Epilepsie

Zonisamid als Kombinationspartner


Dr. Alexander Kretzschmar, München

Bei Patienten mit Krampfanfällen, die auf eine Monotherapie nur ungenügend ansprechen, gilt es, einen geeigneten Kombinationspartner auszuwählen. Anforderungen an diesen sind ein geringes Interaktionspotenzial und eine gute Verträglichkeit. Die Erfahrungen aus klinischen Studien und der Praxis sprechen für Zonisamid als Partner für eine frühe Add-on-Therapie, so das Fazit eines Vortrags auf dem 5. Valentinssymposium der Eisai GmbH.

Unter einer Zonisamid-haltigen Kombination (mittlere Dosis 250–350 mg/Tag) wurden in verschiedenen Anwendungsbeobachtungen – der ZEUS-Studie und der ZADE-Studie (Studienglossar) – zwischen 16 und 36% der Patienten mit fokalen Epilepsien anfallsfrei. In der ZADE-Studie erreichten 53% der Teilnehmer eine Anfallsreduktion um mehr als 75%. Für einen besonders großen Nutzen einer frühen Add-on-Therapie mit Zonisamid spricht auch die hohe Retentionsrate: 89% der Teilnehmer der ZADE-Studie führten die Behandlung mit diesem Antiepileptikum im Anschluss an die Studie freiwillig fort.

Studienglossar

ZEUS-Studie (Zonisamide in the European Union study): Offene, europäische Studie, an der rund 300 erwachsene Patienten mit fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung teilnahmen. Die Population dieser Studie war weniger therapierefraktär als die der Zulassungsstudien.

ZADE-Studie (Zonisamid im Alltag von Epilepsiepatienten): An der nichtinterventionellen Praxisstudie nahmen 365 Patienten mit fokalen Epilepsien aus Deutschland und Österreich teil. Sie nahmen mindestens ein weiteres Antiepileptikum ein.

Geeignete Kombinationen

Besonders gut können Oxcarbazepin, Lamotrigin und Levetiracetam mit Zonisamid kombiniert werden, da bei diesen Kombinationen keine pharmakokinetischen Interaktionen über das hepatische Cytochrom-P450-System zu erwarten sind. Eine Kombination von Zonisamid mit Valproinsäure oder Pregabalin kann erwogen werden, wenn unter diesen Antiepileptika unerwünschte Gewichtszunahmen eingetreten sind und deshalb ihre Dosis reduziert werden soll.

Eine Kombination von Zonisamid mit Topiramat sollte dagegen vermieden werden, weil es hier zu pharmakodynamischen Wechselwirkungen und verstärkt zu Nebenwirkungen kommen kann.

Der Stuttgarter Neurologe Dr. med. Andreas Kowalik empfahl eine deutlich langsamere Aufdosierung (Tab. 1) als in den Zulassungsstudien, in denen die Dosis alle drei Tage erhöht wurde. Er hatte im Praxisalltag beobachtet, dass Nebenwirkungen, insbesondere Somnolenz, Agitation, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, bei Aufdosierung nach diesem Schema deutlich seltener auftraten als bei einer Dosierung nach den Empfehlungen des Herstellers.

Tab. 1. Aufdosierung von Zonisamid nach Dr. med. A. Kowalik, Stuttgart

Zeitpunkt

Dosis

1. Woche

2-mal täglich 25 mg

2. Woche

2-mal täglich 50 mg

3. Woche

2-mal täglich 100 mg

Zieldosis

300–500 mg/Tag

Quellen

Dr. med. Andreas Kowalik, Stuttgart. Zonisamid im Praxisalltag. Vortrag auf dem 5. Valentinssymposium, Berlin, 12. Februar 2011, veranstaltet von Eisai GmbH Deutschland.

Dupont S, et al. Flexible dosing of adjunctive zonisamide in the treatment of adult partial-onset seizures: a non-comparative, open-label study (ZEUS). Acta Neurol Scand 2010;121:141–8.

Disko A, Krämer G. Zonisamid: Erfahrungen 5 Jahre nach Zulassung. Arzneimitteltherapie 2010;28:345–52.

Psychopharmakotherapie 2011; 18(04)