Cardiovascular Health Study

Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und kognitiven Abbau


Prof. Dr. H.-C. Diener, Essen

Einer siebenjährigen Beobachtungsstudie zufolge entwickeln Menschen im Alter über 65 Jahre rascher kognitive Störungen, wenn sie unter Vorhofflimmern leiden. Das hat Implikationen für die Therapie.
Mit einem Referentenkommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener

Das Auftreten von Vorhofflimmern ist altersabhängig und nimmt im Laufe des Lebens steil zu; dasselbe gilt für kognitive Störungen. Vorhofflimmern erzeugt wahrscheinlich nicht nur größere kardioembolische Infarkte, sondern auch kleine zerebrale Embolien, die, wenn sie ausgeprägt sind, zu kognitiven Störungen führen können. Die Cardiovascular Health Study ist eine populationsbezogene Studie an Menschen über 65 Jahren, die zwischen 1989 und 1990 in vier Bezirken der USA begonnen wurde. Für die Analyse wurden alle Patienten ausgeschlossen, die zu Studienbeginn bereits unter Vorhofflimmern litten oder einen Schlaganfall durchlebt hatten. Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurden die Patienten einmal jährlich einer neurologischen Untersuchung, einem EKG und einem neuropsychologischen Test, einer modifizierten Mini-Mental-State-Examination (3MSE) mit 100 möglichen Punkten, unterzogen.

Von den 5150 Teilnehmern entwickelten 552 (10,7%) Vorhofflimmern. Bei den Betroffenen verschlechterten sich die kognitiven Funktionen rascher als bei Patienten ohne Arrhythmien. Die Abnahme kognitiver Fähigkeiten innerhalb von fünf Jahren betrug –6,4 Punkte (95% Konfidenzintervall [KI] –7,0; –5,9) für Teilnehmer ohne Vorhofflimmern und –10,3 Punkte (95% KI –12,8;–8,9) für Teilnehmer mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern; dieser Unterschied war statistisch signifikant.

Kommentar

Dies ist eine von mehreren populationsbezogenen Studien, die darauf hinweisen, dass Menschen mit Vorhofflimmern ein erhöhtes Risiko für kognitive Störungen oder eine vaskuläre Demenz haben [1]. Wenn sich dieser Zusammenhang bestätigt, wäre eine effektive Antikoagulation offenbar nicht nur wichtig, um große kardioembolische Infarkte zu verhindern, sondern auch, um das Fortschreiten kognitiver Störungen zu verlangsamen. Um dies im Rahmen von Therapiestudien zu belegen, müsste allerdings eine Therapiedauer von 5 bis 10 Jahren angesetzt werden, was studientechnisch schwer zu realisieren ist.

Quelle

Thacker EL, et al. Atrial fibrillation and cognitive decline: A longitudinal cohort study. Neurology 2013;81:119–25.

Literatur

1. Kirchhof P, et al. Early and comprehensive management of atrial fibrillation: executive summary of the proceedings from the 2nd AFNET-EHRA consensus conference ‚research perspectives in AF‘. Eur Heart J 2009;30:2969–77c.

Psychopharmakotherapie 2014; 21(01)