Antidepressiva

Duloxetin lindert Depressionssymptom Schmerz


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Seit Februar steht für die Behandlung depressiver Patienten Duloxetin (Cymbalta®) zur Verfügung. Der selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer bessert bei diesen Patienten auch Schmerzen, wozu neben der antidepressiven auch eine direkte analgetische Wirkung beiträgt.

Duloxetin ist ein selektiv wirkender Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) (s.a. Psychopharmakotherapie 2004;11:71–5). Seine antidepressive Wirkung wurde in verschiedenen randomisierten, Plazebo-kontrollierten Doppelblindstudien nachgewiesen. Eine Remission, definiert als fast völlige Symptomfreiheit und ≤7 Punkte auf der 17-Item-Hamilton-Depressionsskala (HAMD17), erreichten nach 8 Wochen 43% der Duloxetin-behandelten und 28% der Plazebo-behandelten Patienten (p<0,05). In der aktiven Vergleichsgruppe, die mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) behandelt wurde, remittierten 38% der Patienten. Bei Patienten mit schwerer Depression (HAMD17 >18) war der Effekt von Duloxetin noch ausgeprägter, mit Remissionsraten von 38% vs. 18% in der Plazebo-Gruppe. In dieser Subgruppe ergab sich auch ein statistisch signifikanter Unterschied zu den SSRI-behandelten Patienten, von denen 29% eine Remission erreichten (p<0,013 vs. Duloxetin).

Duloxetin beeinflusst neben den affektiven Symptomen der Depression auch die körperlichen. Vor allem die Wirkung auf Schmerzen wurde detaillierter untersucht. Verschiedene Untersuchungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass Duloxetin dabei nicht nur aufgrund der antidepressiven Wirkung Schmerzen lindert, sondern eine eigene schmerzstillende Wirkung hat. Das ist plausibel, da sowohl serotonerge Neuronen im Raphe-Kern als auch noradrenerge Neuronen im Locus coeruleus an der absteigenden zentralen Schmerzhemmung beteiligt sind. In Studien zur Wirkung von Duloxetin bei Depressions-Patienten war die Abnahme der Gesamtschmerzen zu über 50% auf einen direkten analgetischen Effekt von Duloxetin zurückzuführen, die Abnahme von Schulterschmerzen und Rückenschmerzen sogar zu rund 60%.

Die Nebenwirkungen von Duloxetin sind vergleichbar mit denen anderer serotonerg oder/und noradrenerg wirkender Substanzen. In klinischen Studien kam es mit 40 bis 120 mg/Tag Duloxetin häufiger als mit Plazebo zu Übelkeit, Mundtrockenheit, Obstipation, Schwindel, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Diarrhö, Somnolenz, vermindertem Appetit und vermehrtem Schwitzen. Die empfohlene Start- und Erhaltungsdosis von Duloxetin beträgt 60 mg/Tag.

Quelle

Prof. Dr. med. Heinrich Sauer, Jena, Pressekonferenz „Herausforderungen und Innovation in der Depressionstherapie“, Berlin, 25. November 2004, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH und Boehringer Ingelheim.

Psychopharmakotherapie 2005; 12(02)