Ausgeprägte demenzbedingte Verhaltensstörungen

Niedrig dosiertes Risperidon als Therapie der ersten Wahl


Stefan Oetzel, Tübingen

Die für eine Alzheimer-Erkrankung typischen Verhaltensstörungen belasten die Patienten, aber auch die Angehörigen oft beträchtlich und machen eine medikamentöse Behandlung unumgänglich. Eine wirksame und verträgliche Therapieoption, die sowohl dem Fach- als auch dem Hausarzt die Betreuung von Demenz-Kranken erleichtert, bietet das atypische Antipsychotikum Risperidon in niedriger Dosierung. Der Einsatz des Atypikums wird – bei entsprechender Indikation – von Fachgesellschaften ausdrücklich empfohlen.

Nahezu jeder Alzheimer-Patient zeigt im Verlauf seiner Krankheit – neben Gedächtnis-, Sprach- und Orientierungsstörungen – auch nichtkognitive Symptome wie Aggressivität, Wahn, Halluzinationen oder einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus. Solche demenzbedingten Verhaltensstörungen beeinträchtigen die Alltagsaktivitäten, führen bei Patienten und Bezugspersonen zu einem oft erheblichen Leidensdruck, machen so die häusliche Pflege in vielen Fällen unmöglich und gelten daher als Hauptursache für die Heimunterbringung. Eine effektive Therapie ist deswegen aus medizinischen, aber auch aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen notwendig. Wenn hier nichtmedikamentöse Behandlungen wie Verhaltenstherapien keinen ausreichenden Erfolg zeigen, wird die Gabe eines Antipsychotikums meist unumgänglich. Bisher werden hierzu häufig herkömmliche Neuroleptika eingesetzt, die jedoch Nebenwirkungen wie Sedierung, erhöhte Sturzneigung oder motorische Störungen hervorrufen können. Eine Alternative bietet Risperidon in niedriger Dosierung (Risperdal® 1mg).

Verbesserung der Symptomatik und Entlastung der Angehörigen

Dass Demenz-Patienten auch im klinischen Alltag von einer Behandlung mit dem Atypikum profitieren, zeigen die Ergebnisse zweier Anwendungsbeobachtungen an insgesamt 6170 ambulanten Patienten: Während der sechs- bis achtwöchigen Therapie mit Risperidon (durchschnittlich 1,5 mg/d) besserten sich die Verhaltensauffälligkeiten und psychotischen Symptome schon nach zwei bis drei Wochen signifikant und waren am Ende der Behandlung deutlich geringer ausgeprägt als zu Beginn. Aber nicht nur die Patienten selbst, sondern auch die Personen in deren Umfeld werden durch die Therapie erheblich entlastet, wie eine weitere Untersuchung belegt. In deren Rahmen stellten die Ärzte 111 ambulante Demenz-Patienten, die an Verhaltensstörungen litten, von niederpotenten Neuroleptika auf Risperidon (1 mg/d) um. Nach sechswöchiger Therapie konnten sowohl die zeitliche und soziale Belastung als auch das Wohlbefinden und die Alltagskompetenz der meisten pflegenden Angehörigen verbessert werden (Abb. 1). Folgerichtig bescheinigten die Ärzte über 86% der Angehörigen eine (leicht) gesteigerte Lebensqualität.

Abb. 1. Entlastung der pflegenden Angehörigen von 111 ambulanten, verhaltensgestörten Demenz-Patienten durch eine Behandlung mit Risperidon (1 mg/d). In den meisten Fällen profitierten die Angehörigen von der sechswöchigen Therapie mit dem Atypikum [nach Stoppe et al., DGPPN-Kongress 2004]

In Leitlinien empfohlen

Aufgrund solcher positiven Studienergebnisse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit erhielt Risperidon als bisher einziges atypisches Antipsychotikum eine Zulassung zur Behandlung von Demenz-Kranken mit beeinträchtigenden psychotischen Symptomen oder schwerer chronischer Aggressivität, durch die sich die Patienten selbst oder andere gefährden. Entsprechende Empfehlungen für die Therapie von Alzheimer-Patienten gibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in ihren aktuellen Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Dort heißt es, dass die Behandlung in der Regel mit atypischen Neuroleptika erfolgen sollte, und weiter: „Da in Deutschland zurzeit in der Indikation bei geriatrischen dementen Patienten für Risperidon als einzigem Medikament eine offizielle Zulassung besteht, ist diese Substanz als Mittel der ersten Wahl anzusehen.“ In ähnlicher Weise stützen die Evidenz-basierte Leitlinie der Universität Witten/Herdecke, die Therapieempfehlungen der Arzneimittelkomission der Deutschen Ärzteschaft sowie ein Konsensuspapier geriatrischer und gerontopsychiatrischer Fachgesellschaften die Behandlung von verhaltensgestörten Demenz-Patienten mit dem Atypikum.

Fazit

Die Umstellung von Patienten, die unter demenzassoziierten Verhaltensauffälligkeiten leiden, auf Risperidon in einer niedrigen Dosierung von 1 mg/d ist in der Praxis problemlos möglich und führt zur raschen und signifikanten Verbesserung der Symptomatik sowie zu einer erheblichen Entlastung der Pflegepersonen. Gleichzeitig wird das Antipsychotikum gut vertragen, was eine hohe Therapiesicherheit gewährleistet. Zudem ist das Präparat als einziges Atypikum für diese Indikation zugelassen und wird explizit von Fachgesellschaften empfohlen. Daher gilt Risperidon als Mittel der ersten Wahl für die Behandlung ausgeprägter Verhaltensstörungen bei Alzheimer-Demenz.

Quelle

Dr. Klaus-Christian Steinwachs, Nürnberg, Dr. Matthias Krüger, Isernhagen. Pressekonferenz „Ausgeprägte demenzbedingte Verhaltensstörungen – Risperdal® 1 mg: erste Wahl für Fach- und Hausarzt“, veranstaltet von Janssen-Cilag, Köln, 7. Februar 2007.

Psychopharmakotherapie 2007; 14(03)