ADHS, Absetzen von Psychopharmaka, COVID-19-Pandemie und psychische Gesundheit


Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux, Soyen/Waldkraiburg/München

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux. Foto: Flamm, Haag

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie Absetzsymptome von Psychopharmaka sind En-vogue-Themen in Klinik und Praxis sowie den Medien. Zwei Übersichtsarbeiten zu dieser Thematik stehen deshalb im Zentrum dieses PPT-Heftes.

Die Gruppe um PPT-Beirätin Philipsen, Bonn, gibt einen aktuellen Überblick zur Behandlung der ADHS – Therapieprinzipien, Haupteigenschaften der zur Verfügung stehenden wirksamen Substanzen sowie Evidenz zu Wirksamkeit und Verträglichkeit werden beschrieben und mit einer Übersichtstabelle veranschaulicht. Praxisrelevant ist hier der Hinweis, dass die Fahreignung Erwachsener durch ADHS deutlich beeinträchtigt wird und inzwischen mehrere Studien zeigen konnten, dass unter Therapie mit Methylphenidat die Häufung von Verkehrsunfällen bei erwachsenen ADHS-Patienten zurückging.

Der Beitrag von Paulzen und Mitarbeitern, Aachen, zum Absetzen von Psychopharmaka beschreibt in einem ersten Teil (Teil 2 folgt in einem der nächsten PPT-Hefte), welche Absetzphänomene bei Antidepressiva- und Antipsychotika-Therapie zu erwarten sind und wie ihnen begegnet werden kann. Pharmakokinetische und pharmakodynamische Kenntnisse der jeweiligen Substanzen sind essenzielles Wissen, therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) kann über eine kontrollierte schrittweise Abnahme der Wirkstoffkonzentrationen den Absetzprozess erleichtern. Der Beitrag ist dank Übersichtstabellen, Fragenbogen zur Erfassung von Absetzsymptomen sowie Abbildungen praxisnah anschaulich aufgebaut. Die Frage der Häufigkeit von Absetzsymptomen vor allem bei Antidepressiva ist schwer zu beantworten – die Angaben in Studien divergieren vor allem je nach eingesetzter Methodik (Spontannennungen, aktive Exploration, offene vs. geschlossene Fragen). In praxi werden ja Antidepressiva (leider) mangels Adhärenz/Compliance von Patienten relativ häufig selbstständig, oftmals schlagartig, abgesetzt ohne Arzt-Konsultation. Spontan wird hierbei kaum von Absetzsymptomen berichtet.

Im Diskussionsforum berichten Tkaczynska und Fallgatter, Tübingen, über die psychischen Folgen der COVID-19-Pandemie, vor allem die damit verbundenen stressinduzierten Angst- und Depressions-Syndrome. Dies wird ein wichtiges Thema beim 3. Internationalen Kongress der World Association for Stress related and Anxiety Disorders (WASAD) Ende September in Wien sein, auf den in diesem Beitrag hingewiesen wird.

Die Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie (AGNP) weist auf eine neue Arbeitsgruppe Elektrokonvulsionstherapie (EKT) hin.

In der Sektion „Referiert und kommentiert“ finden sich eine Reihe interessanter Kurzberichte, zum Beispiel von Mitherausgeber Reif, Frankfurt/Main, über eine neue Vergleichsstudie Psilocybin vs. Escitalopram bei chronifizierten Depressionen. Bei 59 Patienten war Psilocybin bei besserer Verträglichkeit Escitalopram tendenziell im Depressionsscore und den Remissionsraten überlegen, sodass methodisch anspruchsvolle multizentrische RCTs mit größeren Fallzahlen sicherlich gerechtfertigt sind. Referiert werden des Weiteren neue wichtige Studien zur MS- und Epilepsie-Therapie sowie zu neuen Substanzen in der Migräne-Behandlung bzw. Prophylaxe.

Die Ferienwochen ohne Fernreisetourismus bieten sicherlich Zeit und Gelegenheit zur Lektüre dieses Heftes.

Psychopharmakotherapie 2021; 28(04):145-145