Morbus Parkinson

Zusatztherapie mit Safinamid hat positive Effekte auch auf nichtmotorische Symptome


Sabine M. Rüdesheim, Frechen

Studien belegen den breiten Nutzen der Add-on-Therapie mit Safinamid zu Levdopa bei motorischen und auch nichtmotorischen Symptomen der Parkinson-Krankheit. Real-Life-Daten unterstreichen das gute Sicherheitsprofil auch bei speziellen Patientengruppen. Sie wurden bei einem von Zambon veranstalteten Symposium im Rahmen des DGN-Kongresses 2022 diskutiert.

Morbus Parkinson ist durch eine chronische, progrediente Störung der Motorik mit Akinese, Tremor und Rigor der Muskulatur gekennzeichnet ist. Zudem treten nichtmotorische Symptome auf, zu denen neuropsychiatrische Störungen, wie Depression, Fatigue und Demenz zählen. Auch Schmerzen sind ein häufiges und behinderndes Symptom.

Safinamid (Xadago®) ist unter anderem ein selektiver und reversibler Hemmer der Monoaminoxidase (MAO) B. Es moduliert sowohl das dopaminerge als auch das glutamaterge System und ermöglicht so positive Effekte nicht nur auf die motorischen, sondern auch auf die nichtmotorischen Symptome.

Die Veränderung des Gesamtscores der Skala für nichtmotorische Symptome (NMSS; Spanne 0–360) war primärer Wirksamkeitsendpunkt in der prospektiven, offenen, einarmigen Studie SAFINONMOTOR, an der 50 Patienten in fünf spanischen Zentren teilnahmen [3]. Vom Ausgangswert bis zum Ende des Beobachtungszeitraums nach sechs Monaten sank der NMSS-Gesamtscore um 38,5 %, nämlich von 97,5 auf 59,9 Punkte. Aufgeschlüsselt nach Bereichen wurde eine Verbesserung in den Bereichen Schlaf/Fatigue (–35,8 %), Stimmung/Apathie (–57,9 %), Aufmerksamkeit/Gedächtnis (–23,9 %), gastrointestinale Symptome (–33 %), Harnsymptome (–28,3 %) und Schmerzen bzw. Sonstiges (–43 %) beobachtet. Auch die Lebensqualität verbesserte sich mit einem Rückgang des PDQ-39SI (Summenindex des 39-item Parkinson’s disease questionnaire; Spanne 0–100) um 29,4 % (von 30,1 auf 21,6) [3].

In einer Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Safinamid zur Schmerzlinderung bei Parkinson-Patienten mit motorischen Fluktuationen wurde festgestellt, dass Safinamid im Vergleich zu Placebo signifikant die PDQ-39-Items 37 (schmerzhafte Krämpfe oder Spasmen) sowie 39 (unangenehm heiß oder kalt) verbesserte und signifikant die Anzahl der begleitenden Schmerzbehandlungen reduzierte [2].

Auch vulnerable Subgruppen profitieren

Real-World-Daten bestätigen den Nutzen der Add-on-Therapie mit Safinamid: In der europäischen retrospektiv-prospektiven Kohorten-Beobachtungsstudie SYNAPSES wurde die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Safinamid unter den Bedingungen der klinischen Praxis untersucht [1]. Das primäre Studienziel war die Erfassung unerwünschter Ereignisse innerhalb des einjährigen Beobachtungszeitraums in der Gesamtpopulation (n = 1558) und bei prädefinierten Subgruppen unter Real-Life-Bedingungen. Dabei schloss die Studie auch Parkinson-Patienten ein, die sonst meist nicht in Studien repräsentiert sind, wie Ältere > 75 Jahre (25 %) oder solche mit psychiatrischen (42 %) und anderen relevanten Komorbiditäten (71 %).

Insgesamt wurde bei 46 % der Patienten mindestens ein unerwünschtes Ereignis und bei 9 % ein schweres unerwünschtes Ereignis dokumentiert. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden bei 28 % der Patienten beobachtet und waren bei 2 % der Patienten schwergradig ausgeprägt. Lediglich 2 % der unerwünschten Ereignisse wurden als eindeutig Safinamid-bedingt eingestuft. Das Sicherheitsprofil von Safinamid stimmte in den Patientensubgruppen – Ältere bzw. Patienten mit Komorbiditäten oder psychiatrischen Erkrankungen – weitgehend mit dem in der Gesamtpopulation überein. Dabei bestanden keine relevanten Unterschiede hinsichtlich der Behandlungsmuster zwischen den Patientensubgruppen.

Weiterhin wurde festgestellt, dass Safinamid motorische Fluktuationen, insbesondere Wearing-off-Symptome und frühmorgendliche Fluktuationen, um 40 bis 50 % reduzierte, wobei bereits bei der ersten Post-Baeline-Visite nach vier Monaten ein Effekt beobachtet wurde. Obwohl für Dyskinesien eigentlich ein Anstieg über die Zeit zu erwarten war, nahmen sie von 39,2 % auf 27,8 % ab. Am Ende des Beobachtungszeitraums zeigten 39 % der Patienten eine klinisch signifikante Verbesserung im Gesamtscore der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale und 45 % eine klinisch signifikante Verbesserung im Rahmen der motorischen Untersuchung [1].

Aktivierende Therapien unterstützen

Die medikamentöse Behandlung der Parkinson-Symptome ist die Therapie der ersten Wahl. Doch trotz Medikamenten und tiefer Hirnstimulation, die nach den aktuellen DGN-Leitlinien insbesondere für Patienten im fortgeschrittenen Stadium mit medikamentös ausbehandelten Fluktuationen geeignet ist, führt die Parkinson-Krankheit vielfach zu verminderter Aktivität, Aufgabe des Berufs und schwerer Behinderung. Es stehen jedoch weitere, nichtmedikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, welche die Symptome unterstützend verbessern können. So sollten aktivierende Therapien neben der medikamentösen Behandlung die zweite Säule der Parkinson-Versorgung bilden, da diese den Verlauf der Krankheit verlangsamen können. Anregungen dafür bietet zum Beispiel das neue kostenlose Ratgebermagazin „Gymnastik fürs Gehirn“, das kognitive Trainings zur Verbesserung von geistiger Leistungsfähigkeit und Lebensqualität beschreibt und viele Tipps für den Alltag vermittelt.

Quelle

Prof. Dr. Wolfgang Jost, Wolfach, Dr. André Maier, Berlin, Prof. Dr. Georg Ebersbach, Beelitz, Symposium „Update M. Parkinson und neue Perspektiven bei der ALS“, veranstaltet von Zambon GmbH im Rahmen des DGN-Kongresses, Berlin, 3. November 2022.

Literatur

1. Abbruzzese G, et al. A European observational study to evaluate the safety and the effectiveness of safinamide in routine clinical practice: the SYNAPSES trial. J Parkinsons Dis 2021;11:187–98.

2. Cattaneo C, et al. Long-term efficacy of safinamide on Parkinson’s disease chronic pain. Adv Ther 2018;35:515–22.

3. Santos-García D, et al. Safinamide improves non-motor symptoms burden in Parkinson’s disease: an open-label prospective study. Brain Sci 2021;11:316.

Psychopharmakotherapie 2023; 30(01):30-37