Fibromyalgie

Pregabalin geeignet für Langzeitbehandlung


Prof. Dr. H. C. Diener, Essen

Die Zeit bis zum Wirkungsverlust einer Behandlung mit Pregabalin bei Patienten mit Fibromyalgie ist verglichen mit Plazebo signifikant länger, so das Ergebnis einer multizentrischen, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten, randomisierten Studie.

Hintergrund

Bei der Fibromyalgie handelt es sich um ein Syndrom mit chronischen Muskel- und Gelenkschmerzen, dessen Pathophysiologie noch nicht geklärt ist. Unter der Annahme, dass bei dieser Krankheit auch eine zentrale Sensitivierung eine wichtige Rolle spielt, wurden mehrere Studien zum Einsatz und zur Wirksamkeit von Pregabalin (Lyrica®, keine Zulassung in Europa für diese Indikation) bei Patienten mit Fibromyalgie durchgeführt.

Studiendesign und -ziel

Bei der hier vorliegenden Studie handelt es sich um eine multizentrische, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte, randomisierte Studie zur Wirksamkeit einer Behandlung mit Pregabalin. Bei allen Patienten erfolgte zunächst eine offene Behandlung mit Pregabalin über 6 Wochen, gefolgt von einer 26-wöchigen doppelblinden Behandlung mit Plazebo oder Pregabalin. Einschlusskriterien waren das Vorliegen einer Fibromyalgie und ein Wert der Beschwerden von über 40 mm auf einer visuellen Analogskala, die von 0 bis 100 mm reichte (je höher der Wert, desto stärker die Beschwerden). In den ersten drei Wochen der offenen Behandlungsphase wurden die Patienten langsam auf die individuell wirksamste Dosis von 300, 450 und 600 mg Pregabalin pro Tag eindosiert, in den letzten drei Wochen erhielten sie diese als fixe Dosierung. Es wurden nur Patienten randomisiert, bei denen es zu einer über 50%igen Abnahme des Schmerzes auf der visuellen Analogskala kam und die die Therapie am Ende der offenen Behandlungsphase als gut oder sehr gut wirksam einschätzten.

Der primäre Endpunkt war die Zeit bis zum Verlust des Therapieeffekts, definiert als eine weniger als 30%ige Reduktion der Schmerzen oder eine Verschlechterung der Fibromyalgie.

Studienergebnisse

1150 Patienten wurden in die offene Behandlungsphase aufgenommen, 287 wurden anschließend in die Plazebo-Gruppe und 279 in die Pregabalin-Gruppe eingeschlossen.

Die Zeit bis zum Verlust der Wirkung der Behandlung war für Pregabalin signifikant länger als für Plazebo (p<0,0001). Kaplan-Meier-Kurven zeigten, dass es bei der Hälfte der Patienten in der Plazebo-Gruppe 19 Tage dauerte, bis die Wirkung verloren gegangen war. Mehr als die Hälfte der Patienten in der Pregabalin-Gruppe hatte auch nach 26 Wochen das Ansprechen auf die Therapie nicht verloren.

Am Ende der doppelblinden Behandlungsphase hatten 174 Patienten (61%) in der Plazebo-Gruppe einen Wirkungsverlust verglichen mit 90 Patienten (32%) in der Pregabalin-Gruppe. 17% der Patienten brachen die Behandlung mit Pregabalin in der offenen Behandlungsphase ab. Die Abbruchrate war auch in der doppelblinden Behandlungsphase bei Pregabalin höher als bei Plazebo. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Übelkeit.

Kommentar

Es handelt sich hier um ein ungewöhnliches Studiendesign, da die Behandlung zunächst offen erfolgte und dann die Langzeitwirksamkeit in einem randomisierten Design im Vergleich zu Plazebo untersucht wurde. Zunächst ist bemerkenswert, dass über die Hälfte der Patienten, die die offene Behandlungsphase absolvierten, einen Behandlungseffekt zeigten und damit randomisiert werden konnten. Bei Patienten, die fortgesetzt mit Pregabalin behandelt wurden, zeigte sich dann aber auch in zwei Drittel der Fälle ein anhaltender Therapieerfolg. Die Plazebo-Erfolgsrate lag in dem üblicherweise zu erwartenden Bereich. Nicht überraschend ist die Beobachtung, dass Pregabalin mehr Nebenwirkungen hatte als Plazebo. Interessant ist die Beobachtung, dass es keine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen den drei Dosen von 300, 450 und 600 mg Pregabalin pro Tag gab.

Quelle

Crofford LJ, et al. Fibromyalgia relapse evaluation and efficacy for durability of meaningful relief (FREEDOM): a 6-month, double-blind, placebo-controlled trial with pregabalin. Pain 2008;136:419–31.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(01)