Chronische Schmerzen

Fibromyalgie-Behandlung mit Antidepressiva


Rosemarie Ziegler, Albershausen

Die Ergebnisse einer Metaanalyse über 18 randomisierte kontrollierte Studien deuten darauf hin, dass vor allem trizyklische Antidepressiva Fibromyalgiesymptome lindern können.

Die Prävalenz des Fibromyalgiesyndroms (FMS) in der westlichen Welt liegt bei geschätzten 0,5 bis 5,8%, wobei zu 90% Frauen betroffen sind. Das Amerikanische Rheumatologie-Kolleg definiert FMS als ausgedehnte, multilokuläre Schmerzzustände von mindestens 3-monatiger Dauer und Druckschmerz an mindestens 11 von 18 definierten Körperstellen („tender points“). Zu den assoziierten Symptomen gehören unter anderem Depressionen, Erschöpfungszustände und Schlafstörungen. Die Lebensqualität von Patienten mit FMS ist deutlich vermindert, die volkswirtschaftliche Belastung durch die Krankheit ist sehr hoch.

Da sich bei FMS-Patienten ein gestörter Serotonin-Metabolismus nachweisen lässt, sind Antidepressiva die am häufigsten untersuchten Therapeutika zur Linderung der Symptome. Ob und inwieweit Antidepressiva aus unterschiedlichen Gruppen die Beschwerden der Patienten mindern, prüften Ärzte des Klinikums Saarbrücken in einer Metaanalyse. Die 18 eingeschlossenen, randomisiert-kontrollierten Studien mit 1427 Teilnehmern dauerten durchschnittlich acht Wochen und waren mit tri- und tetrazyklischen Antidepressiva (TCA), mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), mit Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) oder mit Monoaminoxidasehemmern (MAO) durchgeführt worden.

Allgemein war ein deutlicher Zusammenhang erkennbar zwischen der Behandlung mit Antidepressiva und einer Minderung von

  • Schmerzen (standardisierte mittlere Differenz [SMD] –0,43; 95%-Konfidenzintervall [KI] –0,55 bis –0,30),
  • Erschöpfung (SMD –0,13; 95%-KI –0,26 bis –0,01),
  • Niedergeschlagenheit (SMD –0,26; 95%-KI –0,39 bis –0,12) und
  • Schlafstörungen (SMD –0,32; 95%-KI –0,46 bis –0,18).

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbesserte sich unter der Behandlung mit Antidepressiva merklich (SMD –0,31; 95%-KI –2,57 bis –0,71).

Die Schmerzreduktion war am größten bei den TCA (SMD –1,64; 95%-KI –2,57 bis –0,71), mittelmäßig bei den MAO-Hemmern (SMD –0,54; 95%-KI –1,02 bis –0,07) und gering bei den SSRI (SMD –0,39; 95%-KI –0,77 bis –0,01) und den SNRI (SMD –0,36; 95%-KI –0,46 bis –0,25).

Nicht bekannt ist, ob der Erfolg der Behandlung mit Antidepressiva nach Abbruch der Therapie anhält und ob diese Medikamente die mit FMS verbundenen Kosten insgesamt reduzieren. Um das zu erforschen sind länger dauernde und differenziertere Studien nötig.

Quelle

Häuser W, et al. Treatment of fibromyalgia syndrome with antidepressants. A meta-analysis. JAMA 2009;301:198–209.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(06)