Kongressbericht

28th CINP World Congress of Neuropsychopharmacology


Prof. Dr. Gerd Laux, Wasserburg/München

Vom 3. bis 7. Juni fand in Stockholm/Schweden der Kongress des International College of Neuropsychopharmacology statt. Bei kühl-regnerischem, tagungs-optimalem Wetter konnten über 3300 Teilnehmer aus 92 Ländern sich umfassend über neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sowie aktuelle klinische Studiendaten informieren. Das umfangreiche Programm bot 38 Symposien, 8 Plenarvorträge, 6 Workshops, 5 Pro-Con-Debatten und 774 Poster sowie 5 Satellitensymposien.

Der von auffallend vielen jungen Nachwuchswissenschaftlern und Kollegen aus Osteuropa und Asien sehr gut besuchte Kongress unter Leitung von Kongresspräsident Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller offerierte im gut gegliederten Programm unter anderem folgende Schwerpunkte:

  • Management von therapieresistenten Depressionen
  • Pharmakogenetik im Sinne einer personalisierten Medizin
  • Mechanismen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD)
  • Neue Befunde zum glutamatergen System
  • Neurobiologie von Angststörungen
  • Neues zu Neuropeptiden
  • Neurobiologie der Autismus-Spektrums-Störung
  • Neue Befunde zum Fatigue-Syndrom
  • Muscarinrezeptor-Agonisten
  • Neue Behandlungsstrategien der Alkoholabhängigkeit

Hervorzuheben sind die Pro- und Contra-Debatten

  • zur Überlegenheit von Antipsychotika der zweiten Generation (Meltzer, USA, versus Belmaker, Israel),
  • zur Notwendigkeit der Polypharmazie und insbesondere
  • zur Wirksamkeit von Antidepressiva. Hier präsentierte der britische Psychologe Kirsch eloquent seine bekannte vernichtende Kritik an den Antidepressiva; Eriksson aus Schweden konnte aber messerscharf in hohem Tempo mit einer Fülle von präsentierten Daten die Punkte von Kirsch methodenkritisch hinterfragen. Wegen Überfüllung musste hier der Saal geschlossen werden!
  • Blier, Kanada, und Baghai, Regensburg, debattierten die Frage, inwieweit Augmentation in der Depressionsbehandlung besser ist als Switching.

Die Workshops boten ein hochkarätiges Update zur Pharmakotherapie der generalisierten Angststörung, zur Behandlung von Schlafstörungen, zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit, zum Problemkreis metabolisches Syndrom, zur prämenstruellen dysphorischen Störung sowie zur Behandlung von Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS).

In den Satellitensymposien wurden das neue Antidepressivum Agomelatin, das neue Antimanikum Asenapin, Fortschritte in der Neurobiologie und Neuropsychologie der Depression sowie Konzepte zur Entwicklung neuer Antidepressiva präsentiert.

Vortrag beim CINP-Kongress [Foto: Laux]

Der 29th CINP World Congress soll vom 22. bis 26. Juni 2014 in Vancouver, Kanada, stattfinden.

Quelle

28. CINP World-Congress of Neuropsychopharmacology, Stockholm/Schweden, 3. bis 7. Juni 2012.

Psychopharmakotherapie 2012; 19(04)