Schmerztherapie

Antiepileptika zur Behandlung neuropathischer Schmerzen und der Fibromyalgie


Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Bei der Behandlung der diabetischen Neuropathie und der postzosterischen Neuralgie sind Gabapentin und Pregabalin besser wirksam als Placebo. Bei der Fibromyalgie besteht ein schwacher Therapieeffekt von Pregabalin. Die anderen Antiepileptika sind bei diesen Krankheitsbildern nicht wirksamer als Placebo.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Antiepileptika gehören zur Standardtherapie bei chronischen neuropathischen Schmerzen. In den letzten Jahren wurden sie auch zur Behandlung von Schmerzen bei der Fibromyalgie eingesetzt. Die Arbeitsgruppe von Andrew Moore hat in der Rubrik Clinical Review & Education der Zeitschrift JAMA zehn Cochrane-Reviews ausgewertet, die insgesamt 91 randomisierte doppelblinde Studien zusammenfassen. In der Regel erfolgt bei diesen Studien die Behandlung über einen Zeitraum von 8 bis 12 Wochen. Der primäre Endpunkt bei den meisten der Studien ist eine Schmerzreduktion von mindestens 50%. Die Autoren haben für die einzelnen Antikonvulsiva und Schmerzerkrankungen die Dosierung, die Zahl der Studien, die Zahl der Teilnehmer, die Erfolgsquoten, den Risikoquotienten, der das Ausmaß der Wirksamkeit gegenüber Placebo zeigt, und die Number needed to treat (NNT) berechnet.

Bei der schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie hat Gabapentin in Dosierungen zwischen 600 und 3600 mg am Tag einen Risikoquotienten von 1,8 mit einer Number needed to treat von 5,8. Pregabalin in Dosierung von 300 oder 600 mg ist geringfügig weniger wirksam, mit Risikoquotienten von 1,3 bzw. 1,5 und NNT von 11 bzw. 6,3. Lacosamid und Lamotrigin sind nicht wirksam.

Bei der postzosterischen Neuralgie wurden nur Gabapentin und Pregabalin untersucht. Gabapentin hat einen Risikoquotienten von 1,7 und eine NNT von 7,5. In Dosierungen von 300 bzw. 600 mg hat Pregabalin einen Risikoquotienten von 2,7 bzw. 2,8 und eine Number needed to treat von 5,3 bzw. 4,0. Bei zentralen neuropathischen Schmerzen, beispielsweise nach Rückenmarksverletzungen oder Schlaganfall, wurde nur Pregabalin 600 mg untersucht, hier beträgt der Risikoquotient 3,6 und die NNT 5,6.

Pregabalin wurde in Dosierungen von 300, 450 und 600 mg am Tag zur Therapie der Fibromyalgie untersucht. Hier liegen die Risikoquotienten zwischen 1,5 und 1,7 und die NNT zwischen 9,8 und 14.

Kommentar

Diese Zusammenfassung von randomisierten Studien zeigt, dass bei neuropathischen Schmerzen und Fibromyalgie nur Gabapentin und Pregabalin besser wirksam sind als Placebo. Der Therapieeffekt ist allerdings nicht sehr ausgeprägt und die Number needed to treat ist relativ hoch. In der klinischen Praxis werden aber in aller Regel bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen Gabapentin oder Pregabalin mit trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin und/oder retardierten Opioiden kombiniert.

Quelle

Moore A, et al. Antiepileptic drugs for neuropathic pain and fibromyalgia. JAMA 2014;312:182–3.

Psychopharmakotherapie 2015; 22(01)