Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen
Die Lebenszeitprävalenz der generalisierten Angststörung (GAS) liegt bei 5%. Frauen sind von einer GAS etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Erkrankung beginnt im Mittel im Alter von etwa 33 bis 34 Jahren. Typisch für die GAS ist die übertriebene Befürchtung. Die Betroffenen machen sich ständig über verschiedene Dinge Sorgen. Diese Sorgen sind zwar nicht völlig grundlos, aber sie sind in der Regel übertrieben. Eine Sorge folgt auf die andere. Die GAS ist durch eine ausgesprochen hohe Komorbidität gekennzeichnet. Häufig sind vor allem Schmerzen und Depressionen. Durchschnittlich dauert es 20 Jahre, bis eine GAS diagnostiziert wird, denn die Betroffenen kommen mit völlig anderen Symptomen zum Arzt, nämlich Schmerzen, Schlafstörungen, Depressionen oder anderen körperlichen Erkrankungen.
Die GAS reduziert die Lebensqualität der Patienten deutlich. Die Arbeitsfähigkeit ist stärker beeinträchtigt als bei depressiven Störungen.
Therapeutische Möglichkeiten
Zur Therapie werden meist folgende Arzneimittel eingesetzt:
- Antidepressiva
- Anxiolytika (Benzodiazepine, Buspiron)
- Antikonvulsiva wie Pregabalin
- Opipramol
Seit Juli 2008 ist mit Duloxetin ein dual wirkender, selektiver Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) für die Behandlung der generalisierten Angststörung zugelassen. Seine Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Patienten mit generalisierter Angsterkrankung konnte unter anderem in vier neun- bis zehnwöchigen Studien zur Akutbehandlung mit fester (60 bzw. 120 mg/d) oder flexibler (60 bis 120 mg/d) Dosierung im Vergleich zu Plazebo gezeigt werden.
In allen Studien verringerten sich durch den SNRI Angstsymptome signifikant, erfasst mit der Hamilton Anxiety Rating Scale (HAMA), und zwar wurde sowohl die psychische als auch die somatische Angst gebessert. Ferner besserte Duloxetin signifikant die allgemeine Beeinträchtigung der Patienten, gemessen mit der Sheehan Disability Scale (SDS) (Abb. 1). Auch das Rückfallrisiko wurde vermindert.
Abb. 1. Duloxetin bessert die allgemeine Beeinträchtigung bei Patienten mit generalisierter Angststörung, gemessen mit der Sheehan Disability Scale (SDS)
In weiteren Studien konnte gezeigt werden, dass Duloxetin bei Patienten mit Schmerzen zu einer signifikanten Schmerzreduktion führte.
Das Verträglichkeitsprofil von Duloxetin ist mit dem bei der Behandlung von Depressionen vergleichbar. Am häufigsten war Übelkeit, die jedoch meist als leicht oder mäßig schwer einzuordnen war. Sie trat vor allem zu Beginn der Behandlung auf und führte nur selten zum Abbruch der Behandlung. Weitere Nebenwirkungen waren zum Beispiel Verstopfung, trockener Mund, Schläfrigkeit, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit und verminderte Libido.
Quelle
Prof. Dr. Hans-Peter Volz, Pressegespräch „Den Teufelskreis der generalisierten Angststörung an zwei Stellen durchbrechen? – Therapieoptionen mit Cymbalta®“, veranstaltet von Lilly Deutschland GmbH, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co KG beim 21. Kongress des European College of Neuropsychopharmacology, Barcelona, 30. August 2008.
Psychopharmakotherapie 2008; 15(06)