Unerwünschte Wirkung

Fampridin kann Trigeminusneuralgie verschlechtern


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Der selektive Kaliumkanalblocker Fampridin (Fampyra®) kann bei Patienten mit multipler Sklerose eine Trigeminusneuralgie verschlechtern, wie ein retrospektive Analyse aus Minneapolis (USA) zeigte.

Fampridin ist in der EU zur Verbesserung der Gehfähigkeit von Erwachsenen mit multipler Sklerose mit Gehbehinderung (EDSS 4–7) zugelassen. Durch Blockade der Kaliumkanäle verringert Fampridin das Austreten von Ionen durch diese Kanäle, es verlängert so die Repolarisation und verstärkt die Aktionspotenzialbildung in demyelinisierten Axonen sowie die neuronale Funktion. Vermutlich wird dadurch die Impulsweiterleitung im zentralen Nervensystem verbessert. Aufgrund des Wirkungsmechanismus ist denkbar, dass sich Erkrankungen wie eine Trigeminusneuralgie verschlechtern können.

Retrospektiv wurden die Daten von mit Fampridin behandelten Patienten analysiert, wobei nicht angegeben wurde, wie viele Patienten in die Analyse eingeschlossen worden waren. Drei Frauen berichteten eine Exazerbation, ein Mann das erstmalige Auftreten starker, für eine Trigeminusneuralgie charakteristischer Gesichtsschmerzen nach Beginn der Fampridin-Therapie. Bei den Frauen konnten die bislang bestehenden Schmerzen mit niedrigen Carbamazepin-Dosen gut kontrolliert werden. Unter Fampridin verschlechterten sie sich dramatisch. Nach Absetzen von Fampridin verbesserten sich die Symptome bei zwei Patienten innerhalb von einigen Wochen. Bei den anderen zwei Patienten persistierten die verstärkten Schmerzen länger als ein Jahr, in einem Fall sprachen sie auch auf hoch dosiertes Carbamazepin nicht mehr an.

Fazit

Fampridin kann eine Trigeminusneuralgie verschlechtern und sollte deshalb bei Patienten mit entsprechenden Erkrankungen in der Anamnese mit Vorsicht eingesetzt werden.

Quelle

Birnbaum G, et al. Severe worsening of trigeminal neuralgia associated with dalfampridine treatment in patients with multiple sclerosis. 65th AAN Annual Meeting, San Diego, 16.–23. März 2013, S30.004.

Psychopharmakotherapie 2013; 20(03)