Antipsychotika-induzierte Dopamin-Supersensitivitätspsychose bei psychiatrischen Patienten


Gudrun Hefner, Eltville

Bei Langzeitverabreichung (mindestens 3 Monate) von Antipsychotika kann es bei Gabe zu hoher Dosen (ab ca. 80 % D2-Rezeptorbesetzung) zu einer Heraufregulation von Dopamin-D2-Rezeptoren (insbesondere im high-affinity state) im Gehirn und somit zu einer Dopamin-Supersensitivität kommen. Die Patienten benötigen immer höhere Antipsychotika-Dosen, um die gesteigerte Dopamin Rezeptorenanzahl optimal zu besetzen und somit psychotische Symptome zu kontrollieren. Klinische Konsequenzen der Dopamin-Supersensitivität sind u. a. tardive Dyskinesien, Antipsychotikatoleranz und multiple Rückfälle/Dopamin-Supersensitivitätspsychosen trotz stabiler Dosis. Die Dopamin-Supersensitivitätspsychose sollte möglichst früh diagnostiziert werden, um immer weitere Dosissteigerungen zu vermeiden. Zur Prävention sollten arzneimittelinduzierte motorische Störungen früh diagnostiziert und daraufhin die Antipsychotikadosis reduziert werden. Minimale therapeutische Erhaltungsdosen sollten angestrebt werden. Partialagonisten sind in der Lage, heraufregulierte Dopaminrezeptoren wieder zu reduzieren und induzieren selbst keine Dopamin-Supersensitivität. Ansonsten sollten Atypika mit möglichst starker 5-HT2A-Affinität bevorzugt eingesetzt werden, möglichst als intermittierende Gabe. Die adjuvante Gabe von Antikonvulsiva zu Antipsychotika kann präventiv erwogen werden, aber auch zur Stabilisierung bei bereits bestehender Dopamin-Supersensitivität beitragen. Atypika, insbesondere als Depot, können aufgrund stabiler Arzneistoff Blutspiegel mit geringen Spitzenspiegeln zusätzlich stabilisierend wirken. Zukünftig sollte die Diagnostik, Prävention und Behandlung der Dopamin-Supersensitivität zunehmend in den Fokus rücken.
Schlüsselwörter: Antipsychotika, Dopamin-Supersensitivität, Toleranzentwicklung, Psychose, tardive Dyskinesie
Psychopharmakotherapie 2023;30:88–95.

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