Schizophrenie

Therapie mit Ziprasidon: mehr als eine einfache Behandlung der akuten Psychose


Reimund Freye, Baden-Baden

Bei der Therapie der Schizophrenie mit Ziprasidon sind in der Praxis insbesondere zwei Dinge zu berücksichtigen: eine ausreichend hohe Dosis sowie die Einnahme mit Nahrung. Bei einem von Pfizer Pharma veranstalteten Pressegespräch im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) berichteten Fachärzte über Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen stationärer Behandlung und ambulanter Weiterversorgung von Schizophrenie-Patienten [1].

In der schizophrenen Akutsituation darf bereits nach der ersten Woche mit einer Wirksamkeit von Ziprasidon (Zeldox®) gerechnet werden. Bei Patienten mit einer akuten Schizophrenie oder schizoaffektiven Störung war Ziprasidon in einer Dosis von 160 mg/Tag gegenüber einer niedrigeren Dosis und Plazebo deutlich überlegen (Abb. 1). Nach drei Wochen wurde mit einer Tagesdosis von 160 mg Ziprasidon eine Verbesserung der Symptomatik entsprechend einer Abnahme des Gesamtscores der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) von rund 17% gegenüber dem Ausgangswert erreicht, während dieser Score unter einer Medikation mit 80 mg/Tag nicht einmal um 10% gegenüber dem Ausgangswert sank [2].

Abb. 1. Verminderung der schizophrenen Symptomatik unter einer Akuttherapie mit Ziprasidon oder Plazebo: durchschnittliche Veränderung des Gesamtscores der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) gegenüber dem Ausgangswert (Mittelwerte: Plazebo 97,3; Ziprasidon 80 mg/Tag 98,2; Ziprasidon 160 mg/Tag 95,8) [2]

Die klinische Wirksamkeit von Ziprasidon beruht nicht nur auf der Blockade von Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren, sondern auch auf einer Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Diese Komponente wird bei der Wirksamkeit auf Negativsymptome wie die depressive Antriebsminderung deutlich. So wurde der Wert auf der Montgomery Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) bei den Teilnehmern der Studie, die neben einer akuten schizophrenen Symptomatik eine klinisch relevante Depression entsprechend einem MADRS-Ausgangswert von mindestens 14 aufwiesen, durch Ziprasidon in einer Dosis von 160 mg/Tag nach Woche 6 um 7,5 Punkte vermindert. Unter einer Ziprasidon-Dosis von 80 mg/Tag lag die Veränderung des MADRS-Scores bei dieser Patientengruppe dagegen auf Plazebo-Niveau (3,1 Punkte vs. 2,9 Punkte) [2].

Nach den Erfahrungen von Professor Dr. med. Hans-Peter Volz ist Ziprasidon mit 120 bis 160 mg/Tag in der Akutsituation ausreichend hoch dosiert.

Bei nüchterner Einnahme ist die Bioverfügbarkeit und damit die Wirksamkeit von Ziprasidon allerdings erheblich vermindert. Wird das Präparat dagegen mit einer Mahlzeit in einem Umfang von etwa 500 kcal eingenommen, können verglichen mit der Einnahme ohne Nahrung zwei- bis dreimal so hohe Plasmaspiegel erreicht werden.

Die Bioverfügbarkeit wird weiterhin durch Nicotinkonsum vermindert. Daher muss die Dosierung bei Rauchern erhöht werden.

Metabolische Risikofaktoren

Eine Schizophrenie geht mit einer ganzen Reihe von somatischen Belastungen einher. Bei Schizophreniekranken sind Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Übergewicht, Insulinresistenz, Hypertonie, Diabetes mellitus und Rauchen überzufällig häufig anzutreffen, und zwar auch dann, wenn sie keine antipsychotische Medikation erhalten. Diese Risikofaktoren sollten bei der Auswahl eines Antipsychotikums berücksichtigt werden. Da eine antipsychotische Medikation fast immer langfristig eingenommen wird, sollten von den hierfür eingesetzten Wirkstoffen im Idealfall keine zusätzlichen metabolischen Belastungen ausgehen.

In diesem Punkt unterscheidet sich Ziprasidon von zahlreichen anderen Neuroleptika, denn es verhält sich gegenüber Gewicht, Glucosehaushalt (HbA1c-Wert) und Blutfett-Parametern weitgehend neutral. In einer Vergleichsstudie mit stationären Schizophrenie-Patienten wurden unter Ziprasidon (80–160 mg/Tag) gleich hohe Responderraten erreicht wie unter Olanzapin (10–20 mg/Tag), die beiden Wirkstoffe unterschieden sich jedoch in ihren Nebenwirkungen [3]. So nahmen die Patienten unter Olanzapin innerhalb von acht Wochen im Mittel um 6,8 kg zu, unter Ziprasidon nur um 0,1 kg. Bei den Patienten der Olanzapin-Gruppe stiegen außerdem die Triglycerid- und Cholesterolwerte, diese Werte sanken dagegen bei den Patienten in der Ziprasidon-Gruppe [3].

Zusätzliche Krankheitslast vermeiden

Eine weitere Besonderheit von Ziprasidon ist, dass es die Prolactinwerte kaum beeinflusst. Diese Tatsache ist bei den oft recht jungen Patienten von erheblichem Belang für die Therapietreue. Manche Patienten belastet es sehr, wenn sie nach der Entlassung aus dem Krankenhaus feststellen, dass sie außer der schizophrenen Krankheitslast auch noch sexuelle Probleme ertragen müssen.

Für die langfristige Therapietreue, die Persistenz oder Adhärenz, spielen weiterhin Symptomkomplexe aus dem Kreis der Negativsymptome eine Rolle. Zu nennen ist hier ist vor allem die Kognition, die durch stark sedierende Antipsychotika beeinträchtigt wird. Unter dieser Nebenwirkung leiden die Patienten besonders in der Phase der sozialen Reintegration – vor allem, wenn sie gerade wieder eine berufliche Tätigkeit aufnehmen.

Quellen

1. Prof. Dr. med. Hans-Peter Volz, Werneck, Dr. med. Gerhard Dieter Roth, Ostfildern. Pressegespräch „Schizophrenietherapie ganzheitlich gedacht – Zeldox® in der klinischen und ambulanten Praxis“, veranstaltet von Pfizer Pharma GmbH im Rahmen des DGPPN-Kongresses, Berlin, 26. November 2010.

2. Daniel DG, et al. Ziprasidone 80 mg/day and 160 mg/day in the acute exacerbation of schizophrenia and schizoaffective disorder: a 6-week placebo-controlled trial. Ziprasidone Study Group. Neuropsychopharmacology 1999;20:491–505.

3. Grootens KP, et al. Ziprasidone vs olanzapine in recent-onset schizophrenia and schizoaffective disorder: results of an 8-week double-blind randomized controlled trial. Schizophrenia Bull 2011;37:352–61. Epub 2009 Jun 19.

Psychopharmakotherapie 2011; 18(03)