Parkinson-Krankheit

Lange beweglich mit früher Kombinationstherapie


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Unter frühzeitiger Kombinationstherapie mit einem MAO-B-Hemmer, einem NMDA-Antagonisten und einem Dopaminagonisten, aber ohne Levodopa blieben Parkinson-Patienten über Jahre hinweg gut beweglich. Die Ergebnisse der Behandlung von 141 Patienten einer neurologischen Praxis wurden im März dieses Jahres beim 5. Deutschen Parkinson-Kongress vorgestellt.

Bei initialer Behandlung einer Parkinson-Krankheit mit Levodopa kommt es nach wenigen Jahren zu Levodopa-induzierten Dyskinesien. Schon mehrfach wurde gezeigt, dass die Dyskinesien seltener bzw. später auftreten, wenn statt mit Levodopa initial mit einem Dopaminagonisten behandelt wird. Noch effektiver ist möglicherweise eine Kombination von mehreren Wirkstoffen, die nach experimentellen Befunden ein neuroprotektives Potenzial haben. In einer neurologischen Praxis wurde bei 141 Patienten mit einer SPECT-gesicherten Diagnose einer Parkinson-Krankheit innerhalb von drei Monaten nach Diagnosestellung eine Behandlung mit folgendem Regime begonnen:

Selegilin 7,5 mg/d für drei Wochen

Ab Woche 4 zusätzlich Amantadinsulfat 200 mg/d, bei Ruhetremor alternativ Budipin 10 mg/d

Dopaminagonist, individuelle Auswahl und Dosistitration (in den meisten Fällen Pramipexol, Cabergolin oder Pergolid)

Zur Diagnose und Verlaufskontrolle dienten die Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) und standardisierte Videoaufzeichnungen.

Nach 5- bis 10-jähriger Behandlung erhielten 120 Patienten noch diese Kombinationstherapie. Die durchschnittliche Tagesdosis der am häufigsten eingesetzten Dopaminagonisten betrug dabei 4,3 mg Pergolid (n=28), 7,7 mg Cabergolin (n=38) und 2,7 mg Pramipexol (n=42). Bei 21 Patienten (davon 12 mit Pramipexol als Dopaminagonist) wurde aus verschiedenen Gründen die zusätzliche Gabe von Levodopa in einer mittleren Dosis von 273 mg/d erforderlich.

Der UPDRS-Gesamtscore der Patienten in der On-Phase betrug bei den durchweg ohne Levodopa behandelten Patienten vor der Behandlung im Schnitt 28 Punkte, besserte sich nach Behandlungsbeginn und war nach fünf bis zehn Jahren immer noch deutlich verbessert mit durchschnittlich 16 Punkten. Off-Phasen kamen bei diesen Patienten noch nicht vor. Die Patienten mit zusätzlicher Levodopa-Therapie waren schwerer krank; ihr UPDRS-Gesamtscore war anfänglich von 35 auf 22 Punkte gesunken und betrug nach fünf bis zehn Jahren wieder durchschnittlich 36 Punkte.

Der Behandlungserfolg war von hoher Alltagsrelevanz. 62% der Patienten waren bis zum 60. Lebensjahr noch berufstätig.

Quelle

Oehlwein C. 10 Jahre Therapie ohne L-Dopa oder mit geringer L-Dopa-Dosis bei 141 De-novo-Parkinson-Patienten: Dopaminagonisten in Kombination mit Amantadin (Sulfat) und/oder Budipin sowie MAO-B-Hemmern. 5. Deutscher Parkinson-Kongress, Ulm, 7. bis 10. März 2007.

Psychopharmakotherapie 2007; 14(06)