Parkinson-Therapie

Cabergolin auch fünf Jahre lang wirksam


Andrea Warpakowski, Itzstedt

Der Dopamin-Agonist Cabergolin verhindert als initiale Therapie bei idiopathischem Parkinson-Syndrom fünf Jahre lang motorische Komplikationen: Im Vergleich zu Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylase-Hemmer) treten mit Cabergolin weniger und später Fluktuationen auf. Auch ältere Patienten vertragen die Substanz gut.

Mit zunehmender Krankheits- und Behandlungsdauer entwickeln sich aufgrund des kontinuierlichen Untergangs dopaminerger Neuronen und im Verlauf der Levodopa-Therapie motorische Komplikationen in Form hypo- und hyperkinetischer Fluktuationen. Die unphysiologische pulsatile Stimulation der Dopamin-Rezeptoren durch die kurze Halbwertszeit von Levodopa spielt dabei eine wichtige Rolle. Mit dem Einsatz langwirksamer Dopamin-Agonisten, die die Dopamin-Rezeptoren kontinuierlich stimulieren, können diese Spätkomplikationen hinausgezögert werden. Der Dopamin-Agonist Cabergolin (Cabaseril®) hat mit 65 Stunden die längste Halbwertszeit in der Gruppe der Dopamin-Agonisten und muss nur einmal am Tag eingenommen werden. Jetzt liegen für die Behandlung mit Cabergolin in der frühen Phase der Parkinson-Krankheit Daten über fünf Jahre vor.

Insgesamt 419 Patienten im frühen Stadium der Parkinson-Erkrankung wurden in die randomisierte, doppelblinde Studie eingeschlossen. Die Patienten waren bisher noch nie mit Levodopa, einem Dopamin-Agonisten oder dem Monoaminoxidase-Hemmer Selegilin behandelt worden.

211 Patienten erhielten täglich bis zu 4 mg Cabergolin und 208 Patienten bis zu 600 mg Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylase-Hemmer). Die jeweilige Dosis konnte innerhalb von 24 Wochen auftitriert werden. Besserten sich die motorischen Symptome in dieser Zeit um mehr als 30 %, erhielten die Patienten weiterhin eine Monotherapie: mit Cabergolin allein wurden 76 Patienten und mit Levodopa allein 110 Patienten weiterbehandelt. Besserte sich die Symptomatik um weniger als 30 %, erhielten die Patienten zusätzlich Levodopa.

135 Patienten wurden im Behandlungsarm Cabergolin plus Levodopa und 98 Patienten im Behandlungsarm Levodopa plus Levodopa weiterbehandelt.

Wie bei anderen Dopamin-Agonisten auch war die motorische Wirksamkeit von Cabergolin etwas geringer als die von Levodopa, aber dafür traten weniger motorische Komplikationen auf. Über mindestens eine motorische Komplikation klagten im Verlauf der Behandlung 5,3 % der Patienten mit Cabergolin-Monotherapie, 15,5 % mit Levodopa-Monotherapie, 31,9 % mit Cabergolin plus Levodopa und 54,1 % mit Levodopa plus Levodopa. Bei den einzelnen Komplikationen „Wearing off“, morgendliche Akinesie und „Peak-Dose-Dyskinesie“ schnitt jeweils die Cabergolin-Monotherapie am besten ab, gefolgt von der Levodopa-Monotherapie und der Kombination Cabergolin plus Levodopa. Am häufigsten traten die Komplikationen im Behandlungsarm Levodopa plus Levodopa auf (Abb. 1). Mit Cabergolin wurde am häufigsten über gastrointestinale Nebenwirkungen, Hypotension und periphere Ödeme berichtet. Schläfrigkeit und Halluzinationen traten mit Levodopa oder Cabergolin gleich häufig auf.

Abb. 1. Motorische Komplikationen im Verlauf von fünf Jahren Behandlung mit Cabergolin, Levodopa, Cabergolin plus Levodopa und Levodopa plus Levodopa [Bracco et al. CNS Drugs 2004;18:733–46]

Patienten, die älter als 70 Jahre sind, sollten initial mit Levodopa behandelt werden, da mit Dopamin-Agonisten bei älteren Patienten häufiger Halluzinationen und Blutdruckabfall auftreten können. In einer retrospektiven Untersuchung wurde deshalb die Verträglichkeit von Cabergolin bei verschiedenen Altersgruppen untersucht. Insgesamt 331 Parkinson-Patienten zwischen 18 und 88 Jahren erhielten Cabergolin mit einer mittleren Tagesdosis von 3,6 mg (Bereich 0,5 bis 12 mg) als Monotherapie oder in Kombination mit Levodopa. Die Beobachtungszeit betrug im Mittel 26 Monate. Ausgewertet wurden alle Patienten, die Cabergolin mindestens sechs Monate lang erhalten haben. Patienten unter 65 Jahre (n = 139), zwischen 65 und 74 Jahre (n = 102) und über 75 Jahre (n = 60) vertrugen die Behandlung vergleichbar gut.

Quelle

Prof. Dr. med. Alfons Schnitzler, Düsseldorf, Prof. Dr. med. Wolfgang Jost, Wiesbaden, Symposium „Aktuelle Parkinsonbehandlung und wie kann modernes Therapiemonitoring helfen“, veranstaltet von Pfizer GmbH anlässlich der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Neurologie, Düsseldorf, 6. Oktober 2004,

Psychopharmakotherapie 2005; 12(03)