Multiple Sklerose

Fingolimod nicht bei primär progredienter MS


Dr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Die Krankheitsprogression bei einer primär progredienten multiplen Sklerose (PPMS) wird durch die Gabe von Fingolimod nicht verlangsamt. Das ergab die Phase-III-Studie INFORMS, die im März im Lancet veröffentlicht wurde.

Der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptormodulator Fingolimod (Gilenya®) ist als krankheitsmodifizierende Monotherapie im Rahmen der schubförmig-remittierend verlaufenden MS zugelassen. In der INFORMS-Studie wurde untersucht, ob auch Patienten mit PPMS von Fingolimod profitieren können. In 148 Zentren wurden 970 Patienten randomisiert einer mindestens 36-monatigen Behandlung mit Fingolimod oder Placebo zugewiesen. Zur Wirksamkeitsbeurteilung wurden Daten von 336 Patienten mit 0,5 mg/Tag Fingolimod herangezogen; in die Sicherheitsbeurteilung flossen auch Daten von 147 Patienten ein, die zunächst 1,5 mg/Tag Fingolimod erhalten hatten, aber aufgrund einer Protokolländerung Ende 2009 auf 0,5 mg/Tag umgestellt wurden. Die Placebo-Gruppe umfasste 487 Patienten.

Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur nach drei Monaten bestätigten Behinderungsprogression, definiert als

  • Anstieg des EDSS (Expanded disability status score) um 1 Punkt bei einem Augangswert von 5,0 Punkten bzw. um 0,5 Punkte bei 5,0 Punkten,
  • Zunahme des Zeitbedarfs im 25-Foot-Timed-Walk-Test (Prüfung der Gehgeschwindigkeit) um 20% oder/und
  • Zunahme des Zeitbedarfs im Steckbrett-Test (9-Hole-Peg-Test; Prüfung der Armfunktion) um 20%.

Unter der bis zu 5-jährigen Behandlung zeigte sich weder im kombinierten primären Endpunkt noch in seinen Komponenten ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Verum- und Placebo-Gruppe. Der primäre Endpunkt trat laut Kaplan-Meier-Analyse in der Verum-Gruppe bei 77,2% und in der Placebo-Gruppe bei 80,3% der Patienten ein (Hazard-Ratio 0,95; p=0,544).

Die Ergebnisse der Sicherheitsbeurteilung entsprachen den Ergebnissen aus Fingolimod-Studien zur schubförmig-remittierenden MS.

Die Autoren schließen, dass der antiinflammatorische Therapieansatz mit Fingolimod bei PPMS nicht zum Ziel führt.

Quelle

Lublin F, et al. Oral fingolimod in primary progressive multiple sclerosis (INFORMS): a phase 3, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2016;387:1075–84.

Psychopharmakotherapie 2016; 23(03)