Mit psychopharmakologischem Wissen die Facharztprüfung bestehen


Prof. Dr. Thomas Messer, Pfaffenhofen/Ilm

Psychopharmakologie und Psychopharmakotherapie kompakt

Weiterbildungs-Curriculum zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Von Gerd Laux und Walter E. Müller (Hrsg.). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2021. XVI, 332 Seiten, 46 Farbabbildungen, 74 farbige Tabellen. Kartoniert 54,80 Euro. ISBN 978-3-8047-4184-3.

Das in 1. Auflage 2021 publizierte Buch der beiden renommierten Herausgeber Prof. Dr. Gerd Laux, langjähriger ärztlicher Direktor des Inn-Salzach Klinikums in Wasserburg/Inn und nach wie vor aktiv als niedergelassener Psychiater und Psychotherapeut, und Prof. Dr. Walter Müller, ehemaliger ordentlicher Professor für Pharmakologie und Toxikologie und Direktor des pharmakologischen Instituts am Biozentrum Frankfurt, stellt ein Novum in der deutschsprachigen Literatur zur Psychopharmakologie und Psychopharmakotherapie dar.

Mit 18 weiteren, im Bereich der Psychopharmakotherapie langjährig erfahrenen und kompetenten Koautoren haben sie ein Weiterbildungs-Curriculum konzipiert, das die in der Zeitschrift Psychopharmakotherapie bereits publizierten Weiterbildungskapitel zusammenfasst. Hintergrund dafür sind die aktualisierten Weiterbildungsordnungen zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, zum Facharzt für psychosomatische Medizin und zum Facharzt für Neurologie, die den Erwerb von eingehenden Kenntnissen im Bereich Psychopharmakologie und Psychopharmakotherapie fordern.

Auf rund 300 Seiten wird in diesem Weiterbildungs-Curriculum didaktisch anspruchsvoll nicht nur das Wissen vermittelt, das für ein Bestehen der Facharztprüfung erforderlich ist, sondern darüber hinaus das Fundament für eine rationale und praxisgerechte Psychopharmakotherapie dargestellt. In insgesamt 15 Kapiteln wird der Bogen gespannt von den Grundlagen der Pharmakologie bis zur Betrachtung aller relevanten Substanzklassen, wobei diese auf Indikationen bezogen und nicht auf den Wirkungsmechanismus bzw. die chemische Struktur definiert sind. Die klare und übersichtliche inhaltliche Gliederung erleichtert es dem Leser sehr, den Stoff aufzunehmen und zu verarbeiten.

Besonders hervorzuheben sind die Kapitel 2 (Prof. Dr. H.-J. Möller und Prof. Dr. Karl Broich) und 3 (Prof. Dr. H.-J. Möller und Prof. Dr. S. Leucht), in denen die häufig vernachlässigten, aber überaus wichtigen Themen Methodik klinischer psychopharmakologischer Therapieforschung (Design klinischer Prüfungen, Signifikanz, Effektstärke, statistische Auswertung, Zulassungsvoraussetzungen, Evidenzbasierung, Metaanalysen und Leitlinien) anschaulich beschrieben und sehr verständlich erklärt werden. In den graphisch optimal aufgearbeiteten Tabellen und schematischen Darstellungen, beispielsweise zur Rolle molekularer Mechanismen der Neuroplastizität, werden die Lerninhalte höchst anschaulich präsentiert, farblich unterlegte Merksätze betonen die Bedeutung der relevantesten Aussagen. Dass die nun seit Jahren diskutierte neue Nomenklatur („Neuroscience-based Nomenclature“ [NbN]) noch nicht berücksichtigt werden konnte, mindert den Wert des Buchs keineswegs.

Angesichts der seit Jahren anhaltenden kontroversen Diskussion über die Risiken und Nachteile einer anhaltenden Psychopharmakotherapie, beispielsweise Rebound-Phänomene, und der damit propagierten Besorgnis über negative Langzeiteffekte wäre hierüber ein differenzierender Diskurs wünschenswert gewesen. Denn gerade im Hinblick auf die immer häufiger beobachtbare pejorative Bewertung von Psychopharmaka muss die Bedeutung psychopharmakotherapeutischer Kompetenz in der Behandlung vor allem schwerer psychischer Erkrankungen hervorgehoben und gefördert werden. Dafür liefert dieses Weiterbildungs-Curriculum einen überaus wichtigen Beitrag und erhöht die erforderliche Sachverständigkeit von Weiterbildungskandidaten.

Zusammengefasst ist es Laux und Müller mit ihren Koautoren zu verdanken, dass nun mit diesem Buch eine hervorragende Lernhilfe für die Vorbereitung zur Facharztprüfung zur Verfügung steht.

Psychopharmakotherapie 2021; 28(05):227-227