Morbus Alzheimer

Idalopirdin in Kombination mit Cholinesterasehemmern nicht wirksam


Prof. Dr. H.-C. Diener, Essen

Mit einem Kommentar des Autors
Bei Patienten mit beginnender bis mittelschwerer Alzheimer-Erkrankung ist der selektive Serotonin-6-Rezeptorantagonist Idalopirdin zusätzlich zu Cholinesterasehemmern nicht in der Lage, kognitive Funktionsstörungen zu verbessern. Das zeigen die Ergebnisse von drei randomisierten klinischen Studien.

Im Moment sind für die symptomatische Behandlung der Alzheimer-Erkrankung nur die Cholinesterasehemmer Donepezil, Rivastigmin und Galantamin sowie der N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptorantagonist Memantin zugelassen. Diese Substanzen können nicht beliebig hoch dosiert werden, da es dann zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen kommt. Der Serotonin-6(5-HT6)-Rezeptor spielt eine wichtige Rolle beim Lernen und beim Gedächtnis. In Tierversuchen haben 5-HT6-Rezeptorantagonisten kognitive Funktionen verbessert. Die bisher durchgeführten Studien zum Einsatz von 5-HT6-Rezeptorantagonisten bei der Alzheimer-Erkrankung hatten keine positiven Effekte gezeigt. Möglicherweise könnte aber die Kombination eines 5-HT6-Antagonisten und eines Cholinesterasehemmers die Kognition bei Patienten mit Alzheimer-Erkrankung verbessern.

Aus diesem Grund wurden drei randomisierte klinische Studien mit insgesamt 2525 Patienten im Alter über 50 Jahren mit beginnender Alzheimer-Erkrankung durchgeführt (Tab. 1). Die Studien erstreckten sich jeweils über 24 Wochen. Idalopiridin wurde in Dosierungen von 10, 30 oder 60 mg pro Tag zusätzlich zu Cholinesterasehemmern gegeben. In der Vergleichsgruppe erhielten die Patienten Placebo. Der primäre Endpunkt war die Änderung kognitiver Funktionen zwischen Studieneinschluss und einer Verlaufsbeobachtung von 24 Wochen gemessen mit der „11 Punkte kognitiven Subskala der Alzheimer’s Disease Assessment Scale“ (ADAS-Cog). Darüber hinaus wurde die „Alzheimer’s Disease Cooperative Study-Clinical Global Impression of Change Scale“ und die „23 Punkte Activitives of Daily Living Inventory Scores“-Skala benutzt. Die Patienten waren im Mittel 74 Jahre alt und der mittlere Wert auf der ADAS-Cog-Skala betrug 26.

Tab. 1. Studiendesign [nach Atri et al. 2018]

Erkrankung

Morbus Alzheimer

Studienziel

Wirksamkeit von Idalopirdin in Kombination mit Cholinesterasehemmern

Studientyp/Design

Randomisiert, interventionell, Phase III

Patienten

2525 Patienten >50 Jahre mit beginnender Alzheimer-Erkrankung

Intervention

  • 10, 30 oder 60mg/Tag Idalopiridin
  • Placebo

Jeweils plus 10mg Donepezil

Primärer Endpunkt

Änderung kognitiver Funktionen innerhalb von 24 Wochen

Sponsor

H. Lundbeck, Otsuka

Studienregisternummer

NCT01955161, NCT02006641, NCT02006654
(ClinicalTrials.gov)

Für keinen der primären und sekundären Endpunkte ergab sich eine therapeutische Wirkung von Idalopiridin 10, 30 oder 60 mg im Vergleich zu Placebo. Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass der Serotonin-6-Antagonist Idalopiridin in Kombination mit Cholinesterasehemmern die kognitiven Funktionen von Patienten mit beginnender Alzheimer-Erkrankung nicht positiv beeinflusst.

  • Kommentar

Die in der Zeitschrift JAMA publizierte Studie reiht sich in die Vielzahl negativer Studien ein, die in den letzten Jahren zur symptomatischen oder kausalen Behandlung der Alzheimer-Erkrankung durchgeführt wurden. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine symptomatische Therapie, da versucht wurde, durch die Kombination eines Serotonin-6-Rezeptorantagonisten mit Cholinesterasehemmern das cholinerge Defizit der Alzheimer-Erkrankung positiv zu beeinflussen. Die drei großen Studien, die unterschiedliche Dosierungen der Substanz Idalopiridin untersuchten, waren im Vergleich zu Placebo alle negativ und zeigten keinen Effekt der Kombinationstherapie auf kognitive Funktionen bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Erkrankung.

Quelle

Atri A, et al. Effect of idalopirdine as adjunct to cholinesterase inhibitors on change in cognition in patients with Alzheimer disease: three randomized clinical trials. JAMA 2018;319:130–42.

Psychopharmakotherapie 2018; 25(02):81-90