Demenz

Solanezumab bei Alzheimer-Erkrankung nicht wirksam


Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Mit einem Kommentar des Autors
Der monoklonale Antikörper Solanezumab gegen Amyloid-beta (Aβ) ist bei Patienten mit leichter Alzheimer-Erkrankung nicht in der Lage, das Fortschreiten der kognitiven Störungen signifikant zu verbessern.

Das neuropathologische Substrat der Alzheimer-Erkrankung sind die extrazellulären Plaques, die Amyloid-beta enthalten, und die intrazellulären Neurofibrillen, die Tau-Protein enthalten. Mittlerweile ist erwiesen, dass die Therapie bei mittelschwerer und schwerer Alzheimer-Erkrankung zu spät kommt und nicht wirksam ist.

Solanezumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der ein Aβ-Peptid bindet und dieses neutralisiert. Die Substanz war in zwei großen Studien an Patienten mit mittelschwerer Alzheimer-Erkrankung unwirksam. In einer präspezifizierten Auswertung ergab es aber einen Therapieeffekt bei Patienten mit beginnender und leichter Alzheimer-Erkrankung. Daher sollte die Substanz noch einmal in dieser Patientengruppe untersucht werden.

Studiendesign

Es handelte sich um eine Placebo-kontrollierte doppelblinde Phase-III-Studie, in die Patienten mit leichter Alzheimer-Erkrankung, definiert als ein Wert von 20 bis 26 im Mini-Mental-Status-Test (MMSE; Skala von 0 bis 30, je niedriger die Punktzahl desto stärker eingeschränkt sind die kognitiven Fähigkeiten), aufgenommen. Zum Studieneinschluss war entweder der Nachweis von Amyloid-Ablagerungen durch Positronen-Emissions-Tomographie oder der Nachweis von Aβ1/42 im Liquor notwendig. Die Patienten erhielten entweder 400 mg Solanezumab intravenös alle vier Wochen oder Placebo über einen Zeitraum von 76 Wochen. Der primäre Endpunkt der Studie war die Änderung im Wert der kognitiven Subskala der Alzheimer Disease Assessment Scale (ADAS-cog14, Werte zwischen 0 und 90) zwischen Studieneinschluss und der Woche 80. Außerdem wurde eine Vielzahl von sekundären Endpunkten erfasst.

Ergebnisse

In die Studie wurden 2129 Patienten eingeschlossen, von denen 908 in der Placebo-Gruppe und 914 in Verum-Gruppe die Studie beendeten. Die Patienten waren im Mittel 73 Jahre alt und 58% waren Frauen. Die Erkrankung bestand im Mittel seit vier Jahren und die Diagnose wurde 1,5 Jahre vor Studieneinschluss gestellt. 78% (Solanezumab-Gruppe) bzw. 80% (Placebo-Gruppe) der Patienten wurden zusätzlich mit Cholinesterasehemmern oder Memantin behandelt. Der ADAS-cog14-Score betrug im Mittel 29 und der MMSE-Score 22,7. Für den primären Endpunkt ergab sich eine Veränderung des ADAS-cog14-Scores von 6,65 in der Solanezumab-Gruppe und von 7,44 in der Placebo-Gruppe. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant.

Da der primäre Endpunkt verpasst wurde, wurden die sekundären Endpunkte nicht statistisch ausgewertet.

Diese negative Studie reiht sich leider in eine Vielzahl von negativen Studien ein, die in den letzten Jahren zur Therapie der Alzheimer-Erkrankung durchgeführt wurden. Alle Therapieansätze, die sich entweder gegen Amyloid-beta oder Tau-Protein richten, sind beim Menschen gescheitert. In der vorliegenden Studie ist auch das Konzept gescheitert, einen Therapieerfolg zu erzielen, solange die Erkrankung noch relativ gering ausgeprägt ist. Die Konsequenz der negativen Studien ist, dass eine ganze Reihe von großen Pharma-Firmen die Durchführung klinischer Studien für die Behandlung der Alzheimer-Erkrankung eingestellt hat bzw. auf diesem Gebiet nicht mehr weiter forscht.

Quelle

Honig LS, et al. Trial of solanezumab for mild dementia due to Alzheimer’s disease. N Engl J Med 2018;378:321–30.

Psychopharmakotherapie 2018; 25(02):81-90