Clusterkopfschmerz

Subokzipitale Glucocorticoid-Injektionen vermindern die Häufigkeit der Schmerzattacken


Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Bei Patienten mit Clusterkopfschmerzen ist die Injektion von Cortivazol im Bereich des Nervus occipitalis major wirksam: In einer französichen Studie reduzierte die perineurale Injektion des Glucocorticoids in den nachfolgenden Tagen die Zahl der Schmerzattacken. So kann die Zeit bis zum Eintritt der Wirkung oraler Medikamente überbrückt werden.

Der Clusterkopfschmerz ist eine sehr belastende Kopfschmerzentität. Bei Beginn eines Clusters wird häufig eine medikamentöse Prophylaxe mit Verapamil, Lithium oder Topiramat begonnen. Bis diese greift, vergehen aber häufig bis zu 10 Tage. Daher ist eine Kurzzeitprophylaxe wünschenswert: Sie sollte so lange wirken, bis die oral eingenommenen Arzneimittel ihre Wirksamkeit entfalten. Dieser Fragestellung ging eine Arbeitsgruppe aus Frankreich nach.

Patienten und Methodik

Am Kopfschmerzzentrum in Paris wurde eine randomisierte, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte Studie durchgeführt. Eingeschlossen wurden erwachsene Patienten (18 bis 65 Jahre) mit Clusterkopfschmerz, die mindestens zwei Clusterattacken am Tag hatten.

Die Patienten erhielten drei Injektionen im Bereich des Nervus occipitalis major im Abstand von 48 bis 72 Stunden: entweder mit 3,75 mg Cortivazol oder mit physiologischer Kochsalzlösung (Cortivazol ist ein Phenylpyrazolsteroid, das nur in Frankreich auf dem Markt ist). Alle Patienten wurden gleichzeitig mit Verapamil eindosiert.

Der primäre Studienendpunkt war der Anteil der Patienten mit einer Reduktion der Zahl der Clusterattacken auf einen Mittelwert von zwei oder weniger Attacken pro Tag innerhalb einer 72-Stunden-Zeitperiode zwei bis vier Tage nach der dritten Injektion.

Ergebnisse

Die Studie begann im November 2008 und wurde im Juli 2009 abgeschlossen. Es wurden insgesamt 43 Patienten randomisiert, von denen 15 einen chronischen und 28 einen episodischen Clusterkopfschmerz hatten.

20 der 21 Patienten (95%), denen das Glucocorticoid injiziert wurde, hatten innerhalb des festgelegten Zeitfensters zwei oder weniger Clusterattacken pro Tag, verglichen mit 12 von 22 Patienten (55%), die mit Plazebo behandelt wurden. Dies entspricht einem Odds-Ratio von 14,5 und war statistisch signifikant (95%-Konfidenzintervall [KI] 1,8–116,9; p=0,012). Patienten der Verum-Gruppe hatten in den ersten 15 Tagen im Mittel 10,6 Clusterattacken, Patienten der Plazebo-Gruppe im Mittel 30,3; auch dieser Unterschied war statistisch signifikant (Differenz 19,7; 95%-KI 6,8–32,6; p=0,004).

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht beobachtet. Als häufigstes unerwünschtes Ereignis wurde Schmerz im Bereich der Injektionsstelle angegeben; er trat in beiden Gruppen gleich häufig auf.

Kommentar

Diese Studie ist außerordentlich hilfreich, da sie zum ersten Mal in einem Plazebo-kontrollierten Design eindeutig belegt, dass Glucocorticoid-Injektionen im Bereich des Nervus occipitalis major bei Patienten mit Clusterkopfschmerz zu einer vorübergehenden Erleichterung im Sinne von weniger Attacken führt. Dieser Zeitraum kann genutzt werden, um eine orale Medikation einzudosieren. Unklar ist allerdings bisher, ob die Wirksamkeit durch die gleichzeitige Gabe eines Glucocorticoids und eines Lokalanästhetikums erhöht werden kann.

Quelle

Leroux E, et al. Suboccipital steroid injections for transitional treatment of patients with more than two cluster headache attacks per day: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Neurol 2011;10:891–7.

Beilagenhinweis

Diese Ausgabe enthält die Beilage PPT extra Nr. 58 der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.

Psychopharmakotherapie 2012; 19(04)