACT-PGx-Studie wurden Medikationsdaten von 104 stationären Patienten mit depressiven Erkrankungen erhoben. Diese wurden in zwölf Interaktionsdatenbanken eingegeben und hinsichtlich erkannter Interaktionen sowie qualitativer Kriterien bewertet. Die Bewertung erfolgte anhand eines 11-Punkte-Schemas, das Aspekte wie Evidenzlage, Handlungsempfehlungen und Individualisierbarkeit berücksichtigt. Die kostenpflichtigen Systeme schnitten signifikant besser ab als kostenfreie Angebote (Durchschnitt 6,4 vs. 1,5 Punkte; p = 0,009). Am besten schnitten ifap und PGexperts mit 8,5 von 11 Punkten ab. Insgesamt wurden 1619 potenzielle Interaktionen identifiziert, wobei Kombinationen verschiedener Psychopharmaka am häufigsten erkannt wurden. Es zeigten sich erhebliche Unterschiede in der Anzahl und Bewertung der Interaktionen zwischen den Datenbanken. Die Übereinstimmung bei schwerwiegenden Interaktionen lag bei 5 %, was auf uneinheitliche Klassifikationssysteme und fehlende Standardisierung zurückzuführen ist. Die häufigsten, an schwerwiegenden Interaktionen beteiligten Substanzen waren ausschließlich Psychopharmaka, darunter Mirtazapin, Quetiapin, Lithium und verschiedene SSRI/SNRI. Die Ergebnisse unterstreichen das besonders hohe Interaktionsrisiko der Psychopharmaka. Als wesentliche Herausforderungen wurden Over-Alerting („Überwarnungen“), mangelnde Individualisierung (z. B. genetische Faktoren, Alter, Komorbiditäten), fehlende Transparenz bei Quellen sowie unzureichende pharmakogenetische Integration identifiziert. Empfohlen wird deshalb der parallele Einsatz mehrerer Interaktionsdatenbanken sowie eine enge interprofessionelle Zusammenarbeit, insbesondere unter Einbindung klinischer Pharmazeuten, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Zukünftige Entwicklungen sollten eine bessere Einbindung patientenspezifischer Daten ermöglichen, um Warnungen relevanter und präziser zu gestalten.
Schlüsselwörter: Arzneimittelinteraktionen, Psychopharmaka, Datenbankvergleich, Polypharmazie, Arzneimitteltherapiesicherheit
Psychopharmakotherapie 2025;32(05):173–176. DOI: 10.52778/ppt20250016

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