Epilepsietherapie

Erfahrungen mit Zonisamid und Rufinamid


Reimund Freye, Baden-Baden

Zum Antiepileptikum Zonisamid (Zonegran®) wurde mit ZEUS nun eine methodisch anspruchsvolle Anwendungsbeobachtung durchgeführt, die Erfahrungen über den Einsatz in der Europäischen Union widerspiegelt. Beim Lennox-Gastaut-Syndrom konnten in der Praxis mit Rufinamid (Inovelon®) gute Erfolge erzielt werden. Diese Daten zu Zonisamid und Rufinamid wurden auf einem Presseworkshop der Firma Eisai im Rahmen des 8th European Congress on Epileptology vorgestellt.

Zonisamid zur Behandlung fokaler Epilepsien

Zonisamid (Zonegran®) ist seit über drei Jahren in Deutschland auf dem Markt, zugelassen für die Kombinationstherapie von erwachsenen Patienten mit fokalen epileptischen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung. Da es in Japan und den USA jedoch schon erheblich länger verfügbar ist, kann insgesamt auf eine Erfahrung von 2,5 Millionen Patientenjahren zurückgegriffen werden. Diese Daten können zur Sicherheit der Epilepsie-Therapie mit Zonisamid beitragen.

Die Untersuchung ZEUS (Zonisamide in the European Union study) ist eine naturalistische, offene Studie. Das Patientenkollektiv war dichter an der epileptologischen Praxis gelagert als in den Zulassungsstudien. Eingeschlossen wurden 317 Patienten aus insgesamt neun europäischen Ländern.

Die Anfallshäufigkeit verringerte sich durch Zonisamid im Mittel um bis zu 41%; die Patienten hatten statt im Median sieben Anfälle in der Anfangsphase drei Anfälle pro Monat weniger. Auch konnte die Schwere der verbliebenen Anfälle signifikant reduziert werden. Bis zu 16% der Patienten wurden komplett anfallsfrei.

Für die Lebensqualität, gemessen mit dem validierten Quality-of-Life-in-Epilepsy-Fragebogen (QOLIE), konnte bei den Patienten, die gemäß Protokoll behandelt wurden, ebenfalls eine statistisch signifikante Besserung dokumentiert werden. Die Ärzte gaben bei 75% der Patienten eine Besserung des klinischen Gesamteindrucks durch die Therapie mit Zonisamid an.

Sedierung und Schlaflosigkeit waren mit 15% die häufigsten Ursachen für Therapieabbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse. Diese Nebenwirkungen sind möglichweise auf ein „drug loading“ zurückzuführen, also eine summierte Wirkung zusammen mit der Vormedikation. Die Patienten, die an der Anwendungsbeobachtung teilnahmen, bekamen ein bis zwei antiepileptische Basistherapeutika.

Therapie des LGS mit Rufinamid

Rufinamid (Inovelon®) wurde Mitte 2007 von der EMEA speziell für die Behandlung des Lennox-Gastaut-Syndroms (LGS), einer besonders schweren Epilepsieform, als Orphan-Drug zugelassen. Ein großes Problem bei den Erkrankten sind die tonisch-atonischen Anfallsformen, die zu schweren Stürzen mit erheblichem Verletzungsrisiko führen, weshalb die Patienten meist einen Helm tragen müssen. Das wird von den Kindern wie auch den Eltern als außerordentlich stigmatisierend erlebt.

Rufinamid als Add-on-Medikament − hier ist die nichthepatische Metabolisierung besonders relevant − wurde in der Untersuchung von Glauser et al. (Neurology 2008;70:1950–8) auf seine Wirksamkeit und Sicherheit beim LGS überprüft.

In der randomisierten, Plazebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 139 LGS-Patienten im Alter von 4 bis 30 Jahren konnte ein Rückgang der Häufigkeit aller mit dem LGS assoziierten Anfälle um 32,7% verzeichnet werden, gegenüber 11,7% in der Plazebo-Gruppe.

Ebenso konnte die Frequenz der Sturzanfälle um 42,5% reduziert werden, während sie in der Plazebo-Gruppe praktisch gleich blieb (Abb. 1). Wenn beim einzelnen Patienten gar keine Sturzanfälle mehr auftraten und auf den Helm verzichtet werden konnte, stellte dies einen enormen Zuwachs an Lebensqualität − auch für die Familienangehörigen – dar. Dies ist ebenso der Fall bei einer Verringerung des Schweregrads der Anfälle, die bei 53% der Patienten, die mit Rufinamid behandelt wurden, beobachtet werden konnte.

Abb. 1. Wirksamkeit von Rufinamid bei der Behandlung des Lennox-Gastaut-Syndroms [nach Glauser et al. 2008]

*: Anfallsfrequenz pro 28 Tage in der doppelblinden Phase versus Ausgangsphase

Quelle

Prof. Dr. Bernhard Steinhoff, Kehl-Kork, Prof. Dr. Ulrich Stephani, Kiel. Presse-Workshop „Besser leben mit Epilepsie – Wirksam therapiert und informiert den Alltag bewältigen“, veranstaltet von Eisai GmbH im Rahmen des 8th European Congress on Epileptology (ECE), Berlin, 23. September 2008.

Psychopharmakotherapie 2009; 16(01)