Migräne

Vergleich von Galcanezumab und Rimegepant zur Prophylaxe der episodischen Migräne


Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Mit einem Kommentar des Autors
Galcanezumab, ein monoklonaler Antikörper gegen Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP), war in einer randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie für die Reduktion der Migränetage bei Patienten mit episodischer Migräne genauso wirksam wie der CGRP-Rezeptor-Antagonist Rimegepant.

Bisher gibt es keine Studien zum direkten Vergleich der Wirksamkeit verschiedener CGRP-Antagonisten zur Migräneprävention. Wirksam sind die monoklonalen Antikörper gegen CGRP und den CGRP-Rezeptor wie Eptinezumab, Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab. In dieser Studie wurde Galcanezumab, ein monoklonaler Antikörper gegen CGRP, mit dem oralen CGRP-Rezeptor-Antagonisten Rimegepant zur Prophylaxe der episodischen Migräne verglichen.

Studiendesign

An der 3-monatigen, doppelblinden, Double-Dummy-Studie nahmen Patienten teil, die pro Monat mindestens zwei Migräneattacken und 4 bis 14 Migräne-Kopfschmerztage hatten. Nach Randomisierung erhielten sie entweder Galcanezumab 120 mg subkutan (nach einer 240 mg-Initialdosis) und jeden zweiten Tag Placebo in Form einer oralen Schmelztablette oder sie wurden mit Rimegepant 75 mg im zweitägigen Wechsel behandelt und erhielten eine monatliche subkutane Placebo-Injektion.

Der primäre Endpunkt der Studie war der Anteil der Teilnehmer mit einer mindestens 50%igen Reduktion der Migränetage pro Monat gegenüber dem Ausgangswert über den gesamten 3-monatigen doppelblinden Behandlungszeitraum. Die wichtigsten sekundären Endpunkte waren die mittlere Veränderung gegenüber dem Ausgangswert für:

  • Migränetage pro Monat über drei Monate und in den Monaten 3, 2 und 1,
  • Migränetage pro Monat mit Einnahme von Akutmedikation,
  • Verringerung der Migränetage pro Monat um 75 % und 100 % und
  • Scores Migräne-spezifischer Fragebögen zur Lebensqualität.

Ergebnisse

Bei den 580 randomisierten Teilnehmern (Galcanezumab n = 287, Rimegepant n = 293) betrug das Durchschnittsalter 42 Jahre und 83 % waren weiblich. Der Anteil der Teilnehmer mit einer mindestens 50%igen Reduktion der monatlichen Migränetage gegenüber dem Ausgangswert betrug 62,0 % in der Galcanezumab-Gruppe und 61,0 % in der Rimegepant-Gruppe, wobei kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen bestand (Odds-Ratio 1,1; 95%-Konfidenzintervall 0,8–1,4; p = 0,70). Galcanezumab war auch nicht besser wirksam als Rimegepant bezogen auf die Reduktion der Migränetage pro Monat (–4,8 bzw. –4,4). Eine mindestens 75%ige Verringerung der Migränetage pro Monat erreichten 37,0 % bzw. 33,0 % der Teilnehmer, ein vollständiges Ansprechen 18,0 % bzw. 15,0 %. Angesichts des vorspezifizierten multiplen Testverfahren konnte keine statistische Analyse der sekundären Endpunkte erfolgen.

Insgesamt wurden behandlungsbedingte unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei 21 % der Teilnehmer berichtet, wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Interventionsgruppen gab.

Kommentar

Für die neuen Arzneimittel zur Prophylaxe der Migräne wie die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor und die Gepante Rimegepant und Ubrogepant gibt es bisher mit einer Ausnahme nur Placebo-kontrollierte Studien. Eine Studie zeigte, dass Erenumab in der Migräneprophylaxe deutlich besser vertragen wird als Topiramat und eine bessere Wirksamkeit aufweist [1]. Dies hatte in Deutschland Auswirkungen auf die Voraussetzungen für eine Verschreibung von Erenumab. Jetzt liegt eine zweite randomisierte Studie bei Patienten mit episodischer Migräne vor, in der die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Galcanezumab 120 mg/Monat (mit einer 240-mg-Anfangsdosis) mit Rimegepant 50 mg oral jeden zweiten Tag verglichen wurde. Der primäre Endpunkt, eine 50%ige Responderrate für die Kopfschmerztage über einen Zeitraum von drei Monaten, war zwischen den beiden Therapien nicht unterschiedlich. Auch in Bezug auf Nebenwirkungen und Therapieabbrüche wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen ergaben sich keine Unterschiede. Für einige der sekundären Endpunkte gab es ein Trend zugunsten von Galcanezumab.

Vergleichsstudien wie diese sind sehr wichtig für den praktischen Einsatz der modernen Migräneprophylaktika und die Beratung von Betroffenen. Patienten, die beispielsweise keine monatlichen subkutanen Injektionen möchten, stünde mit Rimegepant oral eine vergleichbar gute Therapie wie mit Galcanezumab zur Verfügung. Es wäre sehr wünschenswert, wenn es weitere Studien zum Vergleich von monoklonalen Antikörpern und Gepanten gäbe.

Quelle

Schwedt TJ, et al. Comparing the efficacy and safety of galcanezumab versus rimegepant for prevention of episodic migraine: results from a randomized, controlled clinical trial. Neurol Ther 2024;13:85–105. doi: 10.1007/s40120-023-00562-w.

Literatur

1. Reuter U, et al. Erenumab versus topiramate for the prevention of migraine – a randomised, double-blind, active-controlled phase 4 trial. Cephalalgia 2021;42:108–18, doi: 10.1177/03331024211053571.

Psychopharmakotherapie 2024; 31(02):62-75