Parkinson-Patienten

Fußödeme unter Pramipexol


Dr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

16% von Patienten, die aufgrund einer Parkinson-Erkrankung mit Pramipexol behandelt wurden, entwickelten ein Fußödem, so das Ergebnis einer retrospektiven Auswertung. Prädisponierende Faktoren waren unter anderem koronare Herzerkrankung oder Diabetes mellitus.

Dopaminagonisten werden seit längerem als additive Therapie bei Parkinson-Patienten im fortgeschrittenen Stadium eingesetzt und erhalten zunehmend ihren Stellenwert auch in der initialen Monotherapie dieser Erkrankung. Ein Vertreter der Wirkstoffgruppe ist Pramipexol (Sifrol®). Die Substanz verfügt über eine hohe Aktivität an D2-Dopamin-Rezeptoren mit noch höherer Affinität zu D3-Rezeptoren. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Halluzinationen und Somnolenz. Ödeme an den Füßen wurden in ersten Sicherheitsanalysen noch nicht registriert, doch mehren sich in der letzten Zeit Hinweise aus anekdotischen Berichten und aus klinischen Studien, dass diese Nebenwirkung mit einer geschätzten Prävalenz zwischen 5 und 22,5% relativ häufig auftritt. Die mit den Fußödemen verbundene Morbidität wirkt dem Gewinn an Lebensqualität, der aus der Reduktion der motorischen Komplikationen resultiert, entgegen. In einer retrospektiven Untersuchung sollten Häufigkeit und begünstigende Komorbiditäten für die Nebenwirkung Fußödem nachgewiesen werden.

Material und Methoden

Basis für die Studie waren die Krankenakten aller zwischen 2002 und 2004 an einem Parkinsonzentrum in Philadelphia/USA mit Pramipexol behandelten Parkinson-Patienten. In bivariaten und multivariaten logistischen Regressionsanalysen wurde nach Komorbiditäten, demographischen Charakteristika und Begleitmedikamenten gesucht, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Fußödemen unter Pramipexol-Therapie einhergehen.

Ergebnisse

Die Krankendaten von 237 Patienten, alle männlich, wurden ausgewertet. Bei 38 (16%) von ihnen hatten sich Fußödeme entwickelt. Die Schweregrade leicht, mittel, schwer wurden mit vergleichbarer Häufigkeit gesehen. Bei 35 der 38 Patienten wurde nicht nach den genauen Gründen der Ödeme gesucht. In 27 Fällen (71%) war ein Ödemrückgang dokumentiert worden, der meist nach Absetzen der Pramipexol-Medikation eingetreten war.

Als starke, unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten dieser Nebenwirkung wurde das Vorliegen einer idiopathischen Parkinson-Erkrankung (Odds-Ratio [OR] 4,80, 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,54–14,98, p=0,007), koronare Herzkrankheit in der Anamnese (OR 3,35, 95%-KI 1,51–7,46, p=0,003) und Diabetes mellitus (OR 3,12, 95%-KI 1,01–9,60, p=0,05) identifiziert. Kein Zusammenhang ergab sich zwischen der Pramipexol-Dosis und der Inzidenz oder Schwere der Fußödeme.

Das Risiko für Fußödeme betrug 7,7% (95%-KI 4,5–12,9%) im ersten Jahr der Pramipexol-Therapie, Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit entwickelten die Nebenwirkung dabei rascher als andere Patienten.

Die mediane Follow-up-Zeit betrug 73 Wochen. In Kaplan-Meier-Analysen ergab sich eine geschätzte Rate für das Auftreten von Fußödemen von 7,7 pro 100 Personenjahren während des ersten Pramipexol-Behandlungsjahrs.

Fazit und Diskussion

Fußödeme sind eine relativ häufig vorkommende Nebenwirkung unter einer Behandlung mit dem Dopaminagonisten Pramipexol. In einer retrospektiven Krankenaktenanalyse entwickelten 16% aller Patienten diese Nebenwirkung. Als prädisponierende Faktoren ergaben sich eine koronare Herzerkrankung, Diabetes mellitus und das Vorliegen einer idiopathischen Parkinson-Form. Die Ödeme verschwinden mit Absetzten des Dopaminagonisten, die Schwere der Ödeme korreliert aber nicht mit der Dosierung.

Über Ursachen und damit auch über mögliche Pathomechanismen dieser Nebenwirkung kann anhand der Daten dieser retrospektiven Beobachtungsstudie keine Aussage getroffen werden. Allerdings scheint es sich bei der Ödembildung um einen Klasseneffekt zu handeln, denn diese Nebenwirkung ist sowohl von den Ergotderivaten wie Bromocriptin (z.B. Pravidel®) und Pergolid (z.B. Parkotil®) als auch von dem Nicht-Ergot-Dopaminagonisten Ropinirol (z.B. Requip®) bekannt. Auch bei diesen Substanzen liegen noch keine Angaben über die Ursachen vor.

Quelle

Kleiner-Fisman G, et al. Risk factors for the development of pedal edema in patients using pramipexol. Arch Neurol 2007;64: e-published 10. April 2007.

Psychopharmakotherapie 2008; 15(02)