Antiepileptika

Vorsicht bei Präparatewechsel


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Die Einstellung eines Patienten mit Epilepsie auf die Medikation ist teilweise eine aufwändige und diffizile Angelegenheit. Antiepileptika wie Lamotrigin gehören zu den so genannten Critical Dose Drugs. Änderungen der Zubereitungsform können ungewollte Änderungen der Wirkungen beim Patienten nach sich ziehen.

Epilepsien gehören zu den Erkrankungen, die medikamentös sehr individuell behandelt werden müssen. Hierbei müssen sowohl die Besonderheiten des jeweiligen Antiepileptikums als auch die Besonderheiten des Patienten bei der Einstellung von Tagesdosis und Einnahmehäufigkeit berücksichtigt werden. Oft dauert es Monate bis Jahre, bis für den einzelnen Patienten die Medikation richtig etabliert werden kann. Bei einer Neueinstellung oder einer ohnehin erforderlichen Umstellung ist ein Wechsel des Präparats meist weitgehend problemlos. Ein einmal erreichtes Behandlungsziel mit Anfallsfreiheit bei guter Verträglichkeit sollte jedoch nicht unnötig aufs Spiel gesetzt werden. Daher hat eine Ad-hoc-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie schon 2002 in dieser Situation von einem Präparatewechsel abgeraten. Dies entspricht auch den Empfehlungen zur guten Substitutionspraxis, die ebenfalls 2002 in der Deutschen Apotheker Zeitung veröffentlich worden sind. Antiepileptika gehören nach dieser Leitlinie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft zu den Arzneimittelgruppen, bei denen eine Substitution kritisch sein kann.

Erhöhte Risiken durch eine schlechtere Wirkung und/oder Verträglichkeit bestehen beispielsweise nicht nur durch ein einmaliges Umsetzen beispielsweise vom Originalpräparat auf ein Generikum oder umgekehrt, sondern auch durch mehrere Präparatewechsel zwischen verschiedenen Generika. Dieses Risiko bei einem Antiepileptikum kann ganz einfach dadurch verhindert werden, dass auf der Verordnung die Substitution ausgeschlossen wird. Unter juristischen Aspekten ist der Patient vor jeder Umstellung, insbesondere bei Anfalls- und Nebenwirkungsfreiheit, über das Risiko eines Rezidivs und von Nebenwirkungen zu informieren, er muss zur Umstellung seine Zustimmung geben. Die Aufklärung des Patienten muss im Zweifelsfall nachweisbar sein, beispielsweise durch schriftliche Dokumentation oder durch Zeugenaussagen.

Mit dem Antiepileptikum Lamotrigin (Lamictal®) bestehen nunmehr zwölf Jahre Erfahrung in der Therapie. Die Substanz weist ein breites Wirkungsspektrum auf und eignet sich zur Behandlung fokaler und generalisierter Epilepsien. Mit der Lamotrigin-Therapie fühlen sich die Patienten häufig psychisch wohl, sie berichten über eine bessere Aufmerksamkeit und Organisationsfähigkeit im Alltag. Auch bei bipolaren Störungen ist Lamotrigin wirksam, hier zeigt es eine stimmungsstabilisierende Wirkung. Metabolische Veränderungen in der Langzeittherapie, die beispielsweise Gewichtszunahme, Osteoporose oder sexuelle Funktionsstörungen nach sich ziehen können, wurden mit Lamotrigin nicht vermehrt beobachtet. Um die in sehr seltenen Fällen auftretenden schweren Hautreaktionen zu vermeiden, muss die Substanz langsam aufdosiert werden. Ein gut eingestellter Patient sollte möglichst auf dem für die Einstellung verwendeten Präparat belassen werden, um keine unnötigen Rückfälle auszulösen.

Quelle

Prof. Dr. med. Hermann Stefan, Erlangen, Dr. med. Günter Krämer, Zürich, Priv.-Doz. Dr. Dr. Christian Dierks, Berlin, Fachpressekonferenz „Epilepsietherapie: Kontinuität schafft Vertrauen“, München, 8. April 2005, veranstaltet von GlaxoSmithKline GmbH & Co KG, München.

Psychopharmakotherapie 2005; 12(04)