Fünf-Jahres-Daten

BENEFIT belegt anhaltende Wirkung der frühen MS-Therapie


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Eine Behandlung mit Interferon beta-1b (Betaferon®) sofort nach dem ersten Multiple-Sklerose-(MS-)Schub senkt das Risiko signifikant, einen zweiten Schub zu erleiden und damit an einer klinisch gesicherten MS zu erkranken. Das Risiko einer MS-Erkrankung nach den McDonald-Diagnosekriterien lässt sich durch die frühzeitige Behandlung um 45% (p<0,0001) reduzieren. Das bestätigen neue Ergebnisse der BENEFIT-Studie, die auf dem World Congress on Treatment and Research in Multiple Sclerosis vorgestellt wurden.

Die BENEFIT-Studie (Betaferon in newly emerging multiple sclerosis for initial treatment) wurde in 98 Zentren und 20 Ländern durchgeführt. Eingeschlossen waren 468 Patienten mit Verdacht auf MS nach einem ersten klinischen Schub. Sie wurden randomisiert und doppelblind jeden zweiten Tag mit 250 µg Interferon beta-1b subkutan oder mit Plazebo behandelt. Die Plazebo-kontrollierte Behandlungsphase dauerte bis zu zwei Jahre oder so lange, bis ein zweiter Schub oder eine klinisch gesicherte MS diagnostiziert wurde. Anschließend konnten alle Patienten an einer Nachbeobachtungsstudie mit Interferon beta-1b teilnehmen, in der die Wirkung einer frühen im Vergleich zu einer erst später eingeleiteten Interferon-Therapie auf den Langzeitverlauf der Erkrankung über fünf Jahre untersucht werden sollte.

Für die 5-Jahres-Auswertung standen die Daten von 358 Patienten zur Verfügung. Das Interferon-Präparat zeigte in beiden Studienarmen eine hohe Wirksamkeit, wobei eine sofortige Therapie nach dem ersten Schub einen größeren therapeutischen Nutzen als eine verzögerte Therapie hatte. So konnte eine sofort nach dem ersten Schub begonnene Behandlung mit Interferon beta-1b die Entwicklung einer klinisch gesicherten MS um mehr als zwei Jahre (750 Tage) hinauszögern. Das Risiko sank um 37% (p=0,003). Die Schubrate wurde um 20% (p=0,015) gesenkt, die Zahl neuer Gadolinium-positiver Läsionen und T2-Läsionen im MRT wurde ebenfalls signifikant verringert. Früh behandelte Patienten wiesen nach fünf Jahren bessere kognitive Leistungen auf als Patienten, bei denen die Therapie erst später einsetzte (p=0,0045).

Die BENEFIT-Studie zeigte außerdem, dass eine frühzeitige Behandlung im Vergleich zu einer späteren Behandlung das Risiko bleibender körperlicher Behinderungen senken kann, beurteilt mit der EDSS-Skala (Expanded disability status scale). Dieser Effekt konnte erstmals nach drei Jahren mit einer signifikanten Risikoreduktion um 40% (p=0,022) beobachtet werden.

Die Nebenwirkungen, die im Laufe von fünf Jahren beobachtet wurden, stimmten mit den in der klinischen Prüfung beschriebenen Nebenwirkungen überein. Es wurden keine neuen Sicherheitsrisiken entdeckt.

Quellen

Freedman MS, et al. Impact of early interferon beta-1b treatment on disease evolution over five years in patients with a first event suggestive of multiple sclerosis. World Congress on Treatment and Research in Multiple Sclerosis, Montreal, 20. September 2008, Poster 901.

Internationale Pressekonferenz, BayerSchering Pharma, Montreal, 19. September 2008.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(02)