Parkinson-Therapie mit Cabergolin

Fibrotische Veränderungen an Herz und Lunge sind selten


Dr. Barbara Kreutzkamp, München

In einer retrospektiven Fallauswertung von 234 mit Cabergolin behandelten Parkinson-Patienten fanden sich zwei Fälle einer möglicherweise durch den Ergot-Dopaminagonisten ausgelösten fibrotischen Veränderung an den Lungen, bei einem Patienten war ein pathologisches Herzgeräusch möglicherweise auf das Medikament zurückzuführen. Diese Zahlen zeigen ein relativ geringes Gefährdungspotenzial für fibrotische Veränderungen unter Cabergolin.

Vor rund drei Jahren wurden in Großbritannien Nebenwirkungswarnungen für die Ergot-Dopaminagonisten Bromocriptin (z.B. Pravidel®), Pergolid (z.B. Parkotil®) und Cabergolin (Cabaseril®) in der Behandlung von Parkinson-Patienten ausgesprochen. Die Medikamente wurden in Zusammenhang gebracht mit fibrotischen Veränderungen am Lungengewebe oder der Pleura, den Herzklappen und im Retroperitonealraum. Grundlage waren Fallberichte und Studien mit Patienten, die mit Pergolid und teilweise auch Cabergolin behandelt wurden und bei denen sich eine Herzklappenfibrose oder fibrotische Prozesse an den Lungen unter einer entsprechenden Therapie entwickelt hatten.

Es wurde deshalb empfohlen, die Patienten regelmäßig auf solche Vorkommnisse hin zu überwachen, optimalerweise durch Lungenfunktionstests und Echokardiographie. Da dies aus Kostengründen kaum realisierbar erscheint, ist es infolge der Warnmeldungen wahrscheinlich zu einer Reihe von Therapieumstellungen gekommen, wodurch die Patienten möglicherweise schlechter als vorher therapiert wurden. Um eine realistische Einschätzung des Gefährdungspotenzials speziell von Cabergolin zu erhalten, wurde eine retrospektive Analyse von Behandlungsfällen durchgeführt.

Aus einer regionalen Datenbank in Großbritannien wurden 234 Parkinson-Patienten identifiziert, die Cabergolin einnahmen. Sie repräsentierten einen breiten Querschnitt von Parkinson-Patienten. Alle Schweregrade und Altersklassen waren vertreten, die durchschnittliche Erkrankungsdauer lag bei 8,8 Jahren. In den Krankenakten wurde nach Symptomeintragungen gesucht, die auf fibrotische Veränderungen hinwiesen (z. B. unerklärliche Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Knöchelödeme, therapierefraktärer Husten). Auch eine erhöhte Erythrozyten-Sedimentationsrate galt als Warnhinweis. 15 Patienten (6,4 %) hatten solche Hinweise in ihren Krankenakten und wurden daraufhin gründlich labormedizinisch, klinisch und apparativ untersucht.

So wurden zwei Patienten mit einer möglicherweise durch Cabergolin induzierten pulmonalen Alveolitis identifiziert, Fälle von Herzklappenfibrosen traten nicht auf. Bei einem Patienten war ein möglicherweise auf die Cabergolin-Einnahme zurückzuführendes pathologisches Herzgeräusch aufgetreten. Die Nebenwirkungen waren nicht bedrohlich.

Vor dem Hintergrund dieser vergleichsweise geringen Zahlen (1,3 %) erscheinen den Autoren die Vorsichtsmaßnahmen für eine Cabergolin-Therapie eher übertrieben und voreilig. Unter anderem bezogen sich die Warnhinweise nämlich auf die Ergebnisse einer Studie mit hoch dosiertem Pergolid, bei der eine hohe Zahl von fibrotischen Herzklappenveränderungen nachgewiesen wurde. Cabergolin wird aber nicht in derartig hohen Äquivalenzdosen eingesetzt. Zum Anderen könnte es sich bei der Herzklappenfibrose um eine spezifische Nebenwirkung von Pergolid handeln.

In einer anderen Studie mit dyskinetischen Parkinson-Patienten unter einer Hochdosis-Cabergolin-Therapie, in der auf diese mögliche Nebenwirkung besonders geachtet wurde, fand sich kein Fall mit einer Medikamenten-induzierten Fibrose.

Prospektive Studien mit einer größeren Patientengruppe müssen nun folgen, da eine retrospektive Analyse an ausgewählten Patienten nur eine geringe Aussagekraft hat.

Quelle

Dhawan V, et al. Retrospective evaluation of cardio-pulmonary fibrotic side effects in symptomatic patients from a group of 234 Parkinson’s disease patients treated with cabergoline. J Neural Transm 2005;e-pub 23. März 2005.

Psychopharmakotherapie 2006; 13(01)