Epilepsie

Bausteine einer rationalen Pharmakotherapie


Ulla Satzger, Rheinfelden

Für die Pharmakotherapie der Epilepsie sollten neben der Anfallsart und dem Epilepsiesyndrom auch die Patientencharakteristika sowie die Eigenschaften von Antiepileptika bedacht werden. Bei der Auswahl der Pharmaka könnte insbesondere bei Wirkstoffkombinationen auch der Wirkungsmechanismus zunehmend eine Rolle spielen, so das Fazit eines Satellitensymposiums der UCB Pharma GmbH anlässlich des 83. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) im September 2010 in Mannheim.

Bei der Auswahl eines Antiepileptikums müssen vielfältige Faktoren ins Kalkül gezogen werden. Neben der Wirksamkeit einer Substanz auf die Anfallsart und das Epilepsiesyndrom spielen die Verträglichkeit und Sicherheit sowie die Pharmakokinetik eine Rolle. Zukünftig könnte auch der Wirkungsmechanismus eines Antiepileptikums zu einem relevanten Auswahlkriterium werden.

In der Vergangenheit wurde bereits des Öfteren diskutiert, ob es im Rahmen einer Kombinationstherapie sinnvoll ist, Antiepileptika mit ähnlichen Wirkungsmechanismen (z.B. Carbamazepin und Lamotrigin) miteinander zu kombinieren, oder ob nicht die Kombination von Antiepileptika mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen (z.B. Levetiracetam und Valproinsäure) besser sei. Einer neuen Post-hoc-Analyse der Zulassungsstudien von Lacosamid (Vimpat®) zufolge scheinen die Wirkungsmechanismen der Antiepileptika im Rahmen einer Kombinationstherapie durchaus Relevanz zu haben.

Bei dieser retrospektiven Untersuchung wurde die Wirksamkeit der Therapie in Abhängigkeit vom Wirkungsmechanismus der Begleitantiepileptika untersucht. Ausgewertet wurden die gepoolten Daten von nahezu 1300 Patienten, die an den Zulassungsstudien teilgenommen hatten. Als Responder galten Patienten mit einer Anfallsreduktion um mindestens 50%.

Patienten, die zusätzlich zu Lacosamid klassische Natriumkanalblocker wie Carbamazepin, Oxcarbazepin, Lamotrigin und Phenytoin eingenommen hatten, wurden der Gruppe 1 (n=1077; 82%) zugeordnet. In Gruppe 2 (n=231; 18%) waren Patienten, die zusätzlich zu Lacosamid Antiepileptika erhalten hatten, deren primärer Wirkungsmechanismus nicht auf einer klassischen Blockade der Natriumkanäle beruht, wie Levetiracetam, Topiramat und Valproinsäure.

Bei Kombination von Lacosamid in einer Dosis von 400 mg/Tag mit klassischen Natriumkanalblockern wurde eine Responderrate von 39,9% erzielt. Wurde Lacosamid in dieser Dosierung mit Antiepileptika kombiniert, die nicht primär auf Natriumkanäle wirken, war die Responderrate mit 62,3% deutlich höher.

Kommentar

Wenngleich Post-hoc-Analysen nicht konfirmativ-beweisend sind, sondern lediglich dazu dienen, Hypothesen zu generieren, zeigt diese aufschlussreiche Analyse doch große Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Um weitere Informationen über den Stellenwert der Wirkungsmechanismen im Rahmen einer Kombinationstherapie zu gewinnen, sind jedoch prospektive Studien notwendig.

Quelle

Dr. med. Günter Krämer, Zürich; Satelliten-Symposium „Bausteine einer rationalen Epilepsietherapie“, veranstaltet von UCB Pharma GmbH im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Mannheim, 23. September 2010.

Psychopharmakotherapie 2010; 17(06)