Subgruppenanalyse der PADRE-Studie

Duloxetin verbessert Arbeitsfähigkeit depressiver Patienten


Dr. Beate Fessler, München

Depressive Episoden gehören zu den Hauptursachen von Arbeitsunfähigkeit. Das gilt ganz besonders, wenn sie von Schmerzen begleitet werden. Eine Subgruppenanalyse der PADRE-Studie hat nun gezeigt, dass eine Therapie mit Duloxetin die Erwerbsfähigkeit verbessert.

PADRE (Painful physical symptoms in depressed patients relation to treatment outcomes in clinical practice), eine prospektive nichtinterventionelle Beobachtungsstudie, hatte gezeigt, dass bei Patienten mit akuter depressiver Episode (n=4517), die neu auf Duloxetin (z.B. Cymbalta®) eingestellt werden, eine frühe Reduktion der depressionsbegleitenden Schmerzsymptomatik als Prädiktor für eine Remission herangezogen werden kann [1]. Ließ sich der Schmerz innerhalb von vier Wochen um mindestens die Hälfte reduzieren, lag die Remissionsrate (IDS-C =Inventory of depression symptomatology – clinician rated 12) nach sechs Monaten bei 66,9%, andernfalls nur bei 36,5%. Zu Studienbeginn litten nach Einschätzung des jeweils betreuenden Arztes 87,8% der Patienten an einer relevanten Schmerzsymptomatik, die bei etwa zwei Drittel der Patienten organisch nicht erklärbar war.

IDS-C, VAS und Arbeitsfähigkeit verbessert

In einer Subgruppenanalyse der PADRE-Studie wurden nun auch Daten zur Arbeits(un)fähigkeit bei 2825 Patienten erhoben [2]. 1266 Patienten (44,8%) waren zu Studienbeginn arbeitsunfähig, 2185 Patienten (79,4%) wiesen eine Schmerzstärke von 30 mm auf der VAS (visuelle Analogskala; 0–100 mm) auf. 1214 Patienten (43%) waren zu Studienbeginn unbehandelt; 1219 (43,2%) mit einem Antidepressivum und 392 (13,9%) mit mehreren Antidepressiva vorbehandelt. Unter Duloxetin stieg die Zahl der arbeitsfähigen Patienten innerhalb von sechs Monaten von 54,8% auf 83,8% an. Parallel zum Anstieg der Arbeitsfähigkeit verbesserte sich der IDS-C-Gesamtscore. Der Anteil arbeitsfähiger Patienten erhöhte sich in der Gruppe der Patienten mit einer initialen Schmerzstärke von 30 mm VAS von 53,5% auf 84,4% (Abb. 1). Der Wert auf der VAS als Maß für die Schmerzsymptomatik verbesserte sich dabei von 65 auf 32 mm. Auch die Vorbehandlung war für die Arbeitsfähigkeit relevant. Bei erstmals antidepressiv behandelten Patienten stieg die Zahl der Arbeitsfähigen von 58,2% auf 86%, bei Patienten, die mehrfach vorbehandelt waren, von 50,8% auf 79,3%.

Abb. 1. Arbeitsfähigkeit und durchschnittliche Schmerzstärke auf der visuellen Analogskala (VAS) unter Therapie mit Duloxetin [nach 2]

Die erfolgreiche und rechtzeitige Behandlung von depressiven Erkrankungen und begleitenden körperlich-schmerzhaften Symptomen nützt damit nicht nur dem Patienten. Sie ist auch aus ökonomischer Sicht relevant. Denn Arbeitsunfähigkeit ist ein wesentlicher Kostenfaktor. 82% der Gesamtkosten einer Depression sind indirekte Kosten, während nur knapp ein Fünftel für Arztbesuche, Medikamente und Psychotherapie veranschlagt werden muss. Nach Daten, die 2004 publiziert wurden, fallen pro Patient pro depressiver Episode 2517 Euro an, davon 2054 Euro für Produktivitätsausfall [3].

Quelle

Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Deggendorf; Pressegespräch „Depression und Arbeitsfähigkeit – die gesundheitsökonomische Bedeutung einer effektiven Therapie“, München, 16. April 2013, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH.

Literatur

1. Schneider E, et al. Early reduction in painful physical symptoms is associated with improvements in long-term depression outcomes in patients treated with duloxetine. BMC Psychiatry 2011;11:150.

2. Happich M, et al. Depression treatment with duloxetine and reduction of inability to work. Depress Res Treat 2012;2012:264854 doi: 10.1155/2012/264854.

3. Gandjour A, et al. Costs and quality in the treatment of acute depression in primary care: a comparison between England, Germany and Switzerland. Int Clin Psychopharmacol 2004;19:201–8.

Psychopharmakotherapie 2013; 20(04)