Neue Psychopharmaka im Fokus


Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. G. Laux Wasserburg-Gabersee/München

Auf breiter Front haben vor allem die Print-Medien in den letzten Wochen negativ über neuere Psychopharmaka berichtet. Dies betraf vor allem die selektiven Antidepressiva (SSRI u.a.), die außer bei schweren Depressionen in ihrer Wirksamkeit als Plazebo-ähnlich dargestellt wurden – basierend auf einer neuen Metaanalyse (Kirsch et al., PLoS Med 2008). In Anbetracht der großen Bedeutung für die Fachwelt, Kollegen, Patienten und Angehörige werden wir im nächsten Heft der PPT als Schwerpunktthema Nutzen und Wirksamkeit von Antidepressiva mit einer Pro- und Contra-Debatte, Stellungnahmen und fundierten Kommentaren vorsehen.

Meines Erachtens noch nicht ausreichend kommentiert wurde die Arbeit zur Mortalität durch Neuroleptika (Aderhold, Soziale Psychiatrie 2007), hier sind dringend notwendige Stellungnahmen unter anderem von der Arbeitsgruppe Biologische Psychiatrie der Bundesdirektorenkonferenz in Vorbereitung.

Das vorliegende Heft bietet Übersichten zu drei neueren Substanzen: Jost et al. von der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden charakterisieren den neuen Non-Ergot-Dopaminagonisten Piribedil, der international seit vielen Jahren, in Deutschland erst seit einem halben Jahr verfügbar ist.

Die Arbeitsgruppe um M. Bauer, Dresden, beschreibt das klinische Profil des neuen selektiv noradrenerg-dopaminergen Antidepressivums Bupropion, das schon seit fast 10 Jahren in den USA, seit einem Jahr nun in Deutschland zur Depressionsbehandlung zugelassen ist (schon länger zur Raucherentwöhnung!).

Eine neue Übersicht zur Verträglichkeit und dem Nebenwirkungsprofil des selektiv noradrenerg-serotonergen Antidepressivums Duloxetin gibt E. Haen, Regensburg. Bereits Ende 2005 sowie 2007 hatte die PPT den Einsatz dieses Antidepressivums beim Schmerz (im Rahmen der Depression sowie bei diabetischer Polyneuropathie und bei Fibromyalgie) dargestellt (Psychopharmakotherapie 2005;Supplement 15 und 2007;Supplement 17).

In der Rubrik Originalarbeiten werden zunächst von Davids et al. aus den Rheinischen Kliniken Essen im Sinne einer „Real World“-Studie Versorgungsdaten zu atypischen Antipsychotika in der Akutbehandlung schizophrener Psychosen über einen Zeitraum von über 10 Jahren präsentiert. Fuchs et al., Regensburg, haben Pharmakovigilanz-Daten der AGATE zu Blutbildveränderungen unter Psychopharmaka über einen Zeitraum von 13 Jahren analysiert. Wie nicht anders zu erwarten, dominiert bei Leukopenie und Agranulozytose Clozapin, es wurden aber auch Fälle unter Carbamazepin, Olanzapin und Mianserin gemeldet.

Der Bericht in der Rubrik Arzneimittelsicherheit/AMSP ist dieses Mal spannend wie ein Kurzkrimi. Die Auflösung zur Missinterpretation eines Venlafaxin-Blutspiegels unterstreicht die Wichtigkeit des Drug-Monitorings und der Medikamenten-Anamnese.

Wie immer abgerundet wird das Heft mit interessanten Kurzberichten aus der internationalen Literatur und von Kongressen. Für die Terminplanung sei besonders hingewiesen auf den 26. CINP-Kongress vom 13. bis 17. Juli 2008 in München – ein Jubiläumskongress zum 50-jährigen Bestehen dieser wichtigen internationalen Psychopharmaka-Fachgesellschaft. Wir Herausgeber hoffen, Sie dort begrüßen zu können!

Psychopharmakotherapie 2008; 15(03)