Bipolare Störungen

Quetiapin in manischen und depressiven Phasen


Christine Vetter, Köln

Das atypische Neuroleptikum Quetiapin (Seroquel®) bessert die Symptome der Manie bei Patienten mit bipolarer Erkrankung bereits ab der ersten Behandlungswoche. Der Wirkstoff entfaltet darüber hinaus bei diesen Patienten auch antidepressive Wirkungen.

An einer Bipolar-I-Störung leiden rund 1,5 % der Bevölkerung, zusammen mit der Bipolar-II-Störung sind sogar 8 % der Deutschen betroffen. Doch die Erkrankung wird häufig nicht erkannt und nicht selten lange Zeit als unipolare Depression fehldiagnostiziert. Damit geht wertvolle Zeit verloren, die für eine effektive Therapie und Rezidivprophylaxe genutzt werden könnte. Denn die Behandlung der bipolaren Störung folgt völlig anderen Kriterien als die Therapie der unipolaren Depression. So werden in der Phase der Manie primär Neuroleptika eingesetzt. In der Phase der bipolaren Depression kommen nach wie vor Antidepressiva zum Einsatz, doch ist dies nicht unproblematisch, da ein Switch zur Manie provoziert und eine schwer therapierbare Krankheitsform mit raschen Phasenwechsel (Rapid Cycling) gefördert werden kann.

Aktuelle Untersuchungen deuten nun an, dass Atypika wie Quetiapin nicht nur während der manischen Phase, sondern auch während der bipolaren Depression therapeutische Bedeutung haben können. Das belegt die Bolder(The Bipolar Depression)-Studie, eine multizentrische, randomisierte und Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie, in der 542 Patienten acht Wochen lang mit 300 oder 600 mg/Tag Quetiapin behandelt wurden. Das Neuroleptikum bewirkte eine rasche und dauerhafte Kontrolle der Depression mit einem signifikanten Rückgang des Punktwerts in der Hamilton-Depressionskala wie auch im MADRS-Score (Montgomery-Asberg Depression Rating Scale) bereits ab der ersten Behandlungswoche. Dabei besserte sich nicht allein der Gesamtscore statistisch eindeutig, sondern ebenfalls (mit Ausnahme des Appetitmangels) alle Einzel-Items einschließlich der Items „Traurigkeit, „innere Spannung“, pessimistische Gedanken“ und „Suizidalität“.

Quetiapin wurde gut vertragen, ein Switch in die Manie wurde unter der Medikation sogar seltener gesehen als unter Plazebo. Als häufigste Nebenwirkung wurde Mundtrockenheit berichtet, gefolgt von einer Sedierung. Extrapyramidale Störungen traten nicht auf. Die durchschnittliche Gewichtszunahme unter der Therapie lag bei 1,6 kg und war damit niedriger als bei anderen Atypika.

Die Daten bestätigen die Erfahrungen und Studienergebnisse bei Patienten in der manischen Phase, bei denen Quetiapin ebenfalls eine rasche Symptombesserung bewirkt. Es kommt ebenso innerhalb der ersten Behandlungswoche zu einer signifikanten Reduktion der manischen Symptomatik, wobei die besonders problematischen Symptome wie Aggressionen und psychomotorische Agitation schon in den ersten Stunden nach der Medikamenteneinnahme zurückgehen. Die gute Verträglichkeit von Quetiapin wird durch umfassende Erfahrungen aus der Behandlung der Manie wie auch der Schizophrenie bestätigt.

Quelle

Priv.-Doz. Dr. med. Stephanie Krüger, Dresden, Prof. Dr. med. Hans-Peter Volz, Schloss Werneck, Top Kolleg Medien „Klinische Effektivität in der Therapie der Schizophrenie und der Bipolaren Erkrankung“, Plankstadt, 28. September 2004, veranstaltet von Astra Zeneca.


Psychopharmakotherapie 2005; 12(01)