Subkortikale vaskuläre Enzephalopathie

Donepezil bei CADASIL unwirksam


Prof. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Die zerebrale autosomale dominante Arteriopathie mit subkortikalen Infarkten und Leukenzephalopathie (CADASIL) ist eine Modellkrankheit für die vaskuläre Mikroangiopathie. Leitsymptom ist die vaskuläre Demenz. In einer großen randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studie waren 10 mg/d Donepezil nicht besser wirksam als Plazebo.

Cholinesterasehemmer wie Donepezil (Aricept®) sind für die Behandlung der Alzheimer-Demenz zugelassen. Es gibt auch positive Studien bei Patienten mit vaskulärer Demenz, wobei diese aber aufgrund methodischer Mängel nicht zur Zulassung von Donepezil in dieser Indikation führten. Der Hauptkritikpunkt an den Studien bei Patienten mit vaskulärer Enzephalopathie war die Tatsache, dass dieselben Messinstrumente verwendet wurden wie bei Patienten mit Alzheimer-Erkrankung.

Die zerebrale autosomale dominante Arteriopathie mit subkortikalen Infarkten und Leukenzephalopathie (CADASIL) ist eine genetische Krankheit, die zu lakunären Schlaganfällen, Veränderungen der weißen Substanz im Gehirn und im Endstadium zu einer vaskulären Demenz führt. Diese Krankheit ist daher eine Modell-Krankheit für den Einsatz von neuen Behandlungsformen, die eine vaskuläre Demenz bessern oder das Fortschreiten der Demenz verhindern sollen.

In die vorliegende Studie, die in der Neurologischen Universitätsklinik in München koordiniert wurde, wurden 168 Patienten mit CADASIL und einem mittleren Alter von 55 Jahren eingeschlossen. 86 Patienten wurden mit 10 mg/d Donepezil und 82 Patienten mit Plazebo behandelt. Einschlusskriterium war ein Wert auf der Mini-Mental-State-Examination-Skala (MMSE) zwischen 10 und 27 und ein Zeitwert bei dem Trail-making-Test B, der mindestens 1,5 Standardabweichungen unter dem Mittelwert lag. Die Behandlung erfolgte über 18 Wochen, der primäre Endpunkt war die Änderung in einem Score, der das Ausmaß kognitiver Störungen bei Patienten mit vaskulärer Demenz misst (V-ADAS-cog). Für die Endauswertung standen 161 Patienten zur Verfügung.

Es ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Patienten, die mit Donepezil und Plazebo behandelt wurden. Für einige der sekundären Endpunkte ergab sich eine Überlegenheit von Donepezil. Zehn Patienten, die mit Donepezil behandelt wurden, brachen die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab verglichen mit sieben Patienten, die mit Plazebo behandelt wurden.

Kommentar

Diese internationale Studie ergab keine überzeugende Wirksamkeit von Donepezil bei Patienten mit einer genetisch determinierten Form einer vaskulären Demenz. Das Ergebnis ist wichtig, da es darauf hindeutet, dass möglicherweise Donepezil generell bei der vaskulären Demenz unwirksam ist. Eine andere potenzielle Erklärungsmöglichkeit ist aber die relativ geringe Patientenzahl und die Tatsache, dass es weiterhin keine optimalen Messinstrumente für das Ausmaß kognitiver Störungen bei Patienten mit vaskulärer Demenz gibt.

Quelle

Dichgans M, et al. Donepezil in patients with subcortical vascular cognitive impairment: a randomised double-blind trial in CADASIL. Lancet Neurology 2008;7:310–8.

Psychopharmakotherapie 2008; 15(06)