Morbus Parkinson

Opicapon bei motorischen Fluktuationen


Solvejg Langer, Stuttgart

Der lang wirksame COMT-Hemmer Opicapon kann – in Kombination mit Levodopa gegeben – die Off-Zeiten von Parkinson-Patienten reduzieren. Gleichzeitig war er gut verträglich mit einem anhaltenden Therapieeffekt. Diese Ergebnisse der doppelblinden, Placebo-kontrollierten BIPARK-II-Studie und ihrer einjährigen offenen Verlängerung wurden jetzt in JAMA Neurology veröffentlicht.

Bisher standen zwei Catechol-O-Methyltransferase-(COMT-)Hemmer zur Verfügung, die bei Patienten mit motorischen Fluktuationen unter Levodopa-Therapie eingesetzt werden konnten: Tolcapon mit dem Risiko der Hepatotoxizität und das sicherere Entacapon, das aber nur eine moderate Verbesserung der täglichen On-Zeiten bewirken konnte. Opicapon wurde als effektiverer Inhibitor der COMT entwickelt mit gleichzeitig weniger toxischen Effekten. Die hohe Bindungsaffinität mit daraus resultierender langanhaltender Wirksamkeit ermöglicht die einmal tägliche Gabe.

Studiendesign

In der vorliegenden randomisierten, doppelblinden Placebo-kontrollierten Studie sollte gefolgt von einer einjährigen Open-Label-Phase die Wirksamkeit und Sicherheit von Opicapon bei Patienten mit motorischen Fluktuationen unter Levodopa-Therapie überprüft werden.

258 Männer und 169 Frauen mit einem Durchschnittsalter von rund 63 Jahren wurden in die Studie aufgenommen und auf drei Behandlungsarme randomisiert:

  • 25 mg/Tag (n=129)
  • 50 mg/Tag (n=154)
  • Placebo (n=144)

Augeschlossen wurden unter anderem Patienten mit mehr als drei Punkten im Item 33 der UPDRS (Behinderung), Patienten mit schweren oder schlecht vorhersehbaren Off-Perioden und solche, deren Bewegungstörung mittels tiefer Hirnstimulation behandelt wurde. Die Patienten führten ein Tagebuch zur Dokumentation der täglichen On- und Off-Phasen.

Ergebnisse

Am Ende der Doppelblind-Phase war in allen drei Gruppen die Off-Zeit gegenüber Baseline reduziert (primärer Endpunkt); um rund eine Stunde in der Placebo-Gruppe, 101,7 Minuten in der 25-mg-Gruppe und knapp zwei Stunden in der 50-mg-Gruppe. Der Unterschied zwischen den Verum-Gruppen und der Placebo-Gruppe war jedoch nur für die 50-mg-Gruppe signifikant (–54,3 Minuten; 95%-Konfidenzintervall [KI] –96,2 bis –12,4 Minuten; p=0,008).

Auch in der Open-Label-Phase blieben die Off-Zeiten reduziert und in beiden Phasen konnten niedrigere Levodopa-Dosen engesetzt werden als zu Beginn der Studie.

Ein sekundärer Endpunkt war unter anderem eine Verlängerung der On-Zeit um mindestens eine Stunde pro Tag, den signifikant mehr Patienten der Verum-Gruppen erreichten – 63,2% unter 25 mg und 61,9% unter 50 mg Opicapon im Vergleich zu 45,2% unter Placebo (p=0,004 und p=0,006).

Verbesserungen auf verschiedenen Skalen zur Beurteilung der Beweglichkeit, der nichtmotorischen Symptome oder der Lebensqualität unter Opicapon waren in der Doppelblind-Phase zwar nachweisbar, allerdings nicht signifikant gegenüber Placebo.

Unerwünschte Ereignisse

68,6% der Patienten litten unter mindestens einem unerwünschten Ereignis. Aufgrund des erhöhten Dopamin-Angebots traten in den Opicapon-Gruppen am häufigsten Dyskinesien, Verstopfung und Mundtrockenheit auf, wobei in der Doppelblind-Phase die Dyskinesie das Ereignis war, das am häufigsten zum Studienabbruch führte. Nicht beobachtet wurden Veränderungen der Leberfunktion sowie die häufig den COMT-Hemmern zugeschriebene Diarrhö.

Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit einer anderen Phase-III-Studie (BIPARK I), in der Opicapon bereits mit Entacapon verglichen worden war.

Fazit

Die Behandlung mit Opicapon ist effektiv und sicher mit einem mindestens ein Jahr anhaltenden Therapieeffekt. Ein Pluspunkt sei die einmal tägliche Gabe, die ein ohnehin oft schon umständliches Therapieregime unter Levodopa nicht weiter verkompliziere, so die Studienautoren.

Quelle

Lees AJ, et al. Opicapone as adjunct to levodopa therapy in patients with parkinson disease and motor fluctuations – a randomized clinical trial. JAMA Neurol 2017;74:197–206.

Psychopharmakotherapie 2017; 24(02)