Parkinson-Krankheit

Mit Retardgalenik das therapeutische Potenzial von Ropinirol besser ausschöpfen


Gabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Parkinson-Patienten mit unzureichend wirksamer Levodopa-Therapie profitieren mehr von der Kombination mit Ropinirol, wenn der Dopaminagonist in Retardform statt in der herkömmlichen – schnell freisetzenden – Galenik verordnet wird. Diese Ergebnisse wurden auf einem Satellitensymposium der Firma GlaxoSmithKline im Rahmen des 81. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vorgestellt.

Bei nachlassender Wirksamkeit von Levodopa mit End-of-Dose-Akinesien oder On-off-Fluktuationen gilt die Kombination mit einem Dopaminagonisten in Hinblick auf die langfristige Prognose des Parkinson-Patienten günstiger als eine weitere Erhöhung der Levodopa-Dosis. Zu den Optionen der ersten Wahl gehört der Nonergot-Dopaminagonist Ropinirol (Requip®).

Welcher Vorteil zu erwarten ist, wenn ein Ropinirol-Präparat mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Requip-Modutab®) eingesetzt wird anstatt eines herkömmlichen Präparats mit rascher Wirkstofffreisetzung (Requip®), wurde in der multizentrischen PREPARED-Studie (Prolonged release ropinirole in Parkinson’s disease) untersucht. Bei Requip-Modutab® wird Ropinirol verzögert mit einer maximalen Plasmakonzentration (Cmax) nach sechs bis zehn Stunden freigesetzt und nicht wie bei der Ropinirol-Normalformulieung sehr rasch mit einer Cmax bereits nach ein bis zwei Stunden.

Studiendesign

In die Studie wurden 350 Parkinson-Patienten mit einer Levodopa-Monotherapie (im Mittel 670 mg pro Tag) eingeschlossen. Die durchschnittliche Off-Zeit pro Tag betrug 6,6 Stunden und der Motorik- Score der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) lag im Mittel bei 29 Punkten. Die Patienten erhielten randomisiert und doppelblind als Add-on-Therapie entweder dreimal täglich die Requip®-Normalformulierung oder einmal täglich Ropinirol mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Requip-Modutab®). Die Studienmedikation wurde entsprechend den Empfehlungen in den Fachinformationen aufdosiert – wöchentlich entweder in zunächst 0,75-mg-Schritten, danach in 1,5- bis 3-mg-Schritten oder in zunächst 2-mg-, dann 4-mg-Schritten. Parallel dazu konnte ab der vierten Woche in Abhängigkeit vom klinischen Bild (Abnahme der Off-Zeit um mindestens 1,5 Stunden pro Tag) die Levodopa-Dosis angepasst werden.

Studienergebnisse

Beim letzten Kontrolltermin oder bei Studienende nach sechs Monaten lagen die Tagesdosen von Ropinirol im Mittel bei 10,4 mg (Standard) gegenüber 18,6 mg (Retard) bei gleichzeitiger Reduktion der Tagesdosen von Levodopa um durchschnittlich 162 mg gegenüber 113 mg.

Trotz der schnelleren Aufdosierung und der höheren Erhaltungsdosen bei den Patienten der Requip-Modutab®-Gruppe wurden bei der Verträglichkeit und bei der Zahl nebenwirkungsbedingter Therapieabbrüche keine signifikanten Unterschiede dokumentiert.

Der primäre Endpunkt – dauerhafte Reduktion der täglichen Zeit im „Off“ um mindestens 20% – wurde mit Requip-Modutab® signifikant häufiger erreicht als unter schnell anflutendem Standard-Ropinirol (Abb. 1). Ebenfalls signifikant stärker verbessert hatten sich die motorischen Funktionen – Abnahme des Motorik-Scores der UPDRS um 10,2 gegenüber 7,9 Punkte (p=0,02). Von den Prüfärzten wurde abschließend die klinische Situation der Patienten, ermittelt mithilfe der Clinical Global Impression(CGI)-Scale, bei der Einnahme des Retard-Präparats signifikant häufiger als stark oder sehr stark gebessert beurteilt als im Standard-Arm (p=0,027).

Abb. 1. Anteil der Patienten mit einer Reduktion der täglichen Off-Zeit um 20% nach einer Add-on-Therapie mit Retard-Ropinirol (Requip-Modutab®) im Vergleich mit Standard-Ropinirol (Requip®) zu einer unzureichend wirksamen Levodopa-Therapie. ITT: Intention-to-treat-Analyse; PP: Per-protocol-Analyse [nach Schapira AHV, et al. [Poster 594]. 12th International Congress of Parkinson’s Disease and Movement Disorders, Chicago, Juni 2008]

Quellen

Prof. Dr. Heinz Reichmann, Dresden, Prof. Dr. Jürgen Winkler, Regensburg, Satellitensymposium „Neues aus Forschung und Klinik“, veranstaltet von GlaxoSmithKline im Rahmen des 81. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Hamburg, 11. September 2008.

Tompson DJ, et al. Steady-state pharmacokinetic properties of a 24-hour prolonged-release formulation of ropinirole: results of two randomized studies in patients with parkinsons’s disease. Clin Ther 2007;29:2654–66.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(01)