Parkinson-Krankheit

Pergolid und Herzklappenschädigungen


Prof. Dr. H. C. Diener, Essen

Eine Fall-Kontroll-Studie und eine größere Metaanalyse zeigen, dass es einen dosisabhängigen Zusammenhang zwischen der Behandlung mit dem Dopaminagonisten Pergolid und Herzklappenschäden bei Parkinson-Krankheit gibt.

Pergolid (z.B. Parkotil®) ist ein Ergotamin-Derivat und wirkt als direkter Dopaminagonist in der Behandlung der Parkinson-Erkrankung und des Restless-Leg-Syndroms. Pergolid kann Lungenfibrosen, Pleurafibrosen und Retroperitonealfibrosen erzeugen, wie dies auch für andere Ergotamin-Derivate bekannt ist. Es gibt bereits einige Fall-Kontroll-Studien, deren Ergebnisse nahe legen, dass Pergolid in der Behandlung der Parkinson-Krankheit dosisabhängig zu Veränderungen an Herzklappen mit Regurgitationen führen kann. Die französischen Autoren berichten in der vorliegenden Publikation von einer Fall-Kontroll-Studie und einer Metaanalyse, um diesen Zusammenhang zu belegen.

Fall-Kontroll-Studie

In die Studie wurden 96 Patienten mit Parkinson-Krankheit aufgenommen, die länger als 3 Monate mit Pergolid behandelt worden waren. In die Vergleichsgruppe wurden 50 Patienten mit Parkinson-Krankheit eingeschlossen, die weder Pergolid noch Cabergolin (z.B. Cabaseril®) erhielten. Bei allen Patienten wurde eine Echokardiographie durchgeführt. Die Auswertung erfolgte durch Kardiologen, denen die Behandlung der Patienten nicht bekannt war. Primärer Endpunkt war eine mittelschwere bis schwere Regurgitation als Zeichen einer Klappenschädigung an mindestens einer Herzklappe.

Herzklappenveränderungen fanden sich bei 15 Patienten (17,4%) in der Pergolid-Gruppe und bei 2 Patienten (4,3 %) in der Kontrollgruppe (Odds-Ratio [OR] 4,75; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 1,02–22,1; p=0,03). Die Herzklappenveränderungen waren mit der kumulativen Pergolid-Dosis assoziiert.

Metaanalyse

In die Metaanalyse wurden auf der Basis einer PubMed-Recherche für den Zeitraum 1. Januar 1966 bis 1. April 2007 sieben Studien aufgenommen. Insgesamt wurden in den Studien 394 Patienten mit Pergolid und 280 Patienten nicht mit Ergotamin-Derivaten behandelt. Zwischen diesen beiden Gruppen konnte ein signifikanter Unterschied bei mittel bis schwer ausgeprägten Regurgitationen gezeigt werden (OR 3,1; 95%-KI 1,7–5,6; p<0,001). Das Risiko von Herzklappenveränderungen war mit der kumulativen Pergolid-Dosis assoziiert. In der Metaanalyse betrugen die kumulativen Pergolid-Dosierungen 1400 mg bis 5254 mg. Die mittlere Behandlungsdauer lag zwischen 18 und 63 Monaten.

Kommentar

Sowohl die Ergebnisse der Fall-Kontroll-Studie als auch die der Metaanalyse von insgesamt sieben Studien belegen mit eindeutiger statistischer Signifikanz den Zusammenhang zwischen einer Behandlung mit dem Dopaminagonisten Pergolid und dem Auftreten von Herzklappenveränderungen bei Patienten mit Parkinson-Krankheit. Damit ist ein kausaler Zusammenhang sehr wahrscheinlich, zumal es Einzelfallberichte gibt, nach denen diese Herzklappenveränderungen reversibel sind, wenn Pergolid und Cabergolin abgesetzt werden und die Behandlung mit Non-Ergot-Dopaminagonisten wie Pramipexol oder Ropinirol fortgesetzt wird. Die Ergebnisse sollten Anlass sein, bei Parkinson-Patienten, die mit Pergolid behandelt werden, vor Behandlungsbeginn sowie anschließend mindestens einmal im Jahr eine Echokardiographie durchzuführen. Dies wird inzwischen auch (mit engermaschigen Kontrollen zu Beginn) in der Gebrauchsinformation gefordert. Grundsätzlich sind Dopaminagonisten, bei denen es sich nicht um Ergotamin-Derivate handelt, vorzuziehen.

Quelle

Corvol JC, et al. Heart valve regurgitation, pergolide use, and parkinson disease: an observational study and meta-analysis. Arch Neurol 2007;64:1721–6.

Psychopharmakotherapie 2008; 15(04)