Ausgangssituation und Ziele einer Plattform zur Verbesserung der Neuro-/Psychopharmakotherapie in Deutschland


Psychopharmakotherapie 2017;24:171

Angesichts der Häufigkeit psychischer Störungen und Erkrankungen gehören Psychopharmaka zu den meistverordneten und eingenommenen Medikamenten. Das Wissen über Neuro-/Psychopharmaka und die Ausbildung, Fort- und Weiterbildung in diesem Bereich ist aber gerade in Deutschland unzureichend; so erfordert zum Beispiel die Behandlung von Alterspatienten mit Multimorbidität hohe pharmakologische Kompetenz. Gleichzeitig werden die Ärzte durch bürokratische Verordnungen, unübersichtliche Leitlinien, permanente Nebenwirkungsdiskussionen und mögliche juristische Konsequenzen irritiert und Patienten verunsichert. Keine Medikamentengruppe ist so umstritten und mit einem derartigen Negativ-Image belastet wie Psychopharmaka.

Die Neuentwicklung von Neuro-Psychopharmaka und das Engagement von pharmazeutischen Unternehmen in diesem Feld stagnieren in vielen Bereichen. Das hat viele Gründe. Ein wesentlicher ist dass – neben dem Fehlen von validierten Targets – die regulatorischen Rahmenbedingungen Medikamentenentwicklungen teuer machen, diese aber durch die Erstattung kaum mehr refinanzierbar sind. Zusätzlich wird die pharmazeutische Industrie in den Medien desavouiert. Dieses Negativimage und das Ausbildungsmanko bedingen einen Synergieeffekt, der Fachgesellschaften dazu bringt, verstärkt auf nichtmedikamentöse Therapien zu setzen.

In den letzten Jahren sind unter anderem durch unterschiedliche Interessenslagen und gesundheitspolitische Vorgaben die Divergenzen zwischen einzelnen „Playern“ immer deutlicher geworden: Biometriker und Statistiker von Begutachtungs-Instituten, Ärzte (Kliniker, Praktiker), Krankenkassen, Krankenhaus-Konzerne, Patientenvertreter, Zulassungsbehörden, pharmazeutische Industrie haben sich immer mehr abgeschottet und sprechen verschiedene Sprachen in ihrer jeweils „eigenen Welt“.

GESENT e.V. (Deutsche Gesellschaft für experimentelle und klinische Neuro-/Psychopharmakotherapie) wurde mit dem Ziel gegründet, eine Plattform für Akademia, Regulierungsbehörden, Laienorganisationen und forschende Arzneimittelhersteller zu bieten, um in gemeinsamen Symposien/Kongressen Standpunkte auszutauschen. Dadurch soll erreicht werden, das Verständnis von Positionen dieser Player nach Diskussion zu vertiefen. Ziel von GESENT e.V. ist es, den adäquaten Einsatz von Neuro-/Psychopharmaka zu ermöglichen und zu verbessern sowie Medikamentenentwicklungen zu beschleunigen und unter Berücksichtigung von Sicherheitskriterien und sozioökonomischen Faktoren den Patienten zur Verfügung zu stellen.

„Player“ – Netzwerkpartner

GESENT e.V. als Plattform soll daher ein Forum des Austausches der genannten Player sein. Gelegenheit zum persönlichen Austausch bieten regelmäßige Round Tables und ein jährlich stattfindender Kongress. Außerdem bietet die einzige deutschsprachige Psychopharmaka-Fachzeitschrift „Psychopharmakotherapie“ als Organ der Gesellschaft in jeder Ausgabe ein GESENT-Forum, in dem alle Netzwerkpartner Themen, Fragen und Vorschläge einbringen können.

GESENT e.V. will also Promotor sein – Promotor für Medikamenten-Neuentwicklungen und Promotor dafür, dass in Deutschland Neuro-/Psychopharmaka zum Nutzen von Patienten auf den Markt kommen. Dafür steht der Vorstand 2016–2019:

  • Prof. Dr. Peter Riederer (Präsident)
  • Prof. Dr. Gerd Laux (Vizepräsident)
  • Prof. Dr. Thomas Müller (Schriftführer)
  • Prof. Dr. Manfred Gerlach (Schatzmeister)

GESENT e.V., Schwanenhof 4, 97070 Würzburg, www.gesent.de, E-Mail: info@gesent.de

Psychopharmakotherapie 2017; 24(04)