Status epilepticus

Midazolam intramuskulär ist mindestens gleich gut wirksam wie Lorazepam intravenös


Rosemarie Ziegler, Albershausen

In der randomisierten, doppelblinden RAMPART-Studie (Rapid anticonvulsant medication prior to arrival trial) wurden bei der Notversorgung prolongiert krampfender Epileptiker mit intramuskulärem Midazolam bessere Ergebnisse erzielt als mit intravenösem Lorazepam. Vorteil der intramuskulären Injektion ist, dass nicht erst ein venöser Zugang gelegt werden muss.

Ein Status epilepticus ist nicht mehr selbst limitierend und muss als lebensbedrohlicher Notfall behandelt werden. Den Patienten wird noch vor Eintreffen in der Klinik ein Benzodiazepin zur Krampflösung gegeben, um Hirnschäden zu vermeiden. Bisher wurde hierfür meist Lorazepam intravenös appliziert. Allerdings müssen Lorazepam-Ampullen gekühlt gelagert werden, und das Legen eines venösen Zugangs kann bei krampfenden Patienten sehr schwierig sein. Deshalb haben Notärzte in letzter Zeit häufig eine intramuskuläre Gabe von Midazolam (off Label) vorgezogen, obwohl keine Vergleichsdaten vorlagen.

RAMPART-Studie

In der RAMPART-Studie (Rapid anticonvulsant medication prior to arrival trial) wurden jetzt Sicherheit und Wirksamkeit von intravenös verabreichtem Lorazepam mit intramuskulär injiziertem Midazolam verglichen. 893 Erwachsene und Kinder mit Status epilepticus wurden randomisiert einer intramuskulären (IM-Gruppe; n=448) oder intravenösen Therapie (IV-Gruppe; n=445) zugeteilt. Zusätzlich sollten alle Probanden ein Plazebo der jeweils anderen Behandlungsform erhalten. Wenn die Krämpfe zehn Minuten nach Gabe der letzten Studienmedikation noch immer bestanden, konnte eine Rescue-Therapie nach lokalen Vorgaben eingesetzt werden.

Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, bei denen die Krämpfe vor Eintreffen in der Klinik ohne Rescue-Medikation beendet waren. Dies wurde bei 73,4% der Patienten der IM-Gruppe und bei 63,4% der Patienten der IV-Gruppe erreicht (absoluter Unterschied 10 Prozentpunkte; 95%-Konfidenzintervall 4,0–16,1). Damit war intramuskulär appliziertes Midazolam mindestens gleich gut wirksam wie intravenöses Lorazepam, wenn nicht sogar besser (p<0,001 für Nichtunterlegenheit und Überlegenheit). Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen mit ähnlicher Häufigkeit auf.

Fazit

Nach Ansicht der Studienautoren ist mit der RAMPART-Studie eine Basis dafür geschaffen, dass sich die einfachere intramuskuläre Injektion als Ersttherapie des Status epilepticus gegenüber der intravenösen Gabe durchsetzen kann.

Quellen

Silbergleit R, et al. Intramuscular versus intravenous therapy for prehospital status epilepticus. N Engl J Med 2012;366:591–600.

Hirsch LJ. Intramuscular versus intravenous benzodiazepines for prehospital treatment of status epilepticus. N Engl J Med 2012;366:659–60.

Alternative Applikationsformen

Weil Midazolam auch über die Schleimhaut resorbiert wird, könnte auch eine bukkale oder nasale Applikation infrage kommen. Für Kinder und Jugendliche mit Epilepsie steht eine Midazolam-Lösung zur Anwendung in der Mundhöhle zur Verfügung, die bei anhaltenden Krämpfen von einer Betreuungsperson einmalig verabreicht werden darf.

Psychopharmakotherapie 2013; 20(01)