Antipsychotische Langzeittherapie

Unterschiedliche Verträglichkeit von Aripiprazol und Olanzapin


Dr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

In einer einjährigen offenen Studie mit Patienten mit einer chronischen Schizophrenie erwiesen sich die beiden atypischen Neuroleptika Aripiprazol und Olanzapin als vergleichbar effektiv. Gewichtszunahme und erhöhte Lipidspiegel traten unter Olanzapin häufiger auf als unter Aripiprazol.

Die kontinuierliche Langzeiteinnahme von Antipsychotika ist von zentraler Bedeutung bei der Behandlung von Schizophrenie-Patienten. Dabei werden Atypika im Allgemeinen besser vertragen als typische Neuroleptika, doch gibt es auch in dieser Stoffgruppe Unterschiede im Nebenwirkungsprofil, die sich auf die Langzeit-Compliance auswirken. Dies gilt vor allem für die sich erst langsam entwickelnden Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme und sexuelle Dysfunktion. Medizinisch bedeutsam sind neben der Gewichtszunahme auch Veränderungen von Stoffwechselparametern, die in einen manifesten Typ-2-Diabetes oder eine Dyslipidämie münden können und kardiovaskuläre Risikofaktoren darstellen.

Bisher gibt es nur wenige Langzeitstudien zu einem direkten Vergleich der Wirksamkeit und Verträglichkeit von atypischen Neuroleptika. In einer Ein-Jahres-Studie wurde nun das schon länger bekannte Antipsychotikum Olanzapin (Zyprexa®) mit dem neueren Atypikum Aripiprazol (Abilify®) verglichen.

Studiendesign

Einbezogen wurden Patienten mit einer chronischen Schizophrenie, die im Rahmen einer 26-wöchigen randomisierten, doppelblind und Plazebo-kontrolliert durchgeführten Studie entweder mit 15 mg/d Aripiprazol oder Plazebo behandelt worden waren. Patienten, die die kontrollierte Phase der Studie beendet hatten oder während der Doppelblindphase nach zwei oder mehr Wochen einen Rückfall erlitten, konnten anschließend an der offenen Erweiterungsphase teilnehmen und wurden randomisiert einer Behandlung mit Aripiprazol (15–30 mg/d, n=104) oder Olanzapin (10–20 mg/d, n=110) über 52 Wochen zugewiesen. Die Einnahme weiterer antipsychotisch wirksamer Medikamente war nicht erlaubt.

Ergebnisse

69% der Patienten beendeten die Studie. Der Gesamtscore der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) ging in beiden Studienarmen vergleichbar zurück, und zwar

bei den in der vorangegangenen Studienphase stabil gebliebenen Patienten um 7,9 Punkte unter Aripiprazol und um 7,4 Punkte unter Olanzapin

bei den Patienten, die ein der Doppelblindphase einen Rückfall erlitten hatten, um 31,2 Punkte unter Aripiprazol und um 29,6 Punkte unter Olanzapin

(jeweils bezogen auf die Patienten, die die offene Studie beendeten; bezogen auf die Gesamtgruppen fielen die Effekte geringer, aber qualitativ vergleichbar aus).

Die Patienten der Olanzapin-Gruppe berichteten im Verlauf der Studie häufiger über extrapyramidale Symptome (18%) als Patienten der Aripiprazol-Gruppe (10%), bei Studienende waren keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in der Beurteilung der extrapyramidal-motorischen Symptome festzustellen. Auch bei anderen häufigen Nebenwirkungen wie Insomnie (24% unter Aripiprazol vs. 26% unter Olanzapin), Angst (10% vs. 11%), Kopfschmerzen (9% vs. 12%) und Somnolenz (9% vs. 7%) ergaben sich keine Differenzen.

Eine Gewichtszunahme war jedoch zu allen Kontrollterminen in der Olanzapin-Gruppe häufiger als in der Aripiprazol-Gruppe und betrug bei Studienende +2,54 kg vs. +0,04 kg (p<0,001) (bei vollständiger Studienteilnahme nach 52 Wochen +3,02 kg vs. +0,57 kg [p=0,004]). Bei den Laborwerten waren die Veränderungen bei Nüchternblutzucker- und Lipidwerten unter Aripiprazol tendenziell günstiger als unter Olanzapin, signifikante Unterschiede ergaben sich bei Gesamtcholesterol- sowie LDL- und HDL-Cholesterolwerten. Auch war der Anstieg der Prolactinspiegel zu Studienende und zu allen Zeitpunkten der Untersuchung unter Olanzapin signifikant stärker ausgeprägt als unter Aripiprazol.

Fazit und Diskussion

Die beiden Atypika Aripiprazol und Olanzapin sind in der Langzeittherapie chronisch stabiler sowie akut psychotischer Schizophrenie-Patienten vergleichbar effizient, Patienten mit einer stärkeren Symptomausprägung profitieren in größerem Ausmaß als Patienten mit nur leichter Symptomatik. Einige häufige Nebenwirkungen wie Insomnie oder Ängstlichkeit sind unter beiden Medikamenten vergleichbar häufig, Unterschiede ergeben sich vor allem bei der Zunahme des Körpergewichts und der Lipidwerte zugunsten von Aripiprazol. Diese Unterschiede sollten bei der individuellen Langzeit-Therapieeinstellung der Patienten berücksichtigt werden, um die notwendige Patienten-Compliance zu sichern.

Quelle

Chrzanowski WK, et al. Effectiveness of long-term aripiprazole therapy in patients with acutely relapsing or chronic, stable schizophrenia: a 52-week, open-label comparison with olanzapine. Psychopharmacology 2006;189:259–66.

Beilagenhinweise: Dieser Ausgabe liegen PPT Extra Nr. 27 und 28 bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.

Psychopharmakotherapie

Arzneimitteltherapie psychischer und neurologischer Erkrankungen

Psychopharmakotherapie 2007; 14(05)