Neue Leitlinie zum therapeutischen Drug-Monitoring


Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux, Federführender Herausgeber

25 Jahre nach dem ersten deutschen Workshop mit Buchpublikation in diesem Verlag (Laux G, Riederer P [Hrsg.]. Plasmaspiegelbestimmung von Psychopharmaka – Therapeutisches Drug-Monitoring. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1992) legt die TDM-Arbeitsgruppe der AGNP (Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie) nun das zweite Leitlinien-Update vor. Diese Arbeitsgruppe – zunächst unter der Federführung von Pierre Baumann, dann von Christoph Hiemke und zuletzt von Gerd Gründer – zeichnet sich als die größte und aktivste der AGNP aus. Nach Erscheinen des TDM-Konsensus im Jahre 2011 wurde eine Aktualisierung bis 2014 oder 2015 beschlossen. In elf Arbeitsgruppen-Sitzungen wurde über das Update intensiv beraten, das finalisierte Manuskript schließlich im Mai 2017 zur Publikation eingereicht. Das englische Original erschien dann elektronisch im Oktober 2017, im Januar 2018 in Printversion. Um eine große Verbreitung zu gewährleisten, erfolgt nun – wie bei den Vor-Versionen – die adaptierte, etwas gekürzte deutsche Publikation.

Die Entwicklung der Konsensus-Guidelines für TDM von 2004 bis 2017 ist bemerkenswert: die Zahl der Koautoren stieg von 11 auf jetzt 38, die Textseiten von 17 auf 54 (im englischen Original), die Zahl der Referenzen von 278 auf jetzt 1358. Es wurden 3200 Originalpublikationen zum TDM gesichtet, der Datenträger umfasste am Ende 3100 Dateien in 348 Ordnern, für die Literatur 1,5 GB (IT-Aufwand!).

Im ersten Teil wird der theoretische Hintergrund des TDM zusammengefasst, das heißt pharmakokinetische Inhalte und die in ihrer Bedeutung gestiegene Pharmakogenetik. Im zweiten Teil werden die Indikationen des TDM dargestellt, sodann werden die therapeutischen Referenzbereiche, einschließlich der dosisbezogenen Referenzbereiche (welche Arzneistoffkonzentration ist bei einer bestimmten Dosis zu erwarten?), in umfangreichen Übersichtstabellen präsentiert. Die referierten Arzneistoffe wurden durch die Aufnahme neurologischer Substanzen von 128 auf jetzt 154 Neuro-Psychopharmaka erweitert. Neu ist die Angabe von Warnschwellen für das Labor. Im dritten, praktischen Teil wird beschrieben, wie die Anforderung eines TDM erfolgt und wie der klinische Entscheidungsprozess und die Befundinterpretation aussehen sollten. Dies wird durch drei Fallbeispiele illustriert. Ergänzend findet sich ein Algorithmus für die Genotypisierung. Für die vorliegende deutsche Publikation wurde eine Auswahl von 48 Literaturquellen vorgenommen.

An dieser Stelle sei Christoph Hiemke für seine jahrelange unermüdlich-geduldige Federführung und Arbeitsgruppenleitung Dank und Respekt gezollt. Auch diesmal wird der TDM-Leitlinienkonsensus national und international das Standardwerk dieser Thematik sein.

Das Schwerpunktheft wird durch zwei weitere Arbeiten zum TDM ergänzt: Laux et al. berichten über die Ergebnisse einer Umfrage zum TDM in psychiatrischen Versorgungskliniken, also zur Frage wie häufig TDM tatsächlich in der „real world“ eingesetzt wird.

Bünger et al. belegen in ihrer Studie aus der klinischen Praxis die Variabilität von Wirkstoffkonzentrationen im Blut psychiatrischer Patienten.

Dem umfangreichen Heft und damit dem TDM ist in Zeiten der – auch mittels TDM – individualisierten, personifizierten Pharmakotherapie eine hohe Verbreitung zu wünschen.

Psychopharmakotherapie 2018; 25(03):91-91