Epilepsie

Topiramat in der Schwangerschaft


Prof. Dr. H. C. Diener, Essen

Mit Ausnahme von Lippenkiefergaumenspalten war das Missbildungsrisiko unter Einnahme von Topiramat in der Monotherapie der Epilepsie gering. Im Rahmen der Polytherapie kam es aber zu einer deutlichen Zunahme der angeborenen Missbildungen.

Es ist bekannt, dass die Epilepsie als Krankheit wie auch die antiepileptische Therapie während der Schwangerschaft zu einer erhöhten Rate an kindlichen Missbildungen führen kann. Für die neuen Antiepileptika gibt es mit Ausnahme von Lamotrigin (z.B. Lamictal®), Levetiracetam (Keppra®) und Oxcarbazepin (z.B. Trileptal®) nur wenige Daten zu dieser Problematik. Daher ist es wichtig, prospektive Register anzulegen, um diese Problematik zu untersuchen. Das englische Epilepsy and Pregnancy Register ist ein prospektives Register, mit dem möglichst viele Frauen erfasst werden sollen, die unter der Einnahme von Antiepileptika schwanger werden. Im vorliegenden Fall wurden die Daten zu Topiramat (Topamax®) bis zum August 2007 ausgewertet. Aufgenommen wurden Frauen mit einer Epilepsie, die unter der Einnahme von Topiramat entweder als Monotherapie oder Kombinationstherapie schwanger wurden. Es wurden prospektiv der Verlauf der Schwangerschaft und der Gesundheitszustand der Neugeborenen registriert. Der wichtigste Outcome-Parameter ist die Zahl von schwerwiegenden kongenitalen Missbildungen.

70 Frauen nahmen während des ersten Trimenons Topiramat im Rahmen einer Monotherapie ein. Bei 133 Frauen wurde Topiramat als Teil einer Mehrfachtherapie eingesetzt. Die mittlere Dosis von Topiramat betrug in der Monotherapie 245 mg und in der Polytherapie 300 mg.

Von den 178 lebend geborenen Kindern hatten 16 (9%) eine schwerwiegende kongenitale Missbildung. Viermal handelte es sich um eine Lippenkiefergaumenspalte. In vier Fällen der 78 lebend geborenen Jungen wurde eine Hypospadie festgestellt, dabei handelte es sich in zwei Fällen um eine schwerwiegende Missbildung. – Die Missbildungsrate war mit 4,8% bei einer Monotherapie deutlich geringer als mit 11,2% bei Polytherapie.

Kommentar

Die Missbildungsrate für Topiramat in der Monotherapie liegt in dem Bereich, wie er für andere Antikonvulsiva berichtet wurde. Auch für andere Antikonvulsiva ist bekannt, dass in der Polytherapie die Missbildungsrate steigt. Die hier publizierten Daten sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da die gesamte Fallzahl mit 203 Schwangerschaften und 178 lebend geborenen Kindern relativ klein ist und der Streubereich groß. Daher ist es essenziell, dass noch weitere Daten prospektiv gesammelt werden. Dessen ungeachtet sollten aber Frauen, die unter Topiramat schwanger werden, auf das erhöhte Risiko von Lippenkiefergaumenspalten aufmerksam gemacht werden.

Quelle

Hunt S, et al. UK Epilepsy and Pregnancy Register. Topiramate in pregnancy: preliminary experience from the UK Epilepsy and Pregnancy Register. Neurology 2008;71:272–6.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(02)