Dr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart
Aprepitant blockiert hochselektiv die Bindung von Substanz P an den Neurokinin-1-Rezeptor. Das bedingt unter anderem eine antiemetische Wirkung. Als Emend® ist Aprepitant in Verbindung mit einer Standardtherapie zur Prophylaxe des Chemotherapie-induzierten Erbrechens zugelassen.
Präklinische Studien ließen auch auf eine antidepressive und anxiolytische Wirkung von Aprepitant schließen. So zeigten Patienten bei sechswöchiger Behandlung mit 300 mg/Tag Aprepitant oder 20 mg/Tag Paroxetin einen vergleichbaren und von Plazebo signifikant verschiedenen Verlauf der Depressionssymptomatik. Inzwischen liegen allerdings die Ergebnisse von fünf randomisierten, Plazebo-kontrollierten Doppelblindstudien vor, denen zufolge Aprepitant bei Depressionen nicht wirksam ist. Aprepitant wurde dabei für 8 Wochen in Tagesdosen von 80 oder/und 160 mg eingesetzt. Drei Studien wiesen auch eine aktive Kontrollgruppe mit 20 mg/Tag Paroxetin auf.
Primärer Endpunkt war die Veränderung des Scores auf der 17-Item-Hamilton-Depressionsskala (HAMD-17) nach 8 Wochen gegenüber dem Ausgangswert. Der Ausgangswert lag zwischen 27,1 und 28,7.
Unter der Plazebo-Behandlung sank der HAMD-17-Score innerhalb von 8 Wochen je nach Studie um 12 bis 15 Punkte. In keiner Studie war ein Unterschied im Verlauf zwischen Plazebo- und Aprepitant-Gruppe zu beobachten. Im einzelnen betrug nach 8 Wochen die Differenz (∆) zum HAMD-17-Wert der Plazebo-Gruppe in
Studie 059:
Aprepitant 160 mg ∆ = 0,2 (n.s.), Paroxetin 20 mg ∆ = –2,2 (p<0,05)
Studie 061:
Aprepitant 160 mg ∆ = –0,1 (n.s.), Aprepitant 80 mg ∆ = –0,1 (n.s.), Paroxetin 20 mg ∆ = –2,1 (p<0,05)
Studie 062:
Aprepitant 160 mg ∆ = –0,1 (n.s.), Aprepitant 80 mg ∆ = –0,4 (n.s.), Paroxetin 20 mg ∆ = –2,9 (p<0,05)
Studie 063:
Aprepitant 160 mg ∆ = –0,3 (n.s.), Aprepitant 80 mg ∆ = 0,2 (n.s.)
Studie 073:
Aprepitant 160 mg ∆ = –0,7 (n.s.)
Analoge Ergebnisse zeigten sich für den klinischen Gesamteindruck (CGI-I), Item 1 der HAMD (depressive Stimmung) und die Ansprechrate laut HAMD. Die Studienreihe hatte demnach ein enttäuschendes Ergebnis. Einziger tröstlicher Aspekt: Die Inzidenz unerwünschter Wirkungen bewegte sich auf Plazebo-Niveau.
Quelle
Montgomery SA. Peptide approaches in the treatment of major depression – lack of efficacy of the substance P (neurokinin 1 receptor) antagonist aprepitant. 17th ECNP Congress, Stockholm, 11. Oktober 2004.
Psychopharmakotherapie 2005; 12(02)